Die Methoden der Landshuter Kinder- und Jugendpsychiatrie werden kritisiert

Überwachen und fixieren

Seite 2

Intern kam der neue Chefarzt mit seiner Kritik nicht weiter. Stattdessen warfen ihm Mitglieder des Kollegiums und einige Pflegende Inkompetenz vor. Eglinsky machte daraufhin seine Vorwürfe öffentlich und wurde zunächst freigestellt. Die verlängerte ­Probezeit lief Ende Juli aus. Inzwischen hat er an eine andere Klinik gewechselt.

Am Bezirkskrankenhaus in Landshut ist man indes um Aufklärung bemüht. Ein externer Gutachter, Romuald Brunner von der Universität Regensburg, soll das Therapiekonzept bewerten. Im Oktober sollen die Ergebnisse vorliegen, verspricht der Bezirk Niederbayern. Baldmöglichst werde man die Ergebnisse auch den Medien zur Verfügung stellen. Selbstverständlich sei die ­Behandlung im BKH gesetzeskonform, antwortete die Behörde auf Anfrage der Jungle World. Alle Zwangsbehandlungsmaßnahmen seien familien­gerichtlich genehmigt. Der Bezirk habe seine Pflicht als Träger erfüllt. Bei der derzeitigen Diskussion gebe es hinsichtlich der gebotenen therapeutischen Maßnahmen allerdings unterschiedliche Auffassungen bei Experten, so der Bezirk.

Renate Schepker vom Zentrum für Psychiatrie Baden-Württemberg ist Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Weissenau-Ravensburg. »Das sind Bootcamp-Methoden, die Konditionierung zur Unterwerfung, und keine zeitgemäßen Therapie­formen«, bewertet sie den Stufenplan auf Nachfrage der Jungle World.

Das bayerische Gesundheitsministerium, das Kliniken beaufsichtigt, wollte Fragen, die seine Rolle betreffen, nicht beantworten. Das Justizministe­rium sieht sich nur bei richterlichen Anordnungen zuständig – an denen in diesem Fall nichts zu beanstanden sei. Das Sozialministerium wäre für Zwangsmaßnahmen im Maßregelvollzug zuständig, doch solche kamen am BKH Landshut bislang nicht vor.

Ist also alleshalb so wild in Landshut? Eglinskys Aussagen legen anderes nahe. »Wenn ihr von Kindern oder ­Jugendlichen aus der Landshuter Klinik über Missstände hört, dann tut das nicht einfach ab. Schaut bitte kritisch hin«, sagte er kürzlich vor anderen Experten bei einem Treffen in Regen.