Hooligans, Nazis, Rassisten - ein Rückblick auf das Fußballjahr 2019

Rechte Umtriebe allerorte

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Ende April zeigten Besucher des Derbys BVB gegen Schalke 04 auf der Dortmunder Südtribüne ein großes homophobes Spruchband. Beim ersten Berliner Bundesliga-Derby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC Anfang November präsentierten die Union-Ultras eine ähnliche Botschaft. Während Borussia Dortmund das Spruchband verurteilte, distanzierte sich Union Berlin nicht von der Botschaft auf dem Banner seiner Anhänger.

Fans von Dynamo Dresden nahmen wie in den Vorjahren die Spiele gegen den FC St. Pauli zum Anlass für einige fragwürdige Botschaften. Beim Spiel am 3. Mai in Dresden zeigten Dynamo-Anhänger in Richtung des Gästeblocks ein großes Plakat mit der Aufschrift »Antifa = Linksfaschisten, ihr habt Blut an ­euren Händen«. Beim Spiel in der laufenden Saison folgte eine ganze Serie zutiefst frauenverachtender Spruchbänder im Block der Dynamo-Anhänger. Ende Oktober pöbelten Dresdner Fans zudem eine prokurdische Demonstration an, mindestens ein Mitglied der Gruppe zeigte dabei den Hitlergruß.
Ebenfalls im Oktober attackierten auch Fans von Rot-Weiß Essen eine prokurdische Solidaritätsdemonstration. Die Polizei erstattete 50 Strafanzeigen. In Essen sollen sich mehr und mehr extrem rechte Hooligans in der Kurve breitmachen, auch aus dem benachbarten Dortmund. Das berichtet unter anderem der Twitter-Account RWE1907_watch.

Hooligans von 1860 München intensivierten derweil ihre Kontakte zu Gleichgesinnten des ukrainischen Vereins Metalist Charkiw. Diese benutzen zur Selbstbezeichnung das deutsche Wort »Blitzkrieg« und tragen bei ihren Kämpfen mitunter Kleidung mit Hakenkreuz-Aufdruck, wie Fotos in sozialen Medien belegen. Im November war eine Abordnung der Ukrainer zu Gast in München und posierte dort mit Hitlergruß.

Beim Länderspiel im März in Wolfsburg beleidigten drei Männer unablässig die deutschen Nationalspieler Leroy Sané und İlkay Gündoğan, wie der Journalist André Voigt berichtete. Im Oktober störte ein Fan der deutschen Nationalmannschaft die Gedenkminute für die Opfer des Anschlags auf die Synagoge in Halle, indem er lauthals die Nationalhymne anstimmte.
Eintracht Frankfurt gab bekannt, wegen antisemitischer Äußerungen gegen israelische Schiedsrichter im August beim Spiel gegen Racing Straßburg mehrere Zuschauer des Stadions verwiesen zu haben.

José Vunguidica, ein Spieler des Regionalligisten 1. FC Saarbrücken, beschwerte sich Anfang November über rassistische Anfeindungen der eigenen Fans gegen einen Mitspieler und dessen Vater.

Während des Berliner Landespokalspiels zwischen Stern Marienfelde und Tennis Borussia Berlin am 15. November wurden die Gäste-Anhänger antisemitisch beleidigt und nach dem Spiel körperlich angegangen. Es ist bisher nicht geklärt, ob die Angreifer dem Heimverein zuzurechnen sind oder sich unabhängig von diesem die als links geltenden Tebe-Fans als Ziel ihrer Attacken aussuchten.

Der Schiedsrichter bei der Regionalliga-Partie zwischen Hertha BSC II und Lokomotive Leipzig am 6. Dezember musste das Spiel für einige Minuten unterbrechen. Aus dem Gästeblock waren wiederholt Affengeräusche geschallt, sobald der deutsch-kamerunische Hertha-Spieler Jessic Ngankam an den Ball kam.

Mitglieder der in Siegen umtrie­bigen neonazistischen Kleinpartei »Der III. Weg« besuchten am 7. September ein Heimspiel des örtlichen Oberligisten Sportfreunde. Wie der WDR berichtete, waren sie anscheinend auf Einladung der rechten Fangruppe »Siegener Bären« gekommen und hatten wohl bewusst die öffentliche Aufmerksamkeit gesucht, die dem Verein anlässlich seines 120. Jubiläums bei dem Spiel zuteil wurde. Die Neonazis prügelten sich auf der Tribüne mit anderen Fans, die unter anderem das Zeigen eines Hitlergrußes nicht hinnehmen wollten.

Ende Oktober durchsuchte die ­Polizei die Wohnungen von mehreren Fans von Rot-Weiß Erfurt; die Fankurve solidarisierte sich mit Spruchbändern. Die Thüringer Landtags­abgeordnete Katharina König-Preuss (Linkspartei) machte darauf aufmerksam, dass es sich bei den Betroffenen um aktive Neonazis handelt.