Interview

2016/22 Raquel Rolnik im Gespräch über den Wohnungsmarkt im Kapitalismus

»Die totale Unterwerfung der Stadtpolitik«

Raquel Rolnik ist Architektin und Urbanistin aus São Paulo. Zwischen 2008 und 2014 war sie Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für das Recht auf angemessenes Wohnen. Rolnik ist Autorin mehrerer Bücher und Professorin an der Universität von São Paulo.

2016/21 Swetlana Sidorkina im Gespräch über den Umgang der russischen Justiz mit ukrainischen Antifaschisten

»Es gibt keine unabhängigen Gerichte«

Die Anwältin Swetlana Sidorkina von der russischen Menschenrechtsorganisation Agora verteidigte den ukrainischen Filmregisseur Oleh Senzow sowie den ukrainischen Antifaschisten Alexander Koltschenko (»Jungle World« 36/2015), die 2014 auf der von Russland besetzten Krim festgenommen wurden. Sie hatten an Demonstrationen gegen die russische Intervention teilgenommen. Sidorkina bezeichnete den Prozess gegen die beiden Männer, die im August 2015 zu 20 beziehungsweise zehn Jahren Haft verurteilt wurden, in ihrem Schlussplädoyer als »Schandfleck für die russische Justiz«. Mit dem Prozess sollte die Existenz eines »terroristischen Untergrunds« auf der Krim bewiesen werden. Mit der Anwältin, die auch den Moskauer Antifaschisten Alexej Olesinow verteidigt hat, sprach die »Jungle World« auf dem Filmfestival »Go East« in Wiesbaden, wo Sidorkina bei einer Veranstaltung an den Fall Senzow erinnerte.

2016/20 Ahmed ben Amor im Gespräch über Gewalt gegen Homosexuelle in Tunesien

»Der Staat schweigt dazu«

Ahmed ben Amor ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Organisation Shams – »Für die Entkriminalisierung von Homosexualität in Tunesien«. Die Organisation versucht, Themen, die Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle (LGBT) betreffen, öffentlich zu diskutieren, und hat damit Erfolg. Dennoch stehen homosexuelle Handlungen nach tunesischem Recht weiterhin unter Strafe, es drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.

2016/19 Gustavo Castro Soto im Gespräch über Repression gegen soziale Bewegungen in Mittelamerika

»Sie kamen nicht, um zu verhandeln«

Gustavo Castro Soto ist ein mexikanischer Umweltschützer und Leiter der in Chiapas ansässigen Organisation Otros Mundos. Am 3. März befand er sich mit der Menschenrechtlerin Berta Cáceres in ihrem Haus in La Esperanza, Honduras, als diese von zwei Unbekannten ermordet wurde (»Jungle World« 12/2016). Cáceres stand der Menschenrechtsorganisation COPINH vor, die sich seit Jahren gegen das Staudammprojekt Agua Zarca zur Wehr setzt. Schon seit Jahren hatte die Indigene aus der Gruppe der Lenca Todesdrohungen erhalten. Castro wurde bei dem Attentat ebenfalls niedergeschossen, der Schütze hielt ihn für tot, doch er überlebte und ist einziger Zeuge. Wochenlang durfte Castro auf Anordnung der honduranischen Behörden das Land nicht verlassen. In Mexiko-Stadt sprach die »Jungle World« mit ihm über den Mord und die Repression gegen soziale Bewegungen in Mittelamerika.

2016/18 #weronika Grzebalska im Gespräch über die Rechte und die Abtreibungsdebatte in Polen

»Die PiS stellte sich als Sprachrohr der Entrechteten dar«

Weronika Grzebalska ist Soziologin und promoviert derzeit an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Die Feministin forscht zu polnischem Militarismus, Nationalismus und der politischen Rechten. 2013 erschien ihr erstes Buch »The Gender of the Warsaw Uprising«, seit 2015 arbeitet sie zur Rolle der konservativen und extremen Rechten in der Mobilisierung gegen den Feminismus.

2016/16 Moishe Postone im Gespräch über die Aktualität der Kritik der politischen Ökonomie

»Es geht um die Krise der Arbeit«

Moishe Postone war Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und beschäftigt sich mit Kri­tischer Theorie und Karl Marx’ Kritik der politischen Ökonomie. In Deutschland vor ­allem seit seinem »Offenen Brief an die deutsche Linke« von 1985 bekannt, in dem er den linken Antisemitismus kritisiert. Mit der »Jungle World« sprach er über die Probleme einer Kritik der politischen Ökonomie heute
2016/16 Esteban Morales im Gespräch über den politischen Wandel in Kuba

»Kuba muss sich für externe Einflüsse öffnen«

Esteban Morales ist Professor am Zentrum für US-amerikanische Studien an der Universität Havanna, 73 Jahre alt und Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas. Er gilt als kritischer Geist der Partei, aber auch als Verteidiger der kubanischen Revolution.

2016/15 Dina Aboul Hosn, Yasmin Merei und Yahya Alaous im Gespräch über Frauenrechte und Medienarbeit in Syrien

»Man versucht, unseren Ruf zu schädigen«

Dina Aboul Hosn, Yasmin Merei und Yahya Alaous berichteten kürzlich auf einer Veranstaltung von »Reporter ohne Grenzen« in Berlin über die Lage von Frauenrechten und Journalismus in Syrien. Die Journalistinnen Dina Aboul Hosn und Yasmin Merei sind beide 2012 aus Syrien geflohen und haben 2014 die Syrian Feminist Lobby gegründet. Aboul Hosn hat in Deutschland außerdem die erste arabischsprachige Zeitung für Flüchtlinge, »Abwab«, mitgegründet. Merei arbeitet für Oppositionszeitungen in Syrien und ist Chefredakteurin der Frauenzeitschrift »Saiedet Souria«. Der Journalist Yahya Alaous schrieb für die Untergrundzeitschrift »Thara« über Frauen- und Kinderrechte. Seit 2015 lebt er in Berlin und schreibt Kolumnen für die »Süddeutsche Zeitung«, das »Handelsblatt« und die »Taz«.

2016/14 Der Historiker Günther Jikeli über Antisemitismus in Europa

»Antisemiten fühlen sich ermutigt durch antisemitische Taten«

Der Historiker Günther Jikeli ist Permanent Fellow am Moses-Mendelssohn-Zentrum in Potsdam und am Institut Groupe Sociétés, Religions, Laïcités am Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Paris. Zur Zeit lehrt er als Gastprofessor an der Indiana University in den USA. Von 2011 bis 2012 war er Berater zur Bekämpfung von Antisemitismus für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).