Fußballfans in Israel

Der Sabbat der Ultras

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Meister der dritten Liga Nord wurde Hapoel Umm al-Fahm aus der gleichnamigen Stadt, der größten fast ausschließlich von Arabern bewohnten in Israel. Zu den Heimspielen waren in der Rückrunde jeweils mehr als 5 000 Zuschauer ins Salaam-Stadion gekommen. Wie bei MS Kfar Qasem besteht der Kader des Clubs zur Hälfte aus jüdischen Spielern und auch die begeisterten Ultras von Hapoel Umm al-Fahm singen zumeist auf Hebräisch. Nach dem Aufstieg von MS Kfar Qasem und Hapoel Umm al-Fahm und dem Abstieg von Bnei Sakhnin in die zweite Liga wird dort in der kommenden Saison der Wettstreit darum ausgetragen, welche Mannschaft die beste unter den arabischen Ver­einen ist, denn in der Spielklasse befinden sich auch noch Ahi Nazareth und Bnei Lod, Teams aus Städten mit relativ großem arabischen Bevölkerungsanteil. Außerdem wird neben Katamon mit Hapoel Petach Tikva ein weiterer von den Fans getragener Club vertreten sein. Im März kauften die Anhänger ihren eigenen Verein, er wird in der zweiten Liga auf den Erzrivalen Maccabi Petach Tikva treffen.

Das neue Fanforum der zweiten Liga kommt also zur richtigen Zeit. Gründer und Administrator ist Shy Nobleman, ein bekannter israelischer Sänger, der seit mehreren Jahren Zweitligaspiele bei einem israelischen Sportsender kommentiert. Nobleman sagt, die Fans verschiedener Vereine hätten schon seit längerem Interesse an einem Austausch gezeigt. Nach ihren Erfahrungen mit dem Forum der dritten Liga Süd äußerten beispielsweise die Fans von Kfar Qasem den dringenden Wunsch, eine entsprechende Plattform zu gründen. Auch die Anhänger von Hapoel Umm al-Fahm befürworteten das.
Nobleman steckt nach eigener Aussage jeden Tag viel Zeit in das Forum. Dank seiner Beharrlichkeit sind Fans fast aller Mannschaften der zweiten Liga dort vertreten. Am

Anfang seien einige Ermahnungen ­nötig gewesen, sich an die Umgangsregeln zu halten, sagt der Administrator. Während des Ligapokals habe der Betrieb im Forum rasant zugenommen, bereits vor dem ersten Spieltag sei es ein »unglaublicher Erfolg« gewesen, so Nobleman. Da sich auch die Anhänger der arabischen Mannschaften rege beteiligen, könnte das Forum zu einem erfolgsträchtigen jüdisch-arabischen Verständigungsprojekt werden – ganz ohne NGOs, Fördergelder und internationale Vermittler.