Freitag, 10.01.2020 / 21:41 Uhr

Aus dem syrischen Horror

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Aus dem Netz

Sadnaya ist für Syrien, was zu Saddam Husseins Zeiten Abu Ghraib für den Irak war: Ein Ort des Horrors, ein Gefängnis, das zu Recht auch als Todesfrabrik bezeichnet wird.

Jakob Weingartner hat für den Deutschlandfunk eine Dokumentation aus diesem "Königreich des Schweigens" produziert:

Den Gefangenen sind die Augen verbunden oder sie sitzen mit dem Gesicht zur Wand. Sie horchen in den Raum, um Gefahren zu orten, erkennen Wärter an ihren Schuhen und Folterinstrumente an ihren Geräuschen. „Saydnaya ist eine Maschine, die schneidet, verbrennt und schmilzt. Sie vernichtet nicht nur Fleisch; sie tötet auch Seelen“, sagt ein ehemaliger Häftling. Die Tonaufnahme findet in einer fensterlosen Zelle des früheren Stasi Gefängnisses in Berlin Hohenschönhausen statt. Geräusch für Geräusch rekonstruiert der Zeuge den Nicht-Ort Saydnaya und fasst schwer Sagbares in Worte. Über zwei Jahre hat der Autor Zeugnisse von Überlebenden dokumentiert und verdichtet.

Die Tortur hat System. Das Regime von Bashar al-Assad nutzt Angst um Syrien zu einem „Königreich des Schweigens“ zu machen. Wer frei gelassen wird, ist meist traumatisiert; entweder politisch gelähmt, oder religiös radikalisiert. Mancher ist nach dem Erlittenen selbst bereit, den Kreislauf der Gewalt weiter zu befeuern, bei dem sich Assad als „kleineres Übel“ zu präsentieren versucht.