נושא - Die Ultraorthodoxen in Israel

Die Macht der Gottesfürchtigen

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Die Rabbinischen Gerichte sind Teil des israelischen Rechtssystems und werden vom Ministerium für Religiöse Dienste verwaltet. Die Gerichte haben die ausschließliche Zuständigkeit für die Eheschließung und Scheidung von ­Juden und sind parallel zu den Bezirksgerichten in Fragen des Personenstands, des Kinderunterhalts, des Sorgerechts und der Erbschaft zuständig. Religionsurteile werden – wie die das Zivil­gerichtssystems – von der Polizei, den Staatsanwälten und Gerichtsvoll­ziehern und anderen Stellen vollstreckt.

»Ich bin zuversichtlich, dass die Haredim in die israelische Wirtschaft und Gesellschaft integriert werden können, wenn sie innerhalb dieser Systeme Autonomie erlangen und gleichzeitig von Leistungen dieser Einbindung profitieren«, sagt Gilad Malach vom Israel ­Democracy Institute der Jungle World.

Die Frage der Befreiung von der Wehrpflicht erregt bei vielen Israelis die Gemüter, da bislang kaum Ultra­orthodoxe in der israelischen Armee dienen. Auch gingen bis vor kurzem nur 50 Prozent der ultraorthodoxen Männer überhaupt einer Beschäftigung nach. Die Regierung unterstützt sie mit Steuererleichterungen und hohen Sozialleistungen. »In den letzten Jahren sind hier Veränderungen zu erkennen«, sagt Malach, »viele Haredim besuchen eine Universität und auch ihre Beschäftigungsquoten steigen, vor allem im Hightech-Sektor. Auch leisten immer mehr von ihnen Militärdienst.«

Während viele in Israel den Konflikt mit den Palästinensern als den bestimmenden Kampf ihres Landes betrachten, fürchtet sich Mika Bar Adam vom Café Bastet vor den gesellschaftlichen Zerwürfnissen zwischen religiösen und weltlichen Israelis: »Sollte die ultraorthodoxe Bevölkerung weiter wachsen, dann könnte in Zukunft das bisherige Verhältnis zwischen religiösen und ­säkularen Juden gefährdet sein.« Für Adam könnte die israelische Gesellschaft dann einen Punkt erreichen, an dem das Gleichgewicht zwischen den jüdischen Gemeinden nicht länger Bestand hätte. »Solange die Ultraortodoxen weiterhin die Macht haben, Koalitionen und Regierungen zu bilden, werden sie im Grunde das bekommen, was sie wollen«, sagt sie und warnt: »Irgendwann wird die Situation eskalieren.«