Montag, 14.10.2019 / 21:57 Uhr

Aus dem syrischen Wahnsinn

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Es ist etwas mehr als eine Woche her, da warb die US-Regierung noch mit ihrem militärischen Ausbildungsprogramm für 110.000 Mitglieder der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in Nordsyrien, als deren wichtigste Aufträge die Sicherung der Region und der Kampf gegen den Islamischen Staat bezeichnet wurden:

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Eine Woche und einen Einmarsch der Türkei später haben sich vergangene Nacht Vertreter der kurdischen YPG, Assads und Russlands geeinigt, dass die SDF in die syrische Armee integriert werden solle:

„‚Um diese Aggression zu verhindern und sich ihr entgegenzustellen, wurde mit der syrischen Regierung eine Vereinbarung erzielt‘, teilte die Kurdenverwaltung am Sonntag in einer Erklärung auf Facebook mit. Die Armee solle die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), ein Bündnis der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und arabischer Milizen, unterstützen, hieß es von Seiten der Kurden. Weitere Angaben zu der Vereinbarung, etwa ob die Kurden Kompromisse bei ihrer Selbstverwaltung im Norden machen würden, wurden nicht bekannt.

Zuvor hatte die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana gemeldet, dass die syrische Armee Truppen in den Norden entsende, um sich der türkischen ‚Aggression‘ entgegenzustellen.“

Damit werden fortan von den USA ausgestattete und trainierte Soldaten gegen das NATO-Land Türkei in den Kampf ziehen.

Offiziell ist bis heute der Sturz Assads außenpolitisches Ziel der USA, auch wenn die Trump-Administration sich längst von diesem Ansinnen verabschiedet hat. Bekanntermaßen haben in Damaskus die iranischen und russischen Regierungen das Sagen. Beide Staaten, vor allem aber der Iran, werden von den USA als feindliche Länder eingestuft. Wer dieser Tage entsetzt feststellt, dass die USA ihre Freunde verraten und ihre Feinde belohnen, dem ist angesichts dieser Entwicklung kaum zu widersprechen.

Derweil entkommen aus Gefängnissen in Nordostsyrien täglich mehr IS-Kämpfer, von mehreren Hundert ist inzwischen die Rede. Allgemein wird befürchtet, dass sich der Islamische Staat in der Region in den kommenden Monaten neu gruppieren und organisieren wird. Viele dieser Kämpfer sind mit ihren europäischen Pässen ins Kalifat gereist. Jahrelang flehte die kurdische Verwaltung europäische Staaten an, „ihre“ Kämpfer doch zurück zu nehmen. Ohne Erfolg. Nun sind viele wieder auf freiem Fuß und können im Namen ihres Glaubens weiter morden und vergewaltigen.

Fünf Jahre nachdem eine Koalition aus Dutzenden Staaten den Krieg gegen den IS begonnen hat, steht nun fest, wie die Gewinner heißen: Islamische Republik Iran, Russland und Assad. Ihnen werden sich vermutlich noch die Türkei und der Islamische Staat hinzu gesellen. Der Rest sind die Verlierer. Hunderttausende zahlen die Niederlage mit dem Verlust ihres Lebens und ihres Hab und Gutes.

Bezahlt wurde das Ganze mit Abermillionen von US-Dollars und Euros aus dem Westen.