Hau weg den Scheiß!

platte buch

Free Jazz kommt wieder. Natürlich war er nie wirklich weg, doch schon in den Sechzigern hatte sich der Jazz so freigespielt, dass sämtliche Bemühungen, noch freier als total frei zu wirken, kaum noch wirklich interessierten. Zumal der Free Jazz bald zur sektenartigen Bewegung wurde, der Ungläubige und Andersdenkende konsequent ausschloss und sich in Altersstarrsinn gefiel.

Doch nun, wo Popmusik sämtlicher Spielarten niemandem mehr wirklich wehtut, findet man wieder Gefallen an einer Musik, die auf rohe Gewalt als Stilprinzip setzt und noch so richtig »echt« und urwüchsig daherkommt. The Thing, das Freejazz-Trio des Tenor- und Baritonsaxophonisten Mats Gustafsson, hat ganz und gar dieses Bedürfnis nach Unverfälschtheit. Hier greift das White-Stripes-Prinzip: Wirke sogar noch echter als das Original selbst und lehne jeden technischen Schnickschnack als Werkzeug des Teufels ab!

So wird dann natürlich auch extra auf der CD vermerkt: »This is an analog Recording«, und dass ein Sampler zum Einsatz kommt, das hört man kaum.

Die Tricks, die The Thing anwenden, um das entsetzlich homogene Free Jazz-Ghetto zu durchbrechen, sind denkbar simpel. Mats Gustafsson hat erst jüngst zusammen mit Sonic Youth eine hervorragende Platte eingespielt und sich so in Indie-Rockkreisen einen Namen gemacht. Außerdem erscheint »Garage« nicht bei FMP oder so, sondern bei einem Subunternehmen des hippen norwegischen Labels Smalltown Supersound. Dazu covert man die Yeah Yeah Yeahs und die White Stripes, macht also deutlich: Wir sagen auch »Ja« zu Rock. Von den Originalen bleibt freilich nicht mehr viel übrig. Sie werden über den Haufen getrötet und kaputt gespielt. So wie es auch damals sein sollte.

andreas hartmann

The Thing – Garage (Smalltown Superjazz)