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Klos sind Scheiße

Toilettenhygiene. Eine Umfrage in Großbritannien und Schweden hat ergeben, dass 80 Prozent der neun- bis elfjährigen Kinder die Toiletten ihrer Schulen als »schmutzig, stinkend und unangenehm« empfinden. Und tatsächlich: wissenschaftliche Untersuchungen haben daraufhin nachgewiesen, dass tatsächlich drei Viertel aller schwedischen Schultoiletten nicht so richtig lecker sind. Deswegen gehen die Schüler auch nicht so gerne aufs Abort und schieben ihre Sitzungen raus, so die Studie weiter. Und wer dauernd einen unangenehmen Druck während des Schreibens von Klassenarbeiten verspürt, kann ja wohl kaum richtig gute Noten mit nach Hause bringen.

Auch in Deutschland ist der Zustand der Schultoiletten ziemlich Scheiße. »Bei einer Begehung von etwa einem Dutzend Berliner Schulen fanden wir nur bei einer akzeptable Toiletten«, wird Henning Rüden, Leiter des Instituts für Hygiene an der FU Berlin in der SZ zitiert. Sollte der wahre Grund für das skandalöse Abschneiden Deutschlands bei der Pisa-Studie am Ende also auf dem Grund deutscher Schultoiletten zu finden sein?

Tot in Venedig

Biennale. Martin Kippenberger, wieder ausgegrabener Punk-Künstler, ist derzeit stärker angesagt, als er es je zu Lebzeiten war. Eine Flut von Ausstellungen ehrt den 1997 verstorbenen Künstler, von dem man schon dachte, mit den Achtzigern wäre auch der Name Kippenberger begraben worden. Doch nun wird neben der Fotografin Candida Höfer tatsächlich Kippenberger auf der diesjährigen Biennale in Venedig die deutsche Kunst repräsentieren. Ein Toter soll also beweisen, wie lebendig die Kunst in Deutschland ist.

Einerseits kann man die Wahl begrüßen, bekommt doch nun Kippenberger auch von den Kunstoffiziellen den Stellenwert zugewiesen, den er schon längst verdient hätte. Andererseits aber muss man sich doch fragen, ob es nicht den einen oder anderen untoten Künstler gegeben hätte, dessen Arbeit es wert gewesen wäre, im Deutschen Pavillon zu landen.

»Let it be«: eine Million

Geburtstagsgeschenk. Paul McCartney für ein Privatkonzert zu buchen, kostet eine Million Dollar. Nicht wenig Geld, zugegeben, doch dafür bekommt man ein gutes Gewissen gratis dazu. Diese Erfahrung hat eben ein Bankier aus San Diego gemacht, der seiner Frau zu ihrem 50. Geburtstag als besondere Überraschung Paul McCartney und seine Klampfe servierte. 90 Minuten lang soll Cartney in die Saiten gegriffen haben, das Geld dafür steckte er aber nicht etwa selbst ein, sondern es kam einer Anti-Landminen-Kampagne zugute.

Die Alklady

Margaret Thatcher. In einer Dokumentation für den britischen Sender ITV erinnert sich die ehemalige Assistentin von Margaret Thatcher, Cynthia Crawford, wie sich die frühere Iron Lady des Öfteren völig zukippte. In Krisenzeiten und Stresssituationen soll der ehemalige Schrecken der Linken ganze Nächte durchgezecht haben. Eigentlich haben wir das schon immer geahnt.

Gaudi in Halberstadt

John Cage. Endlich. Endlich erklang das erste Tönchen von John Cages Stück »As Slow as Possible« in seiner Aufführung in der St.-Buchardi-Kirche zu Halberstadt. Und das, obwohl das gute Stück eigentlich bereits seit dem 5. September 2001 läuft. Doch zum Starttermin wurde lediglich der Blasebalg der Kirchenorgel eingeschaltet. Eineinhalb Jahre hat es also gedauert, bis die Stille während dieser Ewig-Aufführung durchbrochen wurde. Ein E-Dur-Akkord erklang also und man kann sich vorstellen, wie dieser die versammelten Ehrengäste wie Kulturministerin Christina Weiss, Jens Reich und Alexander Kluge erregt haben muss.

639 Jahre lang wird die John Cage-Komposition im Halberstadt-Projekt dauern, Schluss mit den gelegentlichen Tönchen in der Kirche wird also erst 2 642 sein.

Natürlich geht es bei dem ganzen nicht bloß um L’art pour l’art, sondern bei John Cage soll man ja immer auch ein wenig etwas lernen. Über die Relativität der Zeit und so, deshalb gab es in Halberstadt rund ums erste Tönchen auch Lesungen und Performances.

Keine Schoki, kein Krieg

Friedensfasten. Ab sofort werden aufrechte Christen wieder fasten. So lange, bis Jesus dann an Ostern von den Toten auferstanden ist. Doch dieses Jahr sammelt man Schokolade, bis sie muffig ist, nicht nur deswegen, weil die Menschen in Afrika ja auch keine Schokolade haben, sondern man fastet gleich gegen den Krieg und für den Weltfrieden. Dazu zumindest hat der Papst aufgerufen, und da aufrechte Katholiken selbst Sex mit Kindern haben würden, wenn ihnen der Papst dazu raten würde, kann man davon ausgehen, dass Millionen Katholiken genau wie der Papst gegen den Irakkrieg fasten werden.

Mit dem gemeinsamen Verzicht auf die Kirschtorte wird der Krieg ganz bestimmt zu verhindern sein.

Seriös

2001-Merkheftchen. Echte Kulturrevolutionen finden manchmal ganz still und heimlich statt. Das Merkheftchen der alternativen Kulturkaufhauskette 2001 wurde relaunched, und 2001 verliert nichtmal ein Wort dazu. Dabei ist es absolut sensationell, dass das ehemalige Fledderheftchen mit hauchdünnem Knitterpapier jetzt als richtiger Katalog daher kommt, der nicht mehr beim kleinsten Luftstoß in seine Einzelteile zerfällt.

Irgendwie geht dabei natürlich auch ein Stück 2001-Kultur verloren. Bislang vermittelte das Heftchen immer das Gefühl, ganz kurz vor Drucklegung zusammengetackert worden zu sein, um noch die allerletzte Preissenkung berücksichtigen zu können. Nun jedoch fehlt ein wenig dieses In-letzter-Sekunde-Gefühl, das Schnäppchenjäger dazu veranlasste, selbst so etwas Wirres wie das 2001-Merkheftchen durchzublättern.