Homestory #20

Immer mal wieder berichtet die Jungle World über Pillen, Pulver und Pflanzen, die zwar Genuss bereiten können, aber nicht legal sind. Manche Leserinnen und Leser erinnern sich vielleicht noch an ein Interview aus dem Jahr 2009. Damals trafen wir uns mit Nachwuchspolitikern, darunter Kevin Kühnert, um über Drogen­politik zu plaudern und entspannt einen durchzuziehen. Kühnert war damals noch stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner Jusos und »Coronavirus« ein nur unter Expertinnen und Experten bekannter Begriff.

Am Sonntag berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter der Überschrift »Schützt Cannabis vor Covid-19?« über eine kanadische Studie, die diese Frage bejaht. Schnell machte die Nachricht in unserer virtuellen Kaffeeküche die Runde. Eine Layouterin merkte an, auch eine legale Droge, nämlich das unter anderem in den Zigaretten, die einige Redaktionsmitglieder eifrig konsumieren, enthaltene Nikotin, solle vor einer Covid-19-Erkrankung schützen. Aus dem Lektorat war prompt der Hinweis zu vernehmen, ­Nikotin könne eine Sars-CoV-2-Infektion manchen Daten zufolge zwar unwahrscheinlicher machen; sei man erst einmal infiziert, ­erhöhe Nikotinkonsum aber die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs. In der Tat gab es einer französischen Studie ­zufolge unter 500 untersuchten Covid-19-Patienten rund 80 Prozent weniger Raucherinnen und Raucher als bei einer Vergleichsgruppe. Dafür sei eine Substanz im Tabak verantwortlich, höchstwahrscheinlich Nikotin. Raucher, die an Covid-19 erkrankten, litten allerdings häufiger unter schweren Symptomen. Der gut informierte Lektor riet jedenfalls, lieber bei Cannabis zu bleiben.

Gegen eine Sars-CoV-2-Infektion schützt der kanadischen Studie zufolge allerdings nur medizinisches Cannabis. Dabei sei der Gehalt des entzündungshemmenden Cannabinoids Cannabidiol (CBD) entscheidend. Extrakte mit einem hohen CBD-Gehalt könnten »verwendet werden, um einfache, vorbeugende Behandlungen in Form von Mundwasser oder Gurgelwasser für den klinischen und häuslichen Gebrauch zu entwickeln«, zitiert das RND die Wissenschaftler. Die kanadische Studie muss freilich niemanden daran hindern, gepflegt einen durchzuziehen und dabei über Drogenpolitik zu sinnieren.