Evangelikale US-Amerikaner drohen mit Bürgerkrieg

Der große Verrat

Seite 2

Nach dem Skandal um Trumps Affäre mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels und mutmaßlich illegale Schweigegeldzahlungen war es ebenfalls Jeffress, der die fundamentalistisch-christliche Basis mit den Worten beruhigte, dass das Privatleben eines Präsidenten niemanden zu interessieren habe, viel wichtiger sei seine Politik. Damit bezog er sich auf die zahlreichen von der Regierung Trump nominierten ultrakonservativen Richter, von denen sich Evangelikale langfristig unter anderem ein Verbot von Abtreibungen erhoffen. Bei seinem Fox-News-Auftritt am Sonntag sprach Jeffress diese Evangelikalen abermals gezielt an. Er habe, sagte er, »sie noch nie so wütend erlebt« wie jetzt »bei diesem Versuch, den Präsidenten illegitim aus dem Amt zu entfernen«. Es folgte die recht unverhohlene Drohung mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die Trump dann auf Twitter zitierte.

Politische Kommentatoren wie der Jurist und Journalist Seth Abramson sind sich sicher, dass der Ratgeber des Präsidenten solche öffentlichen Äußerungen nicht ohne vorherige Absprache tätigt und dass sie ein Signal an die fundamentalistische Basis sind, denn der Prediger zitierte außerdem eine Passage aus dem alttestamentarischen »Buch Daniel«, in dem es um einen Krieg zwischen dem Norden und dem Süden und, nach christlicher Deutung, den Antichristen geht. Gewaltdrohungen aus Trumps Umfeld oder von ihm selbst sind allerdings nichts Neues. Im März hatte der Präsident auf Kritik an seinen naziverharmlosenden Äußerungen nach dem Attentat von Christchurch mit der Bemerkung reagiert, er habe »die Unterstützung des Militärs, der Polizei und von Bikern«, das seien alles »knallharte Leute«, und wenn sie an »einem bestimmten Punkt ankommen, wäre das sehr, sehr schlimm«.

Während einer Anhörung vor dem Kongress Anfang dieses Jahres mutmaßte Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen, dass der Präsident das Ergebnis der kommenden Wahl nicht unbedingt akzeptieren werde: »Nach den Erfahrungen, die ich mit Trump gemacht habe, fürchte ich, dass es im Falle einer Wahlniederlage 2020 keine friedliche Amtsübergabe geben wird.« Ähnlich hatte sich zuvor schon der berüchtigte Politikberater Roger Stone geäußert, der kurzzeitig auch Trump beraten hatte und außerdem für den Fall eines Impeachments bereits im August 2018 einen »Aufstand, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat«, prognostizierte; jeder Politiker, der für eine Amtsenthebung stimme, werde »sein eigenes Leben gefährden«.