Sonntag, 16.06.2019 / 17:38 Uhr

Istanbul: Es geht ums Geld

Von
Thomas von der Osten-Sacken

In einer Woche kofinden die von Edogan durchgesetzten Neuwahlen in Istanbul. Bislang spricht wenig dafür, dass sie anders ausfallen und die AKP sie gewinnen wird. Nur: Sie muss sie gwinnen, es geht nicht nur um Gesichtsverlust, sondern auch eine Menge Geld, ohne die der Präsident seine Getreuen kaum wird lange bei Laune halten können. Und das weiss auch die Opposition:

Wer das Rathaus der Metropole am Bosporus kontrolliert, verfügt über ein riesiges Budget. Erdogans Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) hat die Kassen der Stadt jahrelang genutzt, um Anhängern millionenschwere Subventionen und gut dotierte Jobs zuzuschieben. Verliert sie die Wahl, wird sie wohl auch ihre Gelddruckmaschine verlieren.

Oppositionskandidat Ekrem Imamoglu hat angekündigt, er wolle das "System der Verschwendung" schnell beenden. Nur eine Handvoll Leute habe davon profitiert, doch alle Bürger hätten die Rechnungen zahlen müssen, sagt der Politiker der Republikanischen Volkspartei (CHP). Frühere Bürgermeister hätten die Ressourcen der Stadt geplündert, er aber werde nun für Transparenz sorgen.

Imamoglu hatte die reguläre Wahl am 31. März knapp gewonnen. Doch nach der Niederlage klagte die AKP über "organisierte Unregelmäßigkeiten" beim Wahlablauf, unter ihrem massiven Druck annullierte die Wahlkommission Anfang Mai schließlich das Ergebnis und ordnete die Neuwahlen an.