Muhyiddin Yassin ist der neue malaysische Ministerpräsident

Ein junger Nachfolger

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Friedrich Merz, Anwärter für den CDU-Parteivorsitz, wunderte sich neulich über den Erfolg von Bernie Sanders in den USA, der doch »14 Jahre und einen Herzinfarkt älter« sei als er. In Malyasia löste nun der 72jährige Muhyiddin Yassin den um 22 Jahre und drei Herzinfarkte älteren Mahathir bin Mohamad als Premierminister ab. Der bis dahin älteste Regierungschef der Welt war vorige Woche nach parteiinternen Machtkämpfen überraschend zurückgetreten. Nachdem Mahathir eine Woche übergangsweise im Amt geblieben war, bestimmte der malaysische König am Samstag Muhyiddin als dessen Nachfolger. Von 2009 bis 2015 war Muhyiddin bereits stellvertretender Premierminister. Damals gehörte er noch der nationalistischen United Malays National Organisation (UMNO) an, die bis 2018 alle Ministerpräsidenten des südostasiatischen Landes gestellt hatte. Muhyiddin löste in dieser Zeit Kontroversen durch seine Aussage aus, er sei »Malay first« und »Malaysian second«. Malays sind eine ethnische Gruppe, die etwa die Hälfte der malaysischen Bevölkerung ausmacht. 2016 wurde er wegen seiner anhaltenden Kritik am damaligen Ministerpräsidenten Najib Razak, der sich an den Geldern eines Entwicklungsfonds persönlich bereichert haben soll, aus der Partei ausgeschlossen. Er gehört seitdem der Partei Bersatu an, die Mahathir bin Mohamed, ebenfalls ehemaliges UMNO-Mitglied, im selben Jahr aus Protest gegen die Korruptionsaffäre Razaks gegründet hatte.

Gegen die Ernennung Muhyiddins gab es bereits am Sonntag erste Proteste. Der Ministerpräsident sei nicht gewählt, sondern nur »durch die Hintertür« ernannt worden. Auch Mahathir kritisierte die Ernennung Muhyiddins als »seltsam«, da dieser von den Oppositionsparteien UMNO und der islamistischen Parti Islam Se-Malaysia unterstützt wird, die 2018 die Wahlen verloren hatten. Und wer weiß schon, ob Mahathir, der sich 2003 schon einmal aus der Politik zurückgezogen hatte, den deutlich jüngeren Muhyiddin nicht noch überlebt. Erst vor zwei Jahren vertrat er Muhyiddin als Innenminister, als dieser nach einer Operation wegen eines Bauchspeicheldrüsentumors einen Monat lang pausierte. Friedrich Merz könnte sich zumindest die Frage stellen, ob Alter ein guter Indikator für politisches Durchhaltevermögen ist.