Thomas von der Osten-Sacken

Für die syrische Opposition gibt es dieser Tage einige Nachrichten, die sie erfreuen dürfte: Russland zieht offenbar Kampfflugzeuge und Truppen ab, um sie in der Ukraine zum Einsatz zu bringen.

Zugleich rekrutiert es wohl auch Syrer für diesen Krieg:

Russia is recruiting Syrian fighters experienced in urban combat as it ramps up its assault on Ukraine, according to US officials quoted by the Wall Street Journal on Sunday. 

Nachdem ich einige Kritk am Auftreten einiger Hilfsorganisationen publiziert habe, erreichen mich immer wieder Fragen, welcher Organisation man denn nun guten Gewissens spenden könne.

Die ist der Versuch einer Antwort: Legt Geld beiseite und spendet im Moment niemanden, außer Ihr seid wirklich sicher, dass die effektive Arbeit leisten. Wartet einfach ab.

Die Werteinitiative e. V. hat gerade einen außenpolitischen Reader herausgegeben. „Deutsch-Jüdische Perspektiven auf die Außenpolitik“, in dem verschiedene auch den Lesern dieses Blogs bekannte Autorinnen und Autoren zu verschieden Themen schreiben.

Dazu hat sich mich letzten Dezember zu dem Themenkomplex Afghanistan/Syrien/Irak interviewt. Ein kleiner Auszug, der sich wohl gerade einigermaßen aktuell liest:

 

Für den Ukraine-Krieg wärmt Russland die Propagandalügen über die syrischen Weißhelme neu auf.

 

„Das Gesicht des Krieges“. So heißt auf deutsch ein Buch, dass die Kriegsreportagen Martha Gellhorns aus vielen Jahrzehnten enthält. Sie war fast überall an vorderster Front dabei, egal ob im chinesisch-japanischen Krieg, in Spanien, mit den Gis bei der Befreiung Deutschlands oder in Israels Kriegen. Sie war immer parteiisch ohne je für einen Augenblick den furchtbaren Schrecken des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Immer wieder betonte sie, was für ein Horror jeder Krieg sei.

Mir scheint, die Bundesregierung hatte als letzten Rettungsanker und etwas paralysiert-panisch gewartet/gehofft/angenommen, dass Kiew schnell fällt. Dann hätte sie sich als ehrlicher Makler aufspielen können, der im Namen von Zivilbevölkerung und um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, in den sauren Apfel beißt, mit Verweis auf die guten Beziehungen nach Moskau, für eine friedliche Lösung zu werben. Reden sei besser als schießen und nun sei Kiew eben gefallen, jetzt müsse man alles tun, damit die Situation sich stabilisiere.

Ganz nach Plan scheint die russische Offensive in der Ukraine im Augenblick nicht zu gehen.

Gerade spitzt sich die Lage an der ukrainischen Grenze weiter zu und noch diese Nacht könnte die nächste Seite von Putins Drehbuch aufgeschlagen werden …

 

 

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Kaum hatte der russische Präsident seine Rede beendet, die in Anerkennung der selbsternannten beiden Donbass Republiken in der Ukraine gipfelte, meldete sich schon Bashar al-Assads Regime: Man folge gerne in diesem Schritt.

Seitdem sind noch Venezuela und Nicaragua diesen Schritt gegangen, aber Assad kann immer stolz darauf sein: er war der erste.

Je länger die Taliban in Afghanistan am Ruder sind, umso rigider setzen sie die Scharia durch. Das trifft in erster Linie Frauen, die sich nicht unterwerfen wollen.

 

Die Ukraine wartet also ein paar Jahre ab, bis ca. 150.000 russische Soldaten an der Grenze zusammen gezogen sind, bittet dann Washington, irgendwas von False Flag Aktionen zu erzählen, um dann ausgerechnet am Tag vor einem großen Manöver an ihrer Grenze loszuschlagen?

Das in etwas soll man heute also glauben. Es klingt ungefähr so überzeugend, wie die Geschichte von den syrischen Rebellen, die 2013 Giftgas eingesetzt hätten, um es dann Assad in die Schuhe zu schieben.

Angesichts solcher Meldungen klingt der Hinweis auf die lächerlichen Behauptungen vom Sommer des letzten Jahres, die Taliban seien "moderater" geworden, fad und zynisch. Und doch muss, so wenig es den Betroffenen auch bringt, immer wieder darauf verwiesen werden, wem das sehenden Auges dieses Land übergeben wurde.

A man and a woman have been stoned to death in Afghanistan’s north-eastern Badakhshan province, for having illegal relations.

Im Irak wurde ein Offizier festgenommen, der sich an brutalen Repressionen gegen Demonstranten beteiligt haben soll. 

Leider nicht sehr oft kann man gute Neuigkeiten aus dem Nahen Osten verbreiten. Dies ist eine. An der Bekämpfung der Massenproteste im Irak in den letzten Jahren waren vor allem unzählige Milizen beteiligt, vor allem solche, die eng mit dem Regime in Teheran verbunden sind. Mit äußerster Brutalität gingen sie gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vor und schreckten auch vor gezielten Tötungen nicht zurück.

Buchstäblich niemand will Palästinensern die Kritik an israelischer Politik verbieten. Antisemitismus ist aber etwas anderes als Kritik.

 

Vor zwei Jahren beendete Corona die Massenproteste im Irak und Libanon.