Lana Del Reys neues Album »Norman Fucking Rockwell«

Lana Del fucking Rey

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Wenn Lana Del Rey im Titelsong über das »man-child« singt, muss man an die Szene im neuen Film von Quentin Tarantino denken, in der sich der (Achtung, männlich!) lederbejackte Schauspieler Steve McQueen (gespielt von Damian Lewis) auf einer Party in der Playboy Mansion darüber beklagt, dass die von ihm verehrte Sharon Tate leider nur auf kleine Typen stehe, die aussehen wie zwölfjährige Buben, und er daher bei ihr keine Chance häbe. Dazu passt, dass der titelgebende Norman Rockwell, obwohl unglaublich erfolgreich, Zeit seines Lebens damit gehadert hat, kein richtiger Künstler, sondern »nur« ein Illustrator für Zeitschriften und nicht einer von den Alpha-Male-Malern zu sein. Als Kommerzkünstler, um den bis heute von der seriösen Kunstgeschichte ein großer Bogen gemacht wird, prägte er ein idealisiertes Bild von Amerika und der weißen, heterosexuellen Familie.

Akronyme, brennende Hügel und nicht zu vergessen die Flagge der USA – Lana Del Reys Plattencover ist gefundenes Fressen für jeden Semiologen.

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Plattenproduzent Antonoff steht wiederum wegen seiner Arbeit mit Popstars wie Taylor Swift für einen zeitgenössischen Sound von amerikanischem Pop, und falls er nicht von ähnlichen Zweifeln geplagt ist wie der Titelheld, so teilt er zumindest die obsessive Arbeitsweise mit ihm. Zusammen mit einem anderen Hitfabrikanten, Rick Nowels (Celine Dion, Madonna), schrieb Del Rey für da neue Album die ebenfalls Obsessivität thematisierende Zeile: »We were so obsessed with writing the next best American record.«

Rockwell und seine Bilder Amerikas kann man auch gegen den Strich lesen. Die Rockwell-Versteher waren vor allem Männer, von Tom Wolfe bis Andy Warhol, zu einer Zeit, als der Künstler in seriösen Kreisen im besten Fall für Kitsch stand. In dieser Tradition könnte man vielleicht auch die völlig verrückte Freundschaft ­Kanye Wests zu Donald Trump  sehen, der bekanntlich den Präsidenten »liebt«. Mit Rechten reden? Hold my MAGA Cap!