Evangelikale US-Amerikaner drohen mit Bürgerkrieg

Der große Verrat

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Mit Gewalt geliebäugelt hatte Trump auch in der vergangenen Woche im Fall des Whistleblowers. Dessen Bericht über ein Telefonat des Präsidenten mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj sowie damit verbundene illegale Praktiken der Aktenablage im Weißen Haus hatten die Demokraten veranlasst, ein Amtsenthebungsverfahren anzustrengen. Bei einer Veranstaltung in New York verglich er den Unbekannten mit einem Spion und fügte hinzu, in den alten Zeiten, »als wir schlau waren«, sei man mit Spionen und Verrätern anders umgegangen – eine klare Anspielung auf die Todesstrafe.

Dass der Informant eine Art Spion sei, gehört seither zu den sogenannten talking points, die Trumps Mitarbeiter in Interviews immer wieder betonen, um das Amtenthebungsverfahren als illegal darzustellen. Diese talking points waren Bestandteil einer Handreichung an die Mitarbeiter, wie sie sich öffentlich äußern sollten. Sie war vorige Woche vom Weißen Haus aus Versehen auch an die Demokraten gefaxt worden. Trumps Spionagevergleich hat die Basis wohl verstanden. Nach Informationen des Fernsehenders CBS wurde der Whistleblower, der für die CIA arbeitet, mittlerweile unter federal protection, also unter den Schutz des Bundes, gestellt. Sein Anwalt dementierte dies zwar umgehend, CBS blieb dennoch bei seiner Darstellung.

Zuvor hatten Jack Burkman und Jacob Wohl, zwei Unterstützer Trumps, eine Belohnung in Höhe von 50 000 Dollar für denjenigen geboten, der die Identität des Informanten enthüllt. Die beiden Männer waren zuvor mehrfach durch Versuche aufgefallen, Trumps Gegner zu diskreditieren. Zuletzt hatten sie damit Schlagzeilen gemacht, dass sie auf einer Pressekonferenz eine Frau präsentieren wollten, die von Chefermittler Robert Mueller vergewaltigt worden sei. Das Vorhaben scheiterte daran, dass Mueller zum angeblichen Tatzeitpunkt erwiesenermaßen nicht vor Ort war und dass die Frau, die man als Opfer präsentieren wollte, sich weigerte, an der Inszenierung teilzunehmen. Burkman und Wohl hatten trotzdem ihr Ziel erreicht: Eingefleischte Trump-Fans glauben seither fest daran, dass Mueller ein Vergewaltiger und sein Untersuchungsbericht daher unglaubwürdig sei.