Der Herausforderer

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»Ich stehe hier nur vor Ihnen, weil Gott der Allmächtige unser Boot sicher durch die Flüsse des Todes brachte, indem er uns einen tapferen, weisen und entschiedenen Leader namens John Kerry gab«, predigte Reverend David Alston Ende Juli auf dem Wahlparteitag der Demokraten. Doch so leicht lassen sich die Republikaner ihr Monopol auf religiöses Pathos nicht nehmen. Schnell präsentierten sie ihre Veteranen, die Kerry den Status eines Kriegshelden aberkannten.

Ihr Kronzeuge ist John Ellis O’Neill. Wie Kerry kommandierte er ein Schnellboot auf den »Flüssen des Todes« in Vietnam. Mit Kerry verbindet ihn eine alte Feindschaft. Das erste Duell der Kontrahenten fand bereits 1971 statt. O’Neill stellte die Vorwürfe des damaligen Kriegsgegners Kerry, US-Soldaten hätten Kriegsverbrechen begangen, als hinterhältigen Angriff auf die Ehre Amerikas dar: »Der tapfere Mann tut es mit dem Schwert, der Feigling mit dem Wort.«

Nun steigt O’Neill noch einmal in den Ring. Die Firma, in der der texanische Anwalt arbeitet, soll Verbindungen zur Familie Bush haben, doch O’Neills Motive schienen eher persönlicher Art zu sein. Sein Hauptargument gegen Kerry sind noch immer dessen »Lügen« über US-Kriegsverbrechen.

Die Unterlagen der Marine stützen Kerrys Darstellung seiner militärischen »Leistungen«. Unerfreulicher für ihn könnten die Hinweise auf seine Vergangenheit als Kriegsgegner werden. Für das von ihm 1971 mit herausgegebene Buch »The New Soldier« wird bei Ebay schon ein Preis von 400 Dollar gefordert.

maxim kammerer