Von Tunis nach Teheran

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Ich habe gerade meine erste Demo angemeldet und habe mich selten so ernstgenommen gefühlt wie bei der Besprechung mit dem Ordnungsamt und der Polizei.

Mohammed al Altlooli engagierte sich, solange er noch im Gazastreifen lebte, im „Gaza Youth Movement“ gegen den diktatorischen Regierungsstil der Hamas und für eine friedliche Koexistenz mit Israel. Wie so viele andere Anhänger dieser Bewegung musste er fliehen, hielt sich einige Zeit in Israel auf und floh dann nach Griechenland, wo er mithalf, die Flüchtlingsselbsthilfsorganisation „Leros Refugee Youth Group“ zu gründen. Seit vergangenem Herbst lebt er in Deutschland.

 

Hier und da ist zu lesen, zwar sei es problematisch, dass sich die palästinensischen Familien weigerten, Miete an die jüdischen Eigentümer der in Rede stehenden Gebäude zu zahlen. Doch die Gebäude deshalb räumen zu lassen, könne nicht angehen, da umgekehrt Palästinenser vergleichbare Besitzansprüche in Israel nicht geltend machen könnten.

Auch nach über dreißig Jahren, die ich mich nun mit diesem ganzen Themenkomplex befasse, verblüfft mich eines immer wieder: Allen, oder sagen wir der überwältigenden Mehrheit, dieser Leute, die jetzt in den sozialen Medien ihr Beinchen heben und furchtbar empört sind, geht der ganze Nahe Osten und was hier passiert immer genau so lange ganz hinten vorbei, wie nix in Israel passiert. Dann kommt der Aufschrei wie auf Knopfdruck.

Gegen den diesjährigen Al Quds-Marsch gab es auch in Hamburg Widerspruch. Selbst wenn in Berlin dieser Jahr der Aufmarsch verboten wurde, findet er in Teheran statt.  Und deshalb wurde auf einer Kundgebung an der Alster besonders die Rolle des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) ins Visier genommen. Diese Einrichtung gilt als Außenstelle des iranischen Regimes in Deutschland.

 

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Cover des Albums "Wretched Earth" der Bagdader Metal Band "Dead Tears"

 

Der Chef der rechten Partei „HaJamin HeChadasch“ befindet sich in der für ihn glücklichen Lage, dass beide Lager in Israel auf ihn angewiesen sind, um eine Regierung bilden zu können.

Benjamin Netanjahu ist in Israel bekannt für seine taktischen Meisterleistungen auf dem schlüpfrigen politischen Terrain. Man sollte ihn nicht vorzeitig abschreiben. Woran es ihm aber wie manch anderen alten politischen Hasen (auch er ist schon 71) offensichtlich mangelt, ist die Fähigkeit einen Nachfolger aufzubauen.

 

Für Qantara analysiert Ali Sadrzadeh die Bedeutung der jüngsten Äußerungen des iranischen Außenminister:

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Keine grünen Berge mehr, Bild: Thomas v. der Osten-Sacken

 

Im Frühjahr blieb in großen Teilen der Region der übliche Regen aus. Auch hier in Irakisch-Kurdistan sieht die Landschaft aus, wie sonst im Herbst. Statt grüner Berge voller Blumen braunes, verdörrtes Gras.

Im Klartext: Es gab keine Zugeständnisse der Taliban (warum auch?) außer dem Versprechen sie würden keine anderen Halsabschneider und SchulenindieLuftsprenger Hälse abschneiden und Schulen in die Luft sprengen lassen. Kurzum die NATO und die USA verlassen Afghanistan mit eingezogenem Schwanz und überlassen es den Taliban.

Vor 5 Tagen hat ein Paar in einem Café in Silêmanî spontan einen wunderschönen Tanz hingelegt. Silêmanî ist ein modernen Ort, an dem das eigentlich nichts Ungewöhnliches ist. Doch der Tanz ist gefilmt und ins Netz gestellt worden. Keine Stunde danach sind die ersten wütenden Stellungsnahmen islamistischer Gruppen und Parteien und Drohungen gegen die Betreiber des Cafés und das Paar aufgetaucht. Die Stimmung hat sich sehr schnell aufgepeitscht. Das Paar hat sich öffentlich dafür entschuldigt, die religiösen Gefühle zu verletzen.

Nachdem es in Jerusalem zu Ausschreitungen und Übergriffen auf orthodoxe Juden gekommen war, mobilisierten auch rechte Gruppierungen zu Gegendemonstrationen.

 

Ein Jahr lang und mehr herrschte in Israel so ziemlich Ruhe zwischen Juden und Arabern. Alle waren hauptsächlich mit dem eigenen gesundheitlichen und finanziellen Überleben beschäftigt.

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In Bagdad sind mehr als 80 Menschen Explosionen von Sauerstofflaschen in einem Bagdader Corona-Krankenhaus zum Opfer gefallen. Überall im Irak kam es daraufhin zu Protesten und Demonstrationen:

Wenn es im Israel und den Iran geht, unterscheidet sich die Spitze der Grünen in ihrer Äquidistanz nicht vom restlichen deutschen Mainstream.

 

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Jung & äquidistant: Das "Nicht Mehr Grünen Wähler Forum" mit Annalena Baerbock & Robert Habeck, Quelle: Youtube