US-Partydroge Kin

Ekstase und Selbstzurichtung

Seite 2 – Sinn des Saufens

Kin enthält Nootropika, besser bekannt als smart drugs, welche die Gehirnfunktionen verbessern sollen. Dabei sollte man meinen, Sinn des Saufens sei es, die Gehirnfunktionen auszuschalten. Zu den besagten Stoffen zählt das in Kin enthaltene Citicolin, das gegen Demenz eingesetzt wird. So ist auch die erprobte Kulturtechnik, zu trinken, um zu vergessen, mit Kin wohl eher nicht zu haben.

Das ebenfalls in Kin enthaltene Neotropikum 5-HTP hilft dabei, den Serotoninspiegel auf lange Sicht zu erhöhen, und kann somit stimmungsaufhellend wirken und gegen Stress helfen. Aber eben auf lange Sicht. Es macht einen nicht high. Wie man damit einen Kneipenabend bei reichlich Bier und Schnaps ersetzen soll, erschließt sich nicht.

Der einzig in dieser Hinsicht interessante Wirkstoff in Kin ist Phenibut. Wissenschaftler in der Sowjetunion entwickelten ihn in den sechziger Jahren als Antidepressivum für die bemannte Raumfahrt. Die sowjetische Regierung empfahl ihren Kosmonauten, Phenibut zu nehmen, weil es zugleich beruhigend und stimulierend wirkt.

Zwar ist inzwischen hinlänglich klar, dass von der Sowjetunion lernen nicht immer bedeutet, siegen zu lernen, aber Phenibut hält sich munter. Es spielt bis heute eine Rolle im postsowjetischen Nachtleben, vor allem in der bis weit über die Landesgrenzen berühmten Clubszene im georgischen Tiflis. Dies fand im August vorigen Jahres die Jungle World bei Recherchen über Georgiens sogenannte Techno-Revolution heraus. Wegen der äußerst restriktiven Drogenpolitik wird Phenibut dort als Alternative zu anderen Rauschmitteln konsumiert.