Chemsex-Partys

»Es gibt Fälle von Traumatisierung«

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Interview Von

Und wie lange geht so eine Party?
UG: Es kann zwei Stunden dauern, es kann aber auch das ganze Wochenende gehen. Manche Partys beginnen am Freitagnachmittag und hören am Montagmorgen auf.

In Großbritannien, wo Chemsex auch verbreitet ist, gab es Berichte von Todesfällen. Ganz harmlos sind die Partys ja vielleicht doch nicht.
DS: Das sind sehr wahrscheinlich die Folgen von Überdosierungen. Wir haben aber de facto keine Zahlen und es ist auch schwierig, eine Statistik zu erstellen, weil Todesursachen vielleicht gar nicht festgestellt werden. Wir können aber vermuten, dass es auch in Deutschland Todesfälle gibt. Chemsex ist kein Massenphänomen. Die Studien, die wir haben, zeigen, dass es sich um eine Gruppe von ein paar Tausend Leuten handelt. Was den Konsum von ­Alkohol angeht, unterscheiden sich die Schwulen- und Heteroszenen gar nicht.

Was raten Sie bei der Aidshilfe Leuten, die Chemsex praktizieren möchten?
DS: Wir geben ihnen mit auf den Weg, was sie wissen müssen, um beim Konsum so gut wie möglich ihre Gesundheit zu schützen. Wir raten ihnen, sich schlau zu machen, was die Drogen bewirken und welche Wechselwirkungen es zwischen verschieden Substanzen gibt, um eben nicht überzudosieren. Wir raten auch dazu, nicht unbedingt allein auf solche Partys zu gehen, sondern mit jemandem, der ein bisschen aufpassen kann. Wir raten, regelmäßig zu essen und zu trinken. Bei gut organisierten Partys wird oft schon genau dafür gesorgt. Für Leute, die HIV-positiv sind, ist es auch wichtig, ihre Medikamente zu nehmen.

Wie kommt es, dass in dieser Szene offenbar viele Menschen unterwegs sind, die HIV-positiv sind?
DS: Das hat sicher auch mit dem HIV-Stigma zu tun und mit der spezifischen Abwertung, die die Menschen durch die Erkrankung erfahren. Manche konsumieren, um sich einmal von dieser Belastung zu befreien und das alles beiseite lassen zu können. Das ist sicher einer der Gründe.