»Time flies like an arrow, fruit flies like a banana«

Gerangel an der Futterstelle

Homestory

An sich herrscht bei uns nicht das Gesetz des Dschungels. Eine Ausnahme gibt es aber: Werden Süßwaren auf den Konferenztisch ­gestellt, ist man gut beraten, umgehend zur Futterstelle zu eilen, da man ansonsten befürchten muss, nur noch zufrieden kauende ­Kolleginnen und Kollegen, aber keine Süßwaren mehr vorzufinden. Besonders groß waren Staunen und Gedränge, als kürzlich der ­Inhalt eines Überraschungspakets auf dem Konferenztisch präsentiert wurde. Unzählige kleine bunte Packungen mit – ja, mit was? Von wenigen Ausnahmen abgesehen mit uns unverständlichen Schriftzeichen. Das Paket kam aus Japan, und leider kann niemand in der Redaktion Japanisch. Da hilft nur Probieren. Ups, das schmeckt ja nach Fisch! Aber das da, das ist bestimmt süß. Und in der Tüte dort sind sicherlich Chips. Warum ist die denn schon leer?

Wir wissen noch nicht genau, welchem Umstand wir das Geschenkpaket zu verdanken haben, möchten uns auf diesem Weg aber schon einmal herzlich bedanken und vermuten, dass es ­etwas mit der Reportage »Japans neue Linke« (Jungle World 47/2019) zu tun hat. Das Paket kam gerade rechtzeitig, um uns bei der Produktion der Weihnachtsausgabe zu erfreuen. Da gilt es, in der gleichen Zeit wie sonst eine wesentlich dickere Ausgabe zu produzieren, und zur Belohnung haben wir dann über Weihnachten etwas Zeit, uns zu erholen. Für Sie hat das den Nachteil, dass Sie eine Woche länger auf die nächste Ausgabe warten müssen. Aber dafür gibt es in dieser Ausgabe mehr zu lesen, inklusive eines Supplementos, das Sie unter dem Weihnachtsbaum nur vortragen brauchen, wenn bei einer Familienfeier die Zeit stillzustehen scheint und Sie für etwas Streit sorgen wollen. Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist, Sie werden es möglicherweise erraten haben, die Zeit. Ein zeitloses Thema, könnte man meinen, aber Zeit ist ja nicht einfach Zeit. Mal fliegt sie dahin, wie bei der anregenden Jungle World-Lektüre, mal will sie partout nicht vergehen, wie beim Warten auf den Feierabend. »Time flies like an arrow, fruit flies like a banana«, wußte schon Groucho Marx.

Wie so ziemlich alles im Kapitalismus gehört ja auch die Zeit immer jemandem, und einen erheblichen Teil davon nimmt der ­sogenannte Arbeitgeber in Beschlag. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Weil es derzeit nicht so aussieht, als werde das geschehen, kommen manche Menschen auf die Idee, in eine andere Zeit zu reisen. Dazu muss man davon ausgehen, dass sich Vergangenheit und Zukunft von der Gegenwart unterscheiden, und das ist gar nicht so selbstverständlich, wie Sie vielleicht glauben. Um den Kampf der Generationen geht es auch in dieser Ausgabe. Ob Boomer oder Zoomer – nehmen Sie sich Zeit fürs Lesen. Es ist keine verlorene Zeit.