Small Talk mit Nika Blum vom Kollektiv »Peng!«, über eine antifaschistische Auktion

»Ein Kasten Bier für über 200 Euro«

Mit einem Beitrag für das Kunstfestival »Gegenwarten/Presences« und der Ankündigung, »Steuergelder für die Antifa« zu verwenden, sorgte das Künstlerkollektiv »Peng!« für einige Aufregung in Chemnitz.
Small Talk Von

Das Kollektiv hatte 10 000 Euro an staatlichen Zuschüssen dafür genutzt, antifaschistischen Gruppen Gegenstände abzukaufen, die einen hohen symbolischen Wert im Kampf gegen rechtsextreme Gewalt haben, darunter die Spraydose von Irmela Mensah-Schramm, mit der die Rentnerin rechte Hass-Graffiti übersprüht, oder den Antifa-Anstecker, der der Bundestagsabgeordneten Martina Renner (»Die Linke«) einen Ordnungsruf eingebracht hatte. Kurz vor Auktionsbeginn hatte Ebay allerdings die Gebote kurzerhand gelöscht, begründet wurde dies mit dem Kunstgegenstand »Kantholz« und angeblicher Gewaltverherrlichung. Die Auktion wurde nach einiger Zeit wieder freigeschaltet – allerdings beim Stand von null Euro. So blieben nur 24 Stunden Zeit, um für die Stücke zu bieten. Alle Gegenstände wurden am Samstag versteigert, der Erlös ging an das Alternative Jugendzentrum an der Chemnitztalstraße. Nika Blum, die Pressesprecherin des Kollektivs »Peng!«, hat mit der »Jungle World« gesprochen.

 

Ihr Beitrag zum Kunstfestival »Gegenwarten/Presences« hat für große Aufregung gesorgt. Mit welchen Konflikten hatten Sie gerechnet, welche haben Sie überrascht?

Wir haben mit Konflikten gerechnet, aber nicht mit jenen, die dann letztlich eingetreten sind. Wir hatten mit Problemen mit der örtlichen Presse gerechnet, mit Stress mit Nazis, mit der AfD, mit Pro Chemnitz und so weiter. Das hatten wir aber auch von Anfang an im Konzept mitgedacht. Überraschenderweise kam von der Seite recht wenig, abgesehen von einigen Morddrohungen und Hassbotschaften auf Facebook. Die Auseinandersetzung mit den Kunstsammlungen hat uns überrascht. Wir haben auch nicht mit der Löschung der Auktion auf Ebay gerechnet.

Wie hat die Bevölkerung in Chemnitz reagiert?

Das Negative wurde auf jeden Fall vom Positiven übertroffen. Zur Ausstellungseröffnung kamen wahnsinnig viele Leute. Aber auch die Auktion kam hier gut an, fast alle Objekte bleiben in Sachsen! Wir wollten auch kein Projekt über etwas machen, sondern Verbindungen und Bündnisse schaffen. Das hat sehr gut funktioniert.

Dennoch hagelte es empörte Kritik. Gab es Versuche, gegen Ihre Aktion zu intervenieren?

Es gab Einzelstimmen, aber überhaupt nichts Organisiertes. Anscheinend ist die Rechte in Chemnitz zurzeit schwer mit sich selbst beschäftigt. Vielleicht liegt es auch an der Oberbürgermeisterinnenwahl, die bald stattfinden soll, vielleicht auch an anderen Sachen. Wir waren jedenfalls selbst überrascht.

Sind Sie also zufrieden mit der Aktion?

Sehr. Wir haben innerhalb von 24 Stunden 6 700 Euro gesammelt. Das ist ja kein langer Zeitraum. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Leute so viel Geld ausgeben werden. Das hängt ja nicht an den Objekten, wir haben unter anderem einen völlig normalen Kasten Bier versteigert. Der ging übrigens für über 200 Euro weg! Lustigerweise wurde der Bierkasten dann wiederum an den Antifaschistischen ­Jugendkongress verschenkt. Das fanden wir schön.