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Rits’ mal bitte dicht

Kolumne Von

Reißverschlüsse gibt es seit rund 100 Jahren. Ihre Entstehungsgeschichte ist sehr interessant, aber um die geht es heute nicht, sondern um den Reißverschluss an sich. Beziehungsweise um das wundervolle niederländische Wort dichtritsen (einen Reißverschluss schließen), das aus den Wörtern dicht und ritsen besteht, was sehr wichtig zu wissen ist, wenn man es korrekt aussprechen möchte. Warum es keine deutsche Entsprechung für dichtritsen gibt, also jedenfalls keine, die aus nur einem Wort besteht, wie Kleiderträgerinnen sich das wünschen  – man weiß es nicht.

Vielleicht liegt es daran, dass vor allem die Oberkleidung für Männer in aller Regel aus äußerst langweiligen Zutaten besteht, also grob aus Pullover, Hemd oder T-Shirt, und Männer daher selten die Erfahrung machen, dass menschliche Arme nicht dazu gemacht sind, einen Reißverschluss zuzumachen, der den eigenen Rücken entlang verläuft. Das ist nämlich nur unter ausgesprochen entschlossenen, ziemlich albern aussehenden Verrenkungen möglich. Und falls es sich um ein eng anliegendes Kleidungsstück handelt, kann man nur hoffen, dass der zum Reißverschlussschließungszwecke hoch- oder heruntergezerrte Stoff bitte nicht reißen möge. In so ­einer Situation jemanden zu haben, dem man den Rücken zudrehen und »Mach’ mal bitte das Kleid (das Shirt) zu« sagen kann, ist ein viel zu selten gerühmter Vorteil des menschlichen Zusammenlebens.

Andererseits ist »Zieh mal bitte den Reißverschluss zu« oder Ähnliches sagen zu müssen, immer auch ein bisschen unangenehm, weil man ständig das Gefühl hat, es müsse doch ein einziges Wort dafür geben und man habe es womöglich bloß vergessen. Gibt es aber nicht. Weswegen dichtritsen dringend in die deutsche Sprache übernommen gehört, zumal es viel, viel schöner als die englischen Wörter zip und unzip ist. »Rit’s mal bitte dicht« klingt außerdem ganz wunderbar.