Interview

Witalij Tscherkasow
2018/19 Witalij Tscherkasow, Menschenrechtsanwalt, über den Fall eines Antifaschisten, der vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgehalten und gefoltert wurde

»Filinkows rechter Oberschenkel war bis zur Hüfte voller Brandwunden.«

Wiktor Filinkow wurde in einem Wagen mit Elektroschocks gefoltert und im Anschluss daran einem ersten Verhör unterzogen. Ihm wird Terrorismus vorgeworfen, er soll Teil eines überregionalen Netzwerks sein, das unter anderem Anschläge während der diesjährigen Fuß­ballweltmeisterschaft geplant haben soll mit dem Ziel, einen Volksaufstand herbeizuführen. Filinkow, dem eine zehnjährige Haftstrafe droht, hat sein Geständnis zurück­genommen und wegen seiner schweren körperlichen Misshandlungen Beschwerde bei den zuständigen Stellen eingelegt. Witalij Tscherkasow ­unterstützt ihn darin.
2018/17 Eike Sanders, Autorin, im Gespräch über die rechte »Lebensschutz«-Bewegung

»Antifeminismus ist das zweite Standbein der AfD«

Eike Sanders ist Mitarbeiterin des »Antifaschistischen Pressearchivs und Bildungszentrums« (Apabiz) in Berlin und hat zusammen mit Ulli Jentsch und Kirsten Achtelik das jüngst im Verbrecher-Verlag erschienene Buch »Kulturkampf und Gewissen. Medizinethische Strategien der ›Lebensschutz‹-Bewegung« verfasst. ­Darin befassen sich die Autorinnen mit der »Lebensschutz«-Bewegung«, die sich, parallel zum rechten Rollback, seit Jahren im Aufwind befindet. Der Kampf gegen Schwangerschaftsabbrüche ist nur eines der ­Themen dieser Bewegung.
Angela Nagle
2018/11 Angela Nagle, Autorin, im Gespräch über Kulturkriege im Internet

»Die Rettung wird nicht aus obskuren Gegenkulturen kommen«

Im vergangenen Jahr erschien in den USA Angela Nagles Buch »Kill all Normies. Online culture wars from 4chan and Tumblr to Trump and the alt-right«. Der schmale Band wurde zum Verkaufsschlager, stieß aber bei vielen Linken auf heftige Kritik. Auf der Transmediale 2018 konnte Nagle ihre Argumente in Berlin präsentieren.
Víctor de Currea Lugo
2018/09 Víctor de Currea Lugo, Autor, im Gespräch über die Guerilla­gruppe ELN und deren Verhandlungen mit der kolumbianischen Regierung

»Niemand wird durch Zwang zum Revolutionär«

Víctor de Currea Lugo ist Professor an der Universidad Nacional de Colombia und hat die Friedensgespräche zwischen der Guerilla­gruppe Ejército de Liberación Nacional (ELN) und der kolumbianischen Regierung im ecuadorianischen Quito als Beobachter begleitet. Über die Verhandlungen sprach er mit der
2018/06 Christian Fuchs, Professor für soziale Medien, im Gespräch über die Rolle der Medienberichterstattung bei der autoritären Umstrukturierung der USA

»Nicht zu berichten, könnte oft effektiver sein«

In seinem Buch »Digital Demagogue: Authoritarian ­Capitalism in the Age of Trump and Twitter« geht Christian Fuchs der Frage nach, ob die Ideologie Donald Trumps langfristig die Politik und Ökonomie der USA umkrempelt. Fuchs ist Professor für soziale Medien an der University of Westminster und entwickelt in seinen ­Arbeiten eine kritische Theorie im digitalen Zeitalter. Mit der »Jungle World« hat er über Trumps Kommunikationsverhalten, »Slow Media« und digitale Politik gesprochen.
Evgeny Shtorn
2018/05 Evgeny Shtorn, Soziologe, über Anwerbeversuche des russischen Inlandsgeheimdiensts und seine Lage als Staatenloser

»Besser in einem irischen Gefängnis landen als in einem russischen«

Evgeny Shtorn ist ein Mitarbeiter des St. Petersburger Zentrums für unabhängige Sozialforschung (CISR). Im Juni 2015 wurde das Zentrum in Russland in das Register »ausländischer Agenten« aufgenommen, da es unter anderem mit Fördergeldern deutscher Stiftungen arbeitet. Im vergangenen  Januar floh Shtorn nach Dublin. Kurz zuvor hatte der russische Inlandsgeheimdienst FSB versucht, dem 35jährigen Soziologen als Informanten anzuwerben. Shtorn wurde in Kasachstan als Sowjetbürger geboren. Seit 2011 ist er staatenlos. Sein erneutes Einbürgerungsverfahren endete im Dezember mit einer Ablehnung.
2017/48 Ouiry Sanou, politischer Aktivist, im Gespräch über die Opposition in Burkina Faso

»Es gibt fast jede Woche Arbeitskämpfe«

Ouiry Sanou gehört der Organisation Démocratique de la Jeunesse du Burkina Faso (ODJ) an. Die linke Jugendorganisation beteiligte sich unter anderem an den Aufständen 2014 gegen den damaligen Präsidenten Blaise Compaoré, die zu dessen Sturz führten.
2017/44 Die Soziologin ­Zsuzsa Ferge im Gespräch über Armut in Ungarn

»Die Regierung möchte das Problem verstecken«

Zsuzsa Ferge, 86, ist emeritierte Professorin für Soziologie und hat zahlreiche Werke über die soziale Lage während des Regimes János Kádárs in Ungarn zwischen 1957 und 1989 und die sozialen Verwerfungen der postkommunistischen Übergangsperiode verfasst. Sie ist Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. 2017 erschien ihr neuestes Buch »Die ungarische Sozialpolitik von 1990 – 2015«. Ende September nahm sie in Budapest an der Konferenz »Armut in Ungarn« teil, organisiert von der Gruppe »Stadium 28«, die sich aus Mitgliedern der Ungarischen Akademie der Wissenschaften sowie anderen Akademikern zusammensetzt.