Ausgeschlafen

ich-ag der woche

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf. Der türkische Kultur- und Tourismusminister Attila Koç scheint einer der Glücklichen zu sein. Obwohl er im ganzen Land als Schläfer bekannt ist, da er während der Parlamentssitzungen bisweilen einnickt, kann er eine gute Bilanz vorlegen. Er selbst leugnet zwar, während der Sitzungen zu schlafen, doch gibt es beweiskräftige Fotos, die ihn mit geschlossenen Augen, entspanntem Gesichtsausdruck und leicht geöffnetem Mund auf der Regierungsbank zeigen.

Am Dienstag vergangener Woche meldete das türkische Tourismusministerium einen neuen Rekord. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hätten fast 15 Millionen Urlauber das Land besucht, hieß es. Das entspreche einem Anstieg von über 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im gesamten vergangenen Jahr wurden 17,5 Millionen Besucher registriert, dieses Jahr wird die Rekordzahl von rund 20 Millionen Gästen erwartet. Nicht schlecht, Herr Minister.

Auch die Satirezeitung Penguen war zunächst zufrieden mit Koç. Nach dem Motto, wenn er schläft, kann er wenigstens nichts falsch machen, erwähnte sie ihn lobend. Daraufhin erwachte jedoch der Kampfesgeist in ihm, und er strengte eine Verleumdungsklage gegen Penguen an. Schließlich schlafe er ja nicht im Parlament. Zudem begann er, gegen die Theaterszene des Landes vorzugehen. Theater wurden geschlossen, Schauspieler entlassen, und das Staatstheater soll neu organisiert werden. Welche Prioritäten er setzt, wurde Mitte Juli klar, als er den neu gestalteten Rennwagen des Formel-1-Fahrers David Coulthard präsentierte. Die Hauptverkehrsstraßen von Istanbul wurden für die Ehrenrunde durch Istanbul für einen längeren Zeitraum für den Autoverkehr gesperrt. Ein Ereignis für Schaulustige und Munition für die nächsten Ausgaben von Penguen.

kerstin eschrich