Dass der »Pflege-TÜV« für mehr Qualität in Pflegeheimen sorgt, ist unwahrscheinlich

Trotz Prüfung Panne

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Johanna Knüppel sagte der Jungle World: »Das neue System schafft mehr Transparenz und legt vor allem deutlich Gewicht auf Indikatoren, die gute oder schlechte Versorgungsqualität passgenauer abbilden und bewerten. Das ist im Vergleich zu den Pflegenoten eine Verbesserung, die wir begrüßen.« Besonders einfach werden die Ergebnisse des »Pflege-TÜV« aber nicht zu lesen sein. Schon die graphische Darstellung der Ergebnisse mit Hilfe diverser mit Zahlen versehener Kreise, Drei- und Vierecke dürfte für Verwirrung sorgen. »Ohne Zweifel brauchte es einen neuen ›Pflege-TÜV‹, der die ­Realität in den Heimen abbildet. Aber die Abschaffung der Noten und die neue Darstellung nach Kreisen, Punkten und Quadraten bringt keine schnelle Übersicht«, ließ sich Eugen Brysch, der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, in einer Pressemitteilung zitieren.

Siiri Doka, Referatsleiterin der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen (BAG Selbsthilfe), sagte der Jungle World: »Wir halten die vorliegenden Kriterien für eine gute Basis, weil die entscheidenden Fragen abgeprüft und auch überprüft werden. Ferner rückt die sogenannte Ergebnisqualität in den Vordergrund, also die Frage, wie es dem Pflegebedürftigen geht.« Die Befürchtung der Heime, dass der ­interne Dokumentationsaufwand durch die Pflicht zur halbjährlichen Datenerhebung steigt, bewerten die BAG Selbsthilfe und der DBfK unterschiedlich. »Nach unserer Einschätzung wird der Dokumentationsaufwand eher etwas sinken, da ja die internen Dokumentationen an Bedeutung verlieren und die Bedeutung der Ergebnisqualität zunimmt«, sagte Doka. Knüppel befürchtet dagegen erheblichen zusätzlichen Aufwand für die Heime: »Das ist die große Sorge, die alle in den Einrichtungen haben. Was nicht passieren darf, ist, dass bei der ohnehin viel zu knappen Pflegefachpersonenbemessung noch in großem Umfang Zeit der Fachkräfte für zusätzliche Dokumenta­tion und die Prüfungen abgezweigt wird.«

Die grundlegenden Probleme der Pflege wird das neue Verfahren Knüppel zufolge nicht lösen können. Allein durch eine intensivere Prüfung der Heime werde man die Qualität der Pflege nicht verbessern können. Die heutige Misere im Bereich der Pflege sei darauf zurückzuführen, dass es zu ­wenig Personal und zu viele gering qualifizierte Beschäftigte gebe. Es sei »zu wenig Geld im System«. Die Anzahl, Qualifikation und Bezahlung der Pflegekräfte gehen beim »Pflege-TÜV« nicht in die Bewertung eines Heims ein.