Platte - Michael Kiwanuka: Kiwanuka

Eigenlob stinkt nicht immer

Die Verwendung des eigenen Nachnamens für den Titel eines Albums ist eine Entscheidung, die eher Künstlern mit überhöhtem Drang zur Selbstdarstellung zuzutrauen wäre. Doch mit seinem kürzlich veröffentlichten dritten Album »Kiwanuka« will Michael Kiwanuka keinen Egotrip signalisieren, sondern ein Statement durch radikale Affirmation seiner selbst abgeben. Der gebürtige Londoner musste seit seiner Jugend seiner Identität nachforschen. So fühlte er sich als Kind ugandischer Eltern weder in dem mehrheitlich weißen und reichen Vorort von London, wo er aufwuchs, noch in Ugan­da, dessen Sprache und Kultur er nicht kannte, wirklich zu Hause.

Angesichts seiner Biographie wirken Songs wie die fröhliche Soul-Hymne »You Ain’t the Problem« wie die Ankündigung, aus diesem Zustand auszubrechen. Ansonsten bietet das Album aber weniger Soul zum Wohlfühlen, sondern eher politische Inhalte. So werden unter anderem Einspieler des Bürgerrechtlers John Lewis in Interludien verwendet. Im Song »Hero« verbindet der Künstler heutige Fälle von Polizeigewalt und Rassismus gegen schwar­ze Menschen mit der Ermordung des Sozialisten und Mitglied der Black-Panther-Party Fred Hampton, im Jahr 1969: »It’s on the news again/I guess they killed another«. Gewalt gegen schwarze Menschen ist ein wiederkehrendes Thema auf »Kiwanuka«. So singt er im Song »Rolling«: »No tears for the young/A bullet if you run away«. Es bleibt weiter düster, wenn Kiwanuka wie bei »Final Days« die letzten Tage der Erde als Folge des Klimawandels besingt und dabei Endzeitstimmung anklingen lässt.

Trotz aktueller Themen fühlt man sich klanglich in die siebziger Jahre zurückversetzt. Psychedelische Gitarrenriffs und soulige Harmonien prägen den Sound des Albums. Kiwanuka knüpft hier sowohl musikalisch als auch inhaltlich an die Tradition der »message music« á la Curtis Mayfield an. Denn mit ein bisschen Soul lassen sich die düsteren Inhalte des Albums gleich viel besser verdauen.

Michael Kiwanuka: Kiwanuka (Polydor Records/Interscope Records)