Interview

2012/30 Ana Lilia Pérez im Gespräch über Korruption in Mexiko

»Die Angst grassiert«

Ana Lilia Pérez ist 36 Jahre alt und eine der bekannten Journalistinnen Mexikos. Für ihre Reportagen und dokumentarischen Bücher über die weitverbreitete Korruption in ihrem Land hat sie mehrere Preise gewonnen, darunter 2005 den Medienpreis des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen und 2009 den als beste investigative Journalistin Mexikos.

2012/29 Gespräch mit Vasile Marian Luca über die Sinti- und Roma-Politik der EU

»Der Antiziganismus wird geschürt«

In Europa leben zehn bis zwölf Millionen Roma und Sinti. Immer noch sind sie meist ökonomisch und sozial benachteiligt, Antiziganismus ist weit verbreitet. Die Jungle World sprach mit Vasile Marian Luca über die Integrationsbemühungen der EU und die Lebensbedingungen von Roma und Sinti. Luca ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg und Experte für europäische Politik.

2012/28 Pawel Tschikow im Gespräch über die Arbeit von NGOs in Russland

»Eine reale Bedrohung«

Einer Ende Juni vorgelegten Gesetzesvorlage der Regierungspartei Einiges Russland zufolge sollen NGOs, die ausländische Fördermittel erhalten, im Falle politischer Betä­tigung gesonderten Regeln unterworfen werden. Unter anderem sollen sie gezwungen werden, sich bei jedem öffentlichen Auftreten als »ausländischer Agent« auszuweisen. Die Jungle World sprach mit Pawel Tschikow über die Folgen für russische NGOs. Er ist Jurist und Vorsitzender des Menschenrechtsvereins Agora in Kazan.

2012/27 Nicanor Haon im Gespräch über die Kampagne »Boats 4 People«

»Es darf keine Straflosigkeit geben«

Im Rahmen der Kampagne »Boats 4 People« beginnt in diesen Tagen eine Flottille ihre Fahrt über das Mittelmeer, von Palermo aus geht es über Tunis und Monastir nach Lampedusa. Die Kampagne möchte auf die Todesopfer der europäischen Flüchtlingspolitik und die Kriminalisierung von Migration aufmerksam machen. Organisiert hat sie ein Netzwerk von europäischen und afrikanischen antirassistischen Gruppen und Flüchtlingsinitiativen. Die Jungle World sprach mit Nicanor Haon. Der 26jährige ist seit vielen Jahren Mitglied der französischen Gruppe »Gisti«, seit Januar dieses Jahres hat er sich von Tunis aus an der Koordination von »Boats 4 People« beteiligt.

2012/26 Silvia Federici im Gespräch über Reproduktionsarbeit, Commons und Krise

»Ihre Krise und unsere«

In den siebziger Jahren haben Feministinnen wie Silvia Federici weibliche Reproduktionsarbeit ins Zentrum politischer Diskussionen gerückt. Sie zeigten, dass meist unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt, Sorgearbeit sowie Mutterschaft konstitutiv für die kapitalistische Produktionsweise sind. Federici wurde 1942 in Italien geboren und lebt in New York. Sie ist emeritierte Professorin an der Hofstra University in New York, war Dozentin in Nigeria, 1972 Mitbegründerin der International Feminist Collective und 1990 des Committee for Academic Freedom in Africa. Zu ihren Schriften gehören »Revolution at Point Zero« (2012) und »Caliban and the Witch: Women, the Body, and Primitive Accumulation« (2004). Die Jungle World sprach mit ihr über Reproduktionsarbeit, die Idee der Commons und die Krise.

2012/25 Alicia Andares und Helena Scully im Gespräch über »Occupy Mexiko« und den Feminismus

»Gewalt gegen Frauen ist normal geworden«

Auch in Mexiko gab es im vergangenen Herbst eine »Occupy«-Bewegung. Zwar sind deren Aktivitäten inzwischen wie überall abgeflaut, die Diskussionen und Konflikte dauern jedoch an. Beteiligt an »Occupy Mexico« waren auch die Feministinnen Alicia Andares und Helena Scully. Die 35jährige Andares arbeitet als Übersetzerin, die 17jährige Scully macht gerade ihr Abitur in Mexiko-Stadt. Als Feministinnen waren die zwei Frauen bei »Occupy Mexico« zunächst eher Exotinnen, verwandelten das Zeltlager im Laufe der Besetzung aber auch in einen öffentlichen Raum von und für Frauen. Mit ihnen sprach die Jungle World über Feminismus bei »Occupy« und in Mexiko, aber auch über die anstehenden Präsidentschaftswahlen und die notorische Gewalt.

2012/24 Kostas Papanastasiou im Gespräch über die feindliche Stimmung gegen Griechen in Deutschland

»Ich bin zufrieden mit dem ›Nein‹«

Kostas Papanastasiou wurde 1937 in Griechenland geboren und kam 1956 nach Deutschland. Er studierte Architektur und Schauspiel und arbeitete als Architekt, Sänger und Schauspieler sowie als Lehrbeauftragter an der Universität der Künste in Berlin. Den meisten Deutschen wurde er durch seine Rolle als Wirt Panaiotis Sari­kakis in der Serie »Lindenstraße« bekannt. In den sechziger Jahren war er Vorsitzender der Griechischen Gemeinde e.V. Mit Papanastasiou sprach die Jungle World in seinem Restaurant »Terzo Mondo«, das er seit 1972 in Berlin betreibt, über die Krise und die bevorstehenden Wahlen in Griechenland.

2012/23 José de Echave im Gespräch über die umstrittene Bergbaupolitik in Peru

»Es geht auch um die Regeln des Handels«

In Peru führt der Bergbau häufig zu Konflikten zwischen der ansässigen Bevölkerung, Minenbetreibern und der Regierung. Jüngstes Beispiel ist die Kupfermine Tintaya in der Provinz Espinar. Sie wird vom Schweizer Bergbaukonzern Xstrata betrieben. Bergbaugegner werfen Xstrata Umweltverschmutzung vor und wehren sich gegen den geplanten Ausbau der Mine. In der vergangenen Woche wurden bei Protesten mindestens zwei Bergbaugegner getötet und über 70 verletzt. Die Regierung verhängte in der Region daraufhin den Ausnahmezustand. Die Jungle World sprach mit José de Echave über die Probleme der peruanischen Bergbaupolitik. Echave ist Bergbauexperte und Ökonom. Er war stellvertretender Umweltminister in der Regierung Ollanta Humalas. Aus Protest gegen den Umgang der Regierung mit sozi­alen Konflikten ist er im November 2011 von seinem Posten zurückgetreten.

2012/22 Rummelsnuff im Gespräch über Muskeln und Musik

»Es geht nicht um Schönheit«

Rummelsnuff ist der Künstlername von Roger Baptist, einem der bekanntesten Bodybuilder aus der ehemaligen DDR. Als Musiker komponiert er »derbe Strommusik«, wie er seinen Musikstil bezeichnet, und geht mit verschiedenen Bands auf Tour. Mit dem 45jährigen sprach die Jungle World über Bodybuilding in der DDR und Männlichkeitsbilder heute.

2012/21 Panitan Wattanayagorn im Gespräch über islamistischen Terrorismus in Thailand

»Bangkok ist weit weg«

Thailand entwickelt sich zu einem Aktionsgebiet islamistischer Terrorgruppen aus der ganzen Welt. Im Januar dieses Jahres wurde ein mutmaßliches Mitglied der Hizbollah in Bangkok festgenommen, einen Monat später schlug ein Anschlag fehl, der vermutlich israelische Einrichtungen treffen sollte. Im Süden Thailands sterben täglich Menschen durch Anschläge islamistischer Separatisten. Panitan Wattanayagorn ist Sicherheitsexperte aus Thailand. Er war Regierungssprecher und Sicherheitsberater verschiedener Regierungen, zuletzt unter Abhisit Vejjajiva. Zurzeit lehrt er Internationale Beziehungen und Verteidigungspolitik an der Chulalongkorn-Universität in Bangkok. Mit ihm sprach die Jungle World über islamistischen Terrorismus in Thailand.