Interview

2011/49

»Was im Iran gerade passiert, bedroht die ganze Menschheit«

Nach dem Angriff auf die britische Botschaft in Teheran am Dienstag vergangener Woche zogen verschiedene Staaten ihre Botschafter aus dem Iran ab. In den vergangenen Wochen kam es zudem zu Explo­sionen in Forschungsanlagen und Lagern des iranischen Atompramms. Ähnliche Vorfälle gab es bereits häufiger. Ob es sich um gezielte Anschläge handelte und wer in diesem Fall die Urheber waren, ist nicht geklärt. Der Konflikt Israels und des Westen mit dem Iran verschärft sich offenbar. Dan Schueftan ist stellvertretender Direktor des »National Security Center« der Universität Haifa und war Sicherheitsberater der israelischen Premierminister Yitzhak Rabin und Ariel Sharon. Die Jungle World sprach mit ihm über die Bedeutung des iranischen Atomprogramms für die israelische und internationale Sicherheit.

2011/47 Frau Professor La Rose im Gespräch über die queere Burlesqueshow »Club Burlesque Brutal«

»Die Bühne als sexualisiertes Performancefeld«

Frau Professor La Rose ist die Gründerin, Moderatorin und eine Performerin des »Club Burlesque Brutal«, der seit mehr als zwei Jahren queere Burlesqueshows darbietet. Zusammen mit den Performerinnen Miss Bourbon, Cunt, Miss Kottlett, Madame Don Chanel, Frau Dr. Sourial und Rosebutt ist Frau Professor La Rose am 24. November im Berliner SO36 zu sehen. Sie lebt sonst als Katrina Daschner in Wien und ist bildende Künstlerin. Jungle World sprach mit ihr über Burlesque zwischen Show und Selbstermächtigung.

2011/46 Danilo Rueda im Gespräch über die Peace Brigades International in Kolumbien

»Die internationale Präsenz ist wichtig«

Der 47jährige Journalist Danilo Rueda ist Koordinator der ökumenischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (CIJP). Sie setzt sich in Kolumbien für die Wahrung der Menschenrechte ein, vor allem unterstützt sie indigene und afrokolumbianische Gemeinden, die unter dem innerkolumbianischen bewaffneten Konflikt leiden. Da Rueda wegen seiner Tätigkeit bereits zahlreiche Morddrohungen von Paramilitärs erhalten hat, ist er auf die Begleitung durch Freiwillige der Peace Brigades International (PBI) angewiesen. Seit 1981 begleiten international zusammengesetzte Teams Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler sowie andere friedliche Aktivistinnen und Aktivisten bei ihrem Einsatz für eine gewaltfreie Konfliktlösung in Krisengebieten. An der Konferenz zum 30. Jahrestag der Gründung der PBI Ende Oktober nahm auch Rueda teil. Die Jungle World sprach mit ihm über die Zusammenarbeit zwischen der CIJP und den PBI und die Menschenrechtssituation in Kolumbien.

2011/45

»Der Staat übt selbst Gewalt aus«

In Mexiko wurden seit der Ausrufung des »Kriegs gegen den Drogenhandel« durch den ehemaligen mexikanischen Präsidenten Vicente Fox über 40 000 Menschen getötet, mehr als 10 000 Menschen gelten als »verschwunden«. Die Jungle World sprach mit Marta Durán de Huerta und José Reveles über die Ursachen für die Eskalation der Gewalt und die Reaktionen darauf.
2011/44 Roberto Mendez im Gespräch über die Präsidentschaftswahl in Guatemala

»Die Öffnung für den Weltmarkt hat zu Landraub geführt«

Nach einem ersten Wahlgang Anfang September wird an diesem Sonntag eine Stichwahl über den nächsten Präsidenten von Guatemala entscheiden. Zu einem Boykott der Wahlen hat als einzige Organisation im Land Hijos (Kinder) aufgerufen. Angehörige der Überlebenden des Genozids gegen die Maya sowie von Oppositionellen, die während des 36 Jahre andauernden bewaffneten Konflikts »verschwanden«, treten mit Hijos dafür ein, dass die Erinnerung an den Krieg und die Verbrechen wachgehalten wird. Alle Regierungen seit der Unterzeichung des Friedensabkommen vor 15 Jahren vernachlässigten die Aufarbeitung, ebenso wie die juristische Verfolgung der Täter. Die Jungle World sprach mit Roberto Mendez von Hijos, der bei öffentlichen Auftritten aus Angst vor Repressionen den Namen seines ermordeten Onkels benutzt, mit bürgerlichem Namen jedoch anders heißt.

2011/43 Gespräch mit Burak Bekdil über die Chancen für einen »türkischen Frühling«

»Ich erwarte keinen türkischen Frühling«

Burak Bekdil lebt als freier Journalist in Ankara und ist der meistgelesene Kolumnist der englischsprachigen Hürriyet Daily News. In seinen Texten polemisiert er gegen die türkische Politik, besonders gegen den antiisraelischen Kurs der AKP-Regierung. Wegen »Beleidigung der Justiz« wurde er zu 20 Monaten Haft verurteilt, die – anders als bei zahlreichen anderen Journalisten – zur Bewährung ausgesetzt wurden. Mit der Jungle World sprach er in Berlin unter anderem über die Eskalation des Konflikts mit den Kurden, die Chancen für einen »türkischen Frühling« und darüber, wie Israel Erdogan in die Falle ging.

2011/42 Gespräch mit Christian Raimo über die Proteste der prekären Kulturschaffenden in Italien

»Genua hat diese Generation geprägt«

Ende September fand in Rom im besetzten Schauspielhaus Teatro Valle (Jungle World 39/11) die erste nationale Vollversammlung der prekären Kulturschaffenden statt. Zu den Mitveranstaltern gehörte auch die im Frühjahr gegründete Gruppe »Generazione TQ«, ein Zusammenschluss von Literaten, Verlagsmitarbeitern und Journalisten der Altersgruppen »Trenta« und »Quaranta« (30- bis 40jährige). Christian Raimo ist Gründungsmitglied dieser Gruppe und Mitarbeiter des unabhängigen Verlages Minimum Fax. Dort hat er zwei Bände mit Erzählungen veröffentlicht. Raimo schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Blogs. Die Jungle World sprach mit ihm über den Niedergang der linksliberalen Nachkriegskultur in Ita­lien und das Verhältnis Kulturschaffender zur Politik.

2011/41 Gespräch mit Boualem Sansal über Kunst und Freiheit

»Ich war versucht, den Preis abzulehnen«

Am 16. Oktober erhält der algerische Schriftsteller Boualem Sansal den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Sansal war schon 50 Jahre alt, als sein erstes Buch, »Der Schwur der Barbaren«, 1999 erschien. Seitdem hat er fünf weitere Romane veröffentlicht, auf Deutsch erschien zuletzt »Das Dorf des Deutschen« (2009). In Algerien sind seine Bücher verboten, in Frankreich ist Sansal unterdessen ein erfolgreicher Autor. Sein neuester Roman, »Rue Darwin«, erschien Ende August. Am 30. September war Sansal als Gast der Konferenz »Die Kunst der Freiheit« über Sartre und Adorno in Wien. Die Jungle World hat ihn dort getroffen.

2011/40 Gespräch mit Laura Méritt über den Feministischen Pornofimpreis und die Kampagne »PorYes«

»Feministisches Ficken ist konsensuell«

Seit 2009 wird in Berlin der »Feministische Pornofilmpreis Europas« verliehen. Dabei werden Pornoproduktionen ausgezeichnet, die frauen- und genderfreundliche pornographische Darstellungen jenseits heteronormativer Geschlechter­stereotype in Szene setzen. Am 15. Oktober ist es wieder soweit. Laura Méritt, Initiatorin der Kampagne »Por­Yes«, sprach mit der Jungle World über sexpositiven Feminismus, Sex- und Gewaltbilder in Pornofilmen und sexuelle Kommunikationskompetenz.