Interview

2016/32 Attila Ara-Kovács im Gespräch über die Bildungs- und Kulturpolitik der rechten ungarischen Regierung

»Orbán will systematisch die Kultur zerstören«

Attila Ara-Kovács ist Publizist und politischer Analytiker. Als Mitglied der demokratischen Opposition hat er bei der Wende 1989 mitgewirkt. Während der nuller Jahre war er Diplomat. Seit 2014 ist er Mitglied der linken »Demokratischen Koalition«. 2015 wurde er Mitglied des Vorstands und außenpolitischer Sprecher der Partei.
Das von Ministerpräsident Viktor Orbán geführte Ungarn dient den europäischen rechtsextremistischen Parteien als Vorbild. Die Regierungspartei Fidesz ist – obwohl sie oft mit der Neonazipartei Jobbik gemeinsam vorgeht –weiterhin Mitglied der Europäischen Volkspartei (EVP), des Zusammenschlusses der konservativen Parteien in der EU. Mit Subventionen an jüdische Ins­titutionen versucht Fidesz den Antisemitismus zu kaschieren, der jedoch immer wieder propagiert wird. So wurde Ronald Lauder, Vorsitzender des jüdischen Weltkongresses, in der regierungsnahen Tageszeitung »Magyar Idök« unter der Schlagzeile »Penetrantes Parfüm« angegriffen, nachdem er Jobbik im Londoner »Observer« eine Neonazipartei genannt hatte. Damit wurde auf die Kosmetikfirma, die Lauders Mutter gegründet hatte, angespielt, jedoch auch implizit auf die in Ungarn seit ­langer Zeit verwendete Beschimpfung »stinkender Jude«. Überdies hetzt die Regierung mit einer in der EU beispiellosen Kampagne gegen Flüchtlinge und potentielle Einwanderer.

2016/30 María Galindo über Frauenrechte in Bolivien

»Die Regierung wollte niemals die Depatriarchalisierung«

María Galindo, geboren 1964, lehrt Soziologie an der Universität von San Andrés, ist Schriftstellerin und Autorin sowie Radio- und Fernsehmoderatorin. 1992 gründete sie mit Mónica Mendoza und Julieta Paredes »Mujeres Creando«, ein anarchofeministisches Kollektiv, das mit der Zeitung »Mujer Pública«, Straßentheater und direkten Aktionen vor allem gegen sexualisierte Gewalt und Homophobie kämpft. Ein Motiv für die Gründung war die konservative Haltung der traditionellen Linken in Fragen der Sexualität und der Frauenrechte.

2016/29 Im Gespräch mit Zunar, Karikaturist aus Malaysia

»Derzeit drohen mir 43 Jahre Gefängnis«

Zulkiflee Anwar Haque, Künstlername Zunar, ist ein Karikaturist aus Malaysia. Wegen regierungskritischer Äußerungen, unter anderem gegen Ministerpräsident Najib Razak, wird er immer wieder politisch verfolgt, ihm drohen hohe Haftstrafen. Auf Einladung von Reporter ohne Grenzen und der Friedrich-Naumann-Stiftung war er kürzlich für einige Veranstaltungen in Berlin.

2016/28 Alejandro Grimson im Gespräch über den politischen Wandel und die ökonomische Krise in Argentinien:

»Macri stand für ein neues Projekt«

Alejandro Grimson ist Professor für Sozialanthropologie und Soziologie am Instituto de Altos Estudios Sociales der Universidad Nacional de San Martín in Buenos Aires. Er arbeitet zu den Themen Migration, Rassismus und soziale Ungleichheit in Argentinien und Lateinamerika. Als Kommentator und Analyist des politischen Geschehens schreibt er unter anderem für die argentinische Tageszeitung »Página 12« und für »Le Monde diplomatique«.

2016/27 Detlef Hartmann im Gespräch über Kapitalismus, Geldpolitik und Hoffnung

»Die Krise einer Offensive«

Detlef Hartmann ist Rechtsanwalt und Autor zahlreicher Bücher und Artikel. Seit den siebziger Jahren verfolgt er intensiv die Veränderungen kapitalistischer Herrschaft und die sozialen Kämpfe dagegen, zunächst als Mitarbeiter der Zeitschrift »Autonomie«, dann des Folgeprojekts »Materialien für einen neuen Antiimperialismus«. Kürzlich hat er den ersten Band seiner Trilogie über »Krisen – Kämpfe – Kriege« unter dem Titel »Alan Greenspans endloser ›Tsunami‹« vorgelegt.

2016/27 Detlef Hartmann im Gespräch über Kapitalismus, Geldpolitik und Hoffnung

»Die Krise einer Offensive«

Detlef Hartmann ist Rechtsanwalt und Autor zahlreicher Bücher und Artikel. Seit den siebziger Jahren verfolgt er intensiv die Veränderungen kapitalistischer Herrschaft und die sozialen Kämpfe dagegen, zunächst als Mitarbeiter der Zeitschrift »Autonomie«, dann des Folgeprojekts »Materialien für einen neuen Antiimperialismus«. Kürzlich hat er den ersten Band seiner Trilogie über »Krisen – Kämpfe – Kriege« unter dem Titel »Alan Greenspans endloser ›Tsunami‹« vorgelegt.

2016/26 Florencia Lemos im Gespräch über die Legalisierung von Cannabis in Uruguay

»Aus den Schwierigkeiten bei uns können andere lernen«

Florencia Lemos studiert Politikwissenschaften und ist Mitgründerin des Cannabis-Clubs CLUC (Cultivando la Libertad Uruguay Crece). Die 25jährige arbeitet bei Proderechos zum Thema Cannabis. Das politische Kollektiv wurde 2006 in Uruguay von mehreren Verfechterinnen und Verfechtern der Cannabis-Legalisierung zunächst unter dem Namen »Prolegal« gegründet. Heute arbeitet Proderechos auch zu Themen wie sexueller Vielfalt und der Aufarbeitung der Militärdiktatur.

2016/25 Ein Gespräch mit der Schriftstellerin Meredith Tax über die Folgen des Attentats von Orlando in den USA

»Orlando wird den Wahlkampf beeinflussen«

Die Autorin und Aktivistin Meredith Tax war Mitglied der US-amerikanischen feministischen Gruppe Bread and Roses und Mitbegründerin sowie Vorsitzende des PEN American Center Women’s Committee. Seit den neunziger Jahren beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis westlicher Linken zum Islam. Zwischen 1994 und 2005 war sie Vorsitzende der feministischen Organisation Women’s World. Heute schreibt sie unter anderem für »Open Democracy« und »The Nation«. Im August erscheint ihr neues Buch »A Road Unforeseen: Women Fight the Islamic State«.

2016/24 Jan Stubben im Gespräch über die verdeckte Ermittlerin im Jugendzentrum Hamburg-Bergedorf

»Eine V-Leute-freie linke politische Struktur ist nicht möglich«

Jan Stubben ist 33 Jahre alt. Bereits in seiner Jugend war er unter anderem im Café Flop aktiv, einem antifaschistischen Café im Jugendzentrum des Hamburger Stadtteils Bergedorf. Hier wurden er sowie andere Besucherinnen und Besucher des Jugendzentrums von einer verdeckten Ermittlerin angesprochen, die die linke Szene observieren sollte. Am 18. Mai dieses Jahres wurde die Ermittlerin Astrid O. alias »Astrid Schütt« enttarnt.

2016/23 Bergbaukonflikte und die Präsidentschaftswahlen in Peru

»Die Linke muss sich neu aufstellen«

Vanessa Schaeffer Manrique ist Juristin und arbeitet seit vier Jahren bei Cooperacción, einer peruanischen Entwicklungsorganisation, die den Bergbau und die Entwicklungsstrategie der Regierung seit 20 Jahren kritisch begleitet. Mit der 28jährigen sprach die »Jungle World« über die Bergbaupolitik der bisherigen Regierung und den Ausgang der Stichwahlen um die Präsidentschaft vom 5. Juni.