Vorboten des Winters

Der Winter droht mit Femininem

Das Medium Von

Nur noch 21 Grad, und morgen bloß 20. Nun ist er also fast schon da, der Herbstwinter. Man kann ihn bereits riechen, den Schneematsch und den beharrlich in die warmen Wollmäntel hineinsickernden halbgefrorenen Nieselregen. Aber zuvor müssen erst alle Kastanien mit lautem Klonk zu Boden fallen, und zwar genau dann, wenn man gerade dabei ist, einzuschlafen, Klonk, Klonkklonk, rumms – nee, das war die Nachbarskatze, die die Sache mit der eleganten und vor allem leisen Landung auf dem Müllcontainer noch nicht so gut kann, klonk.

Und natürlich muss erst noch alles voller Wespen sein, überall, damit der Abschied vom Sommer nicht ganz so schwerfällt. Ist ja auch nett, so eine Jahreshälfte ohne fiese Viecher, eigentlich, aber uneigentlich gibt es dann halt anderes Fieses wie Wintermode, die jedes Jahr verlässlich ein großes Elend und kein Umgang ist. Gut, Steppmäntel und senfgelbe Pullover scheinen immerhin verschwunden zu sein, aber dafür gibt es jetzt weißen Bubikragen oder einem weißen Rüschenungetüm an praktisch allem, was ohne besser aussähe. Dazu »feminine Schleifen« und schlimme sogenannte Patchwork-Leder-Optik, die für farblich nicht sehr zusammenpassende, aneinandergenähte und dann zu irgendeinem Kleidungsstück verarbeitete Lederflicken steht und nicht schön aussieht. Und Puffärmel, natürlich, oben weißer Bubikragen, drunter eine große feminine Schleife, rechts und links Puffärmel, und das alles in Patchwork-Leder-Optik, natürlich mit viel Orange, als hätten die paar Jahre Piratenpartei und Donald Trump nicht gereicht.

Aber vielleicht fällt der Herbstwinter ja diesmal auch aus, anstandshalber, weil Frühling und eigentlich auch Sommer von Corona geklaut wurden, und dann bleibt es einfach bei 20 Grad, jeden Tag, und niemand muss Wintermode tragen, und schon gar keine mit Puffärmeln dran.