Entschieden zweifeln

Gerhard Scheit über die politischen Interventionen Jean Amérys

In den »Unmeisterlichen Wanderjahren« erinnert sich Jean Améry, welchen Eindruck die Demokratie in Belgien auf ihn machte, als er 1938 aus Österreich und Deutschland geflüchtet war: »Warum es nicht eingestehen nach Jahr und Tag, dass ich berauscht war von der bürgerlichen Scheinfreiheit, trunken von der formalen Demokratie, deren materiale Inhalte ich täg­lich hatte leben können? Drum sei dir zu bedenken gegeben, wohin diese Freiheit geführt hat. In dein Debakel hat sie geführt. Hast du’s vergessen?«

Es ist ein innerer Dialog, der hier entfaltet wird, um dem Zweifel Raum zu geben. Er wendet sich zunächst gegen den Jargon der antiautoritären Studentenbewegung, der Demokratie und Faschismus tendenziell gleichsetzt (und abgesehen davon auch keinen Unterschied zwischen Faschismus und Nationalsozialismus machen will, was Améry an anderer Stelle kritisiert), aber er fällt darum nicht in den Jargon der Demokratie.

Eben davor bewahrt ihn die Reflexion auf sein Demokratieerlebnis des Exils, denn er fragt genauer nach, was denn nun eigentlich als Befreiung erlebt wurde: »Nicht die bürgerliche Demokratie war es, die meinen, mag sein naiven, aber darum doch nicht notwendiger­weise verkehrten Enthusiasmus hervorrief. Es war vielmehr das unmittelbare Erlebnis ganz bestimmter Freiheiten, die definierbar nur sind durch die ihnen konträren Unfreiheiten, welches mir nicht erlaubte, das Abstraktum ›bürgerliche Demokratie‹ auch nur wörtlich zu denken. Die Wirklichkeit war komplexer. Da war der Polizist und drohte nicht mit einer Stahlrute, sondern sagte mehr oder weniger höflich ›Mijnheer‹; da war die sozialistische ›Volksgazet‹ und nannte Fran­co mit rechtem Namen: eidbrüchigen Landesverräter.«

Wie aber sollte er, der nach Auschwitz deportiert wurde, vergessen, dass diese Freiheit ins Debakel geführt hat. »Gut so, dass du zumindest erkanntest, wie schmählich und zugleich dumm das Verhalten der Staatsmänner war, denen du zum Wohle, aber auch zum Wehesten dich anvertraut hattest. Gut auch, wenn du spät wenig­stens begreifst, dass die bürgerlichen Demokratien in panischer Angst für den Besitz der Besitzenden den Wolf in Russlands Ebenen schicken wollten, damit er dort sich voll fresse, und dass sie, die Freiheitsbürger, es lieber mit Hitler hielten als mit den Bolschewiken.«

Was bleibt, ist der Zweifel, ob von Demokratie im allgemeinen überhaupt sinnvoll zu sprechen ist, wenn die Durchsetzung des Nationalsozialismus inmitten der Demokratie oder in deren Nachbarschaft begriffen und bekämpft werden soll: »So kann bürgerliche Demo­kratie sowohl in den Faschismus hineinführen – und dann wird sie retrospektiv tatsächlich faschistoid gewesen sein – als auch in einen sanften, problematischen, aber humanen Sozialstaat. Es gibt, um es zusammenfassend zu sagen, bürgerliche Demokratien; nicht gibt es die bürgerliche Demo­kratie.«

Auf diese Weise vermag Améry durch den Zweifel hindurch doch festzuhalten, dass jene konkret zu benennenden Freiheitsräume nicht trunken machen müssen, ja die wachsende Gefahr des Nationalsozialismus umso besser wahrzunehmen wäre, je konkreter sie bestimmt würden: »Dafür, dass ich meine Sinne so halbwegs mir salvierte, bürgte der Konflikt.«

Und er bürgte dafür desto mehr in der postnazistischen Demokratie, in der Améry seine Essays über den Nationalsozialismus schrieb. Das Appeasement gegenüber dem Nationalsozialismus, das er in den dreißiger Jahren erleben musste, die unheimliche Friedenssehnsucht in den westlichen Demokratien, die den Weg zur Vernichtung bahnte, hindert ihn ein Leben lang daran, einfach darauf zu vertrauen, dass nunmehr in Deutschland und Österreich Demokratie herrscht. »Ich weiß und weiß nicht. Ich kann nach Jahr und Tag auch sagen, dass es die Völker, quer durch alle sozialen Schichten waren, die diesen Frieden (…) aus ganzer Seele wünschten. (…) Keineswegs schauten die Völker des Westens Deutschland an als die bleiche Mutter, sie fanden die Riefenstahl nicht übel, und zum Teufel, es ging den Leuten ja gut in Hitlers Landen, und mochten sie doch auch ihren Platz haben an der Sonne, und der Jud’ ist ohnehin ein Widerwart.«

Untadelige Demokraten

Solche Gedanken liegen den politischen Interventionen Amérys in den sechziger und siebziger Jahren zugrunde, und er intervenierte konsequenter als irgendein anderer Intellektueller der deutschen Öffentlichkeit, um die Erinnerung an die nationalsozialis­tischen Verbrechen gegen die Normalität der Demokratie zu wenden und deren falsche Selbstgewissheit in Frage zu stellen.

Darüber gibt nun der Band mit den politischen Aufsätzen, der im Rahmen der neuen, von Irene Heidelberger-Leonard herausgegebenen Werkausgabe erschienen ist, eindrucksvoll Auskunft. Améry nahm in solcher Normalität eine fast unwiderstehliche, quasi natürliche Tendenz zum Verzeihen und zur Verjährung wahr: Appeasement wie damals, nur jetzt in Deutschland selber gegenüber der eigenen Vergangenheit. »Politisch will ich von Vergebung nichts hören!« schrieb er an Simon Wiesenthal, um ihn in seiner Arbeit rückhaltlos zu unterstützen. »Worauf kommt es mir an? Auf etwas Grundeinfaches: es darf, was Sie und ich erlebt haben, nicht wieder geschehen, niemals und nirgendwo.«

Wie er Wiesenthal unterstützte, trat er Speer entgegen und bestritt ihm das Recht, seine wohlfeile Reue zu publizieren – das aber wollten weder Linke noch Rechte, weder Erich Fried noch Ernst Klett verstehen, die von der Reue des Nazi beeindruckt waren. »Herr Speer bereut aufs Lu­krativste. Das ist zum Übelwerden, denkt man an jene, die er vernichtete, denkt man aber auch an eine heranwachsende europäische Jugend.« Wenn schon Reue, dann Selbstmord, der gleichwohl niemanden reinwaschen kann: »Die humane Konversion der Schurken, von denen keiner mit einem Fünkchen Ehrgefühl hätte am Leben bleiben dürfen – (und da lobe ich mir noch den Goebbels und jo­vialen Mordwanst Göring, die ihren scheuß­lichen Existenzen wenigstens selber eine Ende bereiteten!) diese Konversion ist die makaberste aller makabren Komödien, humor super-noir.«

Der Auftritt des reuigen Speer in der deutschen Öffentlichkeit war einer jener Momente, in denen Améry sich die Augen rieb und plötzlich ganz allein dastand. Es genügte aber auch schon, ein aktuelles Buch aufzuschlagen, das die Selbstzeugnisse einer »Jugend im Dritten Reich« darbot. Da begegneten dem Leser durchaus bekannte, »angesehene Leute, untadelige Demokraten, zumeist sehr gemäßigt linker Neigung«, die Jahrgänge zwischen 1919 und 1930.

Was sie über ihre Jugend berichten, erlebt er als »Selbst- und Volksenthüllung«, die ihm den Atem stocken lässt: Die in »ihrer Redlichkeit bewundernswerten, darum aber in ihrem Aussagegehalt nur um so fürchterlicheren Texte« führten ihn sofort zu den Grenzen dessen, was noch begreifbar ist. Es wäre »allzu billig, hier als Aufklärung ein paar Psycho-Plattitüden darzureichen, wie diese: dass der blutige Hitler-Spuk als Ganzes eine Art von allgemei­ner Regression in pubertäre Seelenzustände war und darum eben die deutsche Adoleszenz entzückte. Ebenso wohlfeil sind die auf ökonomische Interpretation alles Gesellschaftlichen sich reduzierenden Theorien, die der Hitler-Knaben Wunderhorn uns als Produkt einer dem sozialen Untergang schon versprochenen deutschen Kleinbürgerklasse seit Jahr und Tag vergebens zu explizieren bemüht sind.«

Améry zitiert aus den Aufzeichnungen Hermann Glasers, eines guten Bekannten, der ihn immer wieder zu Vorträgen und Diskussionen einlud. Glaser hatte als Elfjäh­riger die Kristallnacht miterlebt, es habe sein Schulkamerad auf Schmierzettel und Löschblätter in der Schule die »fleischi­gen Judennasen« gemalt: »Man musste nur einen Sechser ausschnörkeln, und schon hatte man die Visagen.« Améry fügt nur hinzu: »Keine Fragen, kein Aufblicken, kein Horchen.«

Er zitiert Hans Günter Zmarzlik, geboren 1922, dessen Vater »immerhin Sekretär einer Angestell­tengewerkschaft war und als solcher 1933 durch die Nazis auf die Straße gesetzt wurde«, und der über seine Offizierszeit in den letzten Kriegstagen nur zu berichten weiß: »Man sah keine Alter­native außer der einen: Wenn wir nicht durchhalten, gehen wir zugrunde. Deutschland und der Nationalsozialismus waren für uns weniger denn je auseinander zu halten …«

Was bleibt Améry anderes übrig, als einzugestehen: »Da versagt das Wort. Da kapituliert bedingungslos der analytische Ver­stand. Da kann man die plastischen Formeln von der ›Manipulation‹ und der ›allmächtigen, totalitären Indoktrinierung‹ nicht mehr aussprechen.« Und kopfschüttelnd wieder und wieder zu sagen: »Wenn die den Krieg gewonnen hätten. Wenn die zur Herrschaft gelangt wären über die Völker Europas von der Ukraine bis Ostende, von Hammerfest bis hinunter nach Sizilien (…). Was für ein Spaß ist gegen eine solche Vision Watergate und welch ein erheiterndes Boulevardstück die Kabale der französischen Nachkriegsrepubliken!«

Durch die Kindheit jener untadeligen Demokraten hindurch blickt Améry in den Abgrund deutscher Ideologie, und der einzige Schluss, der daraus zu ziehen ist, besteht in der Nötigung, alles nur Erdenkliche gegen die »weltweite Rehabilitierungswelle« zu unternehmen, »die alle Erinnerungen an Nazismus, Kollaboration, Denunziation wegzuschwemmen schon im Begriffe steht«.

Dabei gibt es nun auch raffinierte Versuche, wie die historischen Arbeiten von Joachim Fest und Sebastian Haffner, zwischen denen Améry allerdings mit Bedacht zu unterscheiden weiß, die aber das jeweils Ihre dazu beitragen, nicht nur »Hitler ›menschlich verständlich‹ zu machen, ihm jenen human touch zu geben, der angelsächsischem Journalismus teuer ist, sondern, da­rüber sehr weit hinaus, ihn als historisches Phänomen zuzu­richten, das als ein solches rational angeschaut werden« könne. Es vermag aber nicht rational angeschaut zu werden, so wenig wie es nach Auschwitz politische Normalität in Deutschland noch geben kann.

Jeglichen Versuch in dieser Hinsicht decouvriert Améry als perfide Rationalisierung: das Unternehmen, Hitler Verrat am deutschen Volk zuzuschreiben, ebenso, wie in jenem Verbrecherstaat irgendetwas als »Leistung« isoliert zu betrachten. Nicht Hitler habe, wie Haffner es suggeriere, Verrat am deutschen Volk geübt: Er hat vielmehr »des Volkes Willen vollstreckt«. Und was dieser Wille war, worin seine einzige »Leistung« bestand, darüber konnte es für Améry seit langem keine Zweifel mehr geben: Hitler »mordete um des Mordens willen«. Volksgemeinschaft ist Vernichtung und nichts anderes.

»Ich sah 1945 die Ruinen, die zerschmetterte Germania, und augenblicksweise fasste ich ähnliche Gedanken wie Haff­ner. Mit den Jahren aber kam ich ins Reine und verstand, es habe nicht Hitler verräterische Zerstörung geübt an seinem Land, vielmehr: das Land selber, indem es dem befehlenden Führer folgte, mit unerheblichen Ausnahmen, buchstäblich bis zum letzten Augenblick und (Filbinger!) über diesen hinaus, sel­ber sich umgebracht. Das Ungeheuer konnte seine ganze Ungeheuerlichkeit nur realisieren, weil ein kaum geheures Volk in seinen Fußstapfen schritt, mit ihm, für ihn. Die Geisterarmee Wenk bestand: ihre zerlumpten, aber im Sinne ­Goebbels’ ›fana­tischen‹ Soldaten, die den ›totalen Krieg‹ de facto führten, waren die deutschen Menschen. (Und nun mag, wer will, mich einen unversöhnlichen Hasser nennen, einen neurotisierten Juden, einen von Ressentiments verstörten Narren.) Ich weiß es besser, denn ich war dabei, war Tatzeuge des Durchhaltewillens.«

Es waren allerdings manche dabei, selber Tatzeugen, Opfer des Durchhaltewillens, die es dennoch nicht wissen oder nicht auszusprechen wagen, weil es zu ungeheuerlich ist und allen Verstand und alle Verständigung brüskiert. Améry wagt es, und darin liegt das ganze Pathos seiner politischen Aufsätze: als einzelner der allgemeinen Normalisierung zu widersprechen und auf dem »Inkommensurablen«, das sich in Deutschland ereignete, zu bestehen.

Er macht es mit solcher Konsequenz, dass er mit seinen eigenen Auffassungen von gesundem Menschenverstand, positivistischer Wahrheit und demokratischem Ideal in Widerspruch gerät. Denn so wie er weiß, dass jener Vernichtungs- und Durchhaltewille rational nicht fassbar ist, so deutlich sieht er in der Bestrafung seiner Taten die Grenzen des liberal-demokratischen Rechtsstaats erreicht. Er votiert immer zugleich für und gegen das positive Recht: dafür, wenn er intransigent fordert, die Verbrecher vor Gericht zu bringen und zu bestrafen; dagegen, wenn er ebenso intransigent darüber aufklärt, dass die Verbrechen jenseits des positiven Rechts liegen.

»Angesichts dessen, was die Naziverbrecher veranstalteten, ist so benanntes ›positives Recht‹ ebenso sinnlos wie theologische Spitzfindigkeit zum Thema ›Schuld und Sühne‹. Zu groß war ja die Schuld, als dass adäquate Sühne ausdenkbar wäre. Zu ungeheuerlich die Taten-Untaten, um dem Begriff der Rache auch nur approximativen Sinn zu geben.« Aber umso zielstrebiger wären die Verbrecher der Justiz auszuliefern und nach diesem »positiven Recht«, das sie hinter sich gelassen haben, zu bestrafen: um die Wiederholung der Verbrechen zu verhindern und – untrennbar davon – um die Opfer nicht nachträglich noch zu verurteilen: »Aber alles Humane fordert – nicht ›Recht‹, das es hier nicht geben kann, noch Rache, die unausdenkbar wäre! – nur, dass man die Opfer begnadige, nicht die Henker.«

Die Frage der Verjährung bezeichnet für Améry eben die Grenzen des Demokratischen: »Das Unverjährbare kann nicht von der Tafel der Moral gelöscht werden durch parlamentarischen Beschluss.« In den Untaten der Nazis, die er inmitten der Nachkriegsdemokratie festhält, stößt Améry auf den Souverän, den diese Demokratie zu verdrängen bemüht ist: auf die irrationale Macht, die über den Ausnahmezustand entscheidet und in Deutschland für den Nationalsozialismus entschieden hat. Ohne Thomas Hobbes oder Franz Neumann studiert zu haben, begreift er, wider allen positivistischen Verstand, das Politische im Sinn des Hobbesschen »Leviathan« und seine Dynamik in Deutschland, die Franz Neumanns »Behemoth« analysiert: Die »ungut listenreiche Geschichte« sei ein »mythisches Monstrum«, die Deutschen ein von »Katastrophendynamik« bewegtes Kollektiv, und die »amerikanischen business-men, die heute so dringend die Remilitarisierung Deutschlands verlangen, werden von diesen Verbündeten ihre blauen Wunder erleben …«

Ehrbare Antisemiten

Nicht zufällig steht aber im selben Brief an Erich Fried, der Speers Reue als makaberste aller makabren Komödien bezeichnet, wie eine persönliche Warnung an den Adressaten: »Die ›antizionistische‹ Linke macht sich schon jetzt mitschuldig am Genozid.« Denn für Améry handelt es sich hierbei um eine simultane Bewegung: Appeasement gegenüber den Verbrechen der NS-Vergangenheit und Appeasement gegenüber deren drohender Fortsetzung mit anderen Mitteln. Der von Stephan Steiner hervorragend edierte Band der neuen Werksausgabe erleichtert es jetzt, Amérys Polemiken gegen den Antizionismus, von denen in den letzten Jahrzehnten immer nur der eine Text über den »ehrbaren Antisemitismus« von 1969 rezipiert wurde, im Zusammenhang zu sehen.

Nachdem er bereits in privaten Briefen unmittelbar vor und nach dem Sechstagekrieg von 1967 große Sorge um Israel und einige Bestürzung über das Verhalten der deutschen Linken geäußert hatte, machte Améry zum erstenmal im Sommer 1969, mit jenem Artikel über den »ehrbaren Antisemitismus« in der Zeit, den Antizionismus zum zentralen Gegenstand.

Die Freundlichkeiten, die diese deutsche Linke vor dem Sechstagekrieg Israel entgegenbrachte, erscheinen ihm nun rückblickend sehr verdächtig: Jahrelang habe man »den israelischen Wehrbauern gefeiert und die feschen Mädchen in Uniform. In schlechter Währung wurden gewisse Schuldgefühle abgetragen.« Das Israel-Bild der Rechten sei einfach übernommen worden – eine ideale Ausgangsposition für die linken Antisemiten: »Der Antisemit ›demystifiziert‹ den Pionierstaat mit Wohlbehagen. Es fällt ihm ein, dass hinter dieser staatlichen Schöpfung immer schon der Kapitalismus stand in Form der jüdischen Plutokratie. Auf diese letztgenannte geht er nicht ausdrücklich ein, das wäre ein ideologischer lapsus linguae, jedoch – c’est l’or juif! – niemand wird sich täuschen über die tatsächliche Bestelltheit eines Landes, das aus einer schlechten Idee geboren, am schlechten Orte errichtet, einen oder mehrere schlechte Kriege geführt und Siege erfochten hat.«

Mit »C’est l’or juif!« zitiert Améry den französischen Uno-Deligierten, der auf diese Weise 1969 seine Meinung zum Rücktritt Charles de Gaulles öffentlich zum Ausdruck brachte und keinerlei Proteste hervorrief. Die Juden werden mit dem Geld identifiziert, sie sind dazu auserwählt, das Kapital zu verkörpern – diese antisemitische Projektion beherrscht auch das Verhältnis der Linken zu Israel. »Sagt’s alles nur in allem: Unter Zionismus versteht die Linke ungefähr das, was man so vor rund dreißig Jahren in Deutschland das ›Weltjudentum‹ genannt hat«, heißt es in dem politisch noch schärferen Aufsatz »Die Linke und der ›Zionismus‹«, den Améry im selben Jahr für die Tribüne verfasste.

Mit einem erhellenden Ausdruck spricht er hier von den »arabischen Freikorps« der El Fatah, der die ganzen Sympathien dieser Linken gelten, und fragt sich, ohne eine Antwort zu finden, wie es geschehen konnte, »dass marxistisch-dialektisches Denken sich dazu hergibt, den Genozid vorzubereiten«, und die »Junglinke« das »Quentchen gesunden Menschenverstandes«, das sie noch besessen hatte, eintauschte gegen »Werwolfromantik«.

Mit scharfen Wendungen wie dieser stellt Amérys politische Assoziationskraft unversehens den Zusammenhang her zwischen der letzten Phase des Dritten Reichs, in der jener unheimliche Durchhaltewillen der Deutschen die »Werwolf«-Banden mobilisierte, und den neuesten Sympathien der bundesdeutschen Jugend für die »arabischen Freikorps«, die in den späten sechziger Jahren ihre Aktivitäten entfalteten. Vorausschauend nimmt er andererseits eine Tendenz bei vielen, mit Israel solidarischen Juden in Amerika wahr, »sich konservativen Komplexen, soweit diese nur nicht antiisraelisch sind, anzugliedern«: Die »überwältigende Mehrheit der mit gutem Recht sich allerwegen gefährdet fühlenden Juden« werde vom Antizionismus der Linken »ins reaktionäre Lager abgedrängt«.

So sehr er diese Tendenz von Anfang an missbilligt, Améry zitiert dennoch zustimmend (im Text über den »ehrbaren Antisemitismus« von 1969) Sartres Schüler ­Claude Lanzmann, der am Vorabend des Sechstagekriegs herausfordernd sagte: »Wird man mich zwingen, Johnson hochleben zu lassen? Ich bin bereit dazu.« Und einige Jahre später – in dem Aufsatz »Juden, Linke – linke Juden« von 1973 – fügt er selbst noch hinzu: In diesem Freiheitskampf der Juden habe, »so wollte es das historische Verhängnis, Israel einen einzigen Alliierten: die USA. Es hat diesen Verbündeten nicht unter mehreren möglichen gewählt. Es hat die einzige Hand ergriffen, die sich ihm hilfreich entgegenstreckte. Kann ein Ertrinkender, ehe er zufasst, nachsehen, ob auf der rettenden Hand sich vielleicht ein Blutflecken befindet?«

Schade nur, dass der Herausgeber der politischen Aufsätze den Artikel »Zwischen Vietnam und Israel – Das Dilemma des Engagements« aus der Weltwoche vom 9. Juni 1967 nicht in den Band aufgenommen hat, worin Améry – verzweifelt über die Entwicklung der deutschen Linken – das einzig Vernünftige fordert: eine eindeutige Disjunktion zwischen dem Verhalten der USA in Vietnam und im Nahen Osten. »Was soll in diesem Zusammenhang die Verdammung des amerikanischen Imperialismus? Es gibt ihn, oder wie man es präziser auszudrücken hätte: Es gibt die amerikanische Politik kriegerischer Gewaltanwendung ganz gewiss in Vietnam, wo sie sich täglich aufs hässlichste kundtut. Es hat aber diese Gewaltpolitik der USA nichts zu schaffen mit der Nahostkrise (…).« Diese Disjunktion erlaubte es ihm andererseits jedoch auch (wie wiederum der Band mit den politischen Aufsätzen an manchen Stellen dokumentiert), durchaus gängige antiamerikanische Klischees, die in der Linken weit verbreitet waren und sind, weiter zu verwenden.

Der Solidaritätspakt

In allen Fragen bleibt allerdings entscheidend, was Améry die »existenzielle Bindung« der Juden an den Staat Israel nennt. Er beruft sich mit dieser Formulierung indirekt auf den Existenzialismus Jean-Paul Sartres, nicht zuletzt auf dessen »Reflexionen zur Judenfrage«: Sartres Philosophie, die ihn in der Ontologisierung der Gewalt bei Frantz Fanon in die Irre führte, hat es Améry hier ermöglicht, die Bindung an Israel als subjektive in aller Intensität zur Sprache zu bringen, ohne auf jüdische Traditionen Bezug zu nehmen.

Über diese Traditionen, die ihm ein Leben lang ganz fremd geblieben waren, konnte er unmittelbar nur im positivistischen Wortlaut reden. Die Juden »sind nichts als die Zufallsresultante geschicht­licher Konstellationen, die ihnen seit zwei Jahrtausenden ungünstig waren.« Aber existenzialistisch im Sinne ­Sartres zu denken heißt, vom einzelnen, isoliert betrachteten Individuum auszugehen, das sich der Zufallsresultante ausgeliefert sieht. Dieses abstrakte Denken, worin aber Subjektivität exponiert wird, bewährte sich bei Améry als Surrogat jener konkreten Traditionen, die von den Erfahrungen der Diaspora erzählen und als solche für andere Autoren, vor allem Paul Celan, als Voraussetzung »radikaler Individuation« prägend waren.

Als Celan in Amérys »Jenseits von Schuld und Sühne« die Zeilen las: »Ich trage auf meinem linken Unterarm die Auschwitz-Nummer; sie liest sich kürzer als der Pen­tateuch oder der Talmud und gibt doch gründlicher Auskunft. Sie ist auch verbindlicher als Grundformel jüdischer Existenz«, notierte er dazu: »Wer weiß, aus welchem Umkreis des Alt. Testaments dieser Gedanke genährt wird.« Die »existenzielle« Bindung an Israel, wie Améry sie versteht, schließt tatsächlich – bewusst oder unbewusst – alle heutige religiöse Bindung an Israel ein. Denn sie ist für ihn, jenseits von Religion und Metaphysik, »aufs allerrationalste und ohne jegliche Schwierigkeit analysierbar«. Jeder einzelne Jude wisse, »dass er, solange Israel besteht, nicht noch einmal unter schweigender Zustimmung der ungastlichen Wirtsvölker, günstigenfalls unter deren unverbindlichem Bedauern, in den Feuerofen gesteckt werden kann«.

Die Situation für die Israelis ist darum auch eine andere als für die Araber, von wem auch immer sie unterdrückt werden: Für die Juden geht es »ums bare Überleben«. »Israel ist – aber wie soll man jungen Menschen das deutlich machen? – kein Land wie irgendein anderes: es ist die Zufluchtsstätte, wo Überlebende und Verfolgte nach langer Wanderschaft sich in tiefer Erschöpfung niederließen.«

Warum sie verfolgt und vernichtet wurden, und warum mit solcher Konsequenz immer nur die Juden, das zu erklären, führt Améry wieder und wieder an die Grenzen des Erklärbaren: die Vorstellungen der »Antizionisten, die allerwegen auch Antisemiten sind«, habe »historische oder wenn man will, kollektiv-psychologische Voraussetzungen«, die »sich der rationalen Diskussion entziehen«. Was bleibt, ist ein Teufelskreis wahnhafter Projektionen, die zwar in ihrem Wechsel beschrieben, aber nicht verstanden werden können; sie kennen wie das Unbewusste keine Negation, ihre Logik besteht darin, der Logik des ausgeschlossenen Dritten nicht zu folgen, so kann »der Jude« im Wahn der Antisemiten immer alles zugleich personifizieren.

Aber nicht zufällig beginnt Améry mit der Verkörperung, die diese Logik erst in Gang setzt: »Ist er, gezwungenermaßen, Handelsmann, wird er zum Blutsauger. Ist er Intellektueller, dann steht er als diabolischer Zersetzer der bestehenden Weltordnung da. Als Bauer ist er Kolonialist, als Soldat grausamer Oppressor. Zeigt er sich zur Assimilation an ein je in Frage kommendes Wirtsvolk bereit, ist er dem Antisemiten ein ehrvergessener Eindringling; verlangt es ihn nach jener neuerdings so gefeierten ›nationalen Identität‹, nennt man ihn einen Rassisten.« Der Jude wird verbrannt, »so will es das ›gesunde Volksempfinden‹ in Harlem (New York), am Stammtisch in irgendeinem Fürth, im Café de Commerce in Dijon, in einem beliebigen Nest in Kent – und natürlich erst recht in jeglichem arabischen Bazar«.

Wieder begreift Améry durch dieses rational nicht Fassbare hindurch etwas von der irrationalen Macht des Souveräns, die zu verdrängen der gemeinsame Nenner der Nachkriegsordnung wurde. Immer wieder betont er, dass der Staat Israel »nicht mit mehr und nicht mit weniger völkerrechtlicher Legitimation« geschaffen wurde »als irgendein anderer«; »dass es nicht einen – und ich wäge meine Worte – nicht einen einzigen Staat in der Welt gibt, bei dessen Geburt nicht Recht und Unrecht, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit bis zur Unauflöslichkeit miteinander verschlungen waren«.

Aber Israel sei eben kein Land wie irgend­ein anderes, und darum wäre das internationale Recht in seinem Fall in die Schranken zu weisen: »Ich wiederhole: Es steht im Nahost-Konflikt Recht gegen Recht. Und füge hinzu: Es steht aber nicht Gefahr gegen Gefahr gleicher Ordnung.« So bleibt nur übrig, zusammen mit Sartre und Simone de Beauvoir und einem Häuflein anderer Intellektueller »gegen die schamlosen Uno- und Unesco-Entscheidungen« zu protestieren, die unter Berufung aufs internationale Recht die Existenz Israels untergraben.

Aber es gibt den Fall, der die existentielle Bindung für Améry hinter einem Urteil zurücktreten lässt, das sich aufs universelle Recht berufen muss: die kategorische Verurteilung der Folter. Angesichts einiger bekannt gewordener Vorfälle von Folterpraxis in Israel spricht er in einem Artikel für die Zeit aus dem Jahr 1977 – seinem letzten Beitrag zum Thema Antizionismus und Is­rael – von möglichen »Grenzen der Solidarität«, soweit nicht mehr von einzelnen Fällen, sondern von systematischer Anwendung ausgegangen werden müsste – Grenzen, die jedoch paradoxerweise die Notwendigkeit der Solidarität selbst nicht antasten können.

Denn »Aufkündigung des Solidaritätspaktes« sei a priori auszuschließen, hier gelten nach wie vor die Nürnberger Gesetze, die von Antizionisten bloß anders formuliert werden: »›Juden, Personen, die im Sinne des Reichsbürgergesetzes zum Schutze des deutschen Blutes als Juden gelten‹, sind fixiert und bestimmt durch den Blick der anderen, auch dort, wo es sich nicht um deutsches Blut handelt, unlösbar in ihren Geschicken aneinander gekettet. Israel ist ihre ureigene Sache, da mögen sie sich bergen wollen wie immer (…) Streicher und sein Meister blieben die Herren – über Galgen und Bunker hinaus. So lange es einen einzigen Antisemiten gibt, gehört jeder Jude zu jedem anderen. Der existentielle Solidaritätspakt der Diaspora-Juden mit dem Land Israel enthält keine Klausel, die sein Erlöschen vorsieht.«

Gleichwohl, ja gerade darum sei es, fügt Améry hinzu, »Pflicht der Vertragspartner in der Diaspora, jene in Israel zu warnen und ihnen mit voller Deutlichkeit, im Bewusstsein der Unkündbarkeit des Fundamentalkontrakts zu sagen, wo und warum sie die Bande zwar nicht sprengen – dies ist per definitionem unmöglich, wohl aber lockern müssten, denn es gibt Verbindlichkeiten höherer, wenn auch abstrakterer Ordnung.«

So fordert Améry jeden Juden »dringlich auf«, mit ihm »in der radikalen Aburteilung der Tortur als System übereinzustimmen«. Aus seiner Argumentation, die hier manchmal undurchsichtig wird, ergibt sich folgende Konsequenz: Wenn nun Juden mit ihm nicht übereinstimmten in jener kategorischen Aburteilung, bliebe dennoch die existenzielle Bindung selbst erhalten. Es gibt diese Bindung demnach für Améry zwar nicht unabhängig von den universellen, abstrakteren Geboten der Moral, sie ist damit aber auch nicht einfach identisch. So spricht er von einer »Lockerung« – eine merkwürdige Formulierung, ein tertium datur: der Kampf gegen die Antisemiten erlaubt es zwar, ja erzwingt es immer wieder, über das Recht hinauszugehen und schon gar das internationale Recht in die Schranken zu weisen, aber damit wäre dieses Recht, das die universellen Gebote der Moral unter kapitalistischen Bedingungen enthält, in dem zu bestimmenden Fall keineswegs bloß als nichtig abzutun.

Mit solcher »Lockerung« scheint nun dem Relativismus Tür und Tor geöffnet: Denn wer entscheidet darüber, wann das Recht beachtet, wann es missachtet werden kann? In jedem Staat entscheidet darüber der Souverän, so auch in Israel. Der jüdische Staat ist jedoch kein Souverän wie irgendein anderer.

Kein Musterstaat

Der Punkt, an dem das Recht – oder besser: der gesellschaftliche Wille, der sich hinter dieses Recht stellt – die souveräne Gewalt, die gegen den Antisemitismus vorgeht, in die Schranken weisen muss und der in diesem Text als abstraktes Gebot »Du sollst nicht foltern« erscheint, ist in Amérys zehn Jahre älterem Essay über die Tortur in seiner politischen Bestimmung gesetzt worden – einer, die indirekt auch die Bestimmung des jüdischen Staats einschließt: Folter, heißt es hier, war »die Essenz des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus«: Der Hitlergefolgsmann musste foltern, um zu »seiner vollen Identität« zu gelangen. Es war eben diese volle Identität, die zugleich die bloße Existenz jedes Juden ausschloss. Israel müsste demnach in der systematischen Anwendung der Folter nicht minder systematisch sich selber als jüdischen Staat in Frage stellen.

Dieser scheinbar abstrakt moralische Nexus kann heute politisch konkretisiert werden: Bei Märtyrerbrigaden, deren Kämpfer es danach verlangt, sich zu opfern, um möglichst viele Menschen zu töten, ist die Anwendung von Folter wie in jedem anderen Fall kategorisch zu verurteilen; sie ist aber in diesem Fall nicht allein zu verurteilen, und sie ist nicht allein politisch sinnlos – im Gegensatz zur gezielten Tötung; sie würde – konsequent ausgeübt – dazu führen, den Feind zu unterschätzen, die eigentliche Gefahr zu verkennen, die im Selbstmordterrorismus lauert, und die Opferbereitschaft der einzelnen Märtyrer nur weiter anspornen.

Zu erkennen, wie zugespitzt indessen diese Lage für Israel ist, und wie genau darum zwischen staatlich sanktionierter, systematischer und gesetzlich zu ahndender, punktueller Anwendung von Folter zu unterscheiden wäre, hat eine einzige Bedingung: die Möglichkeit, dass Auschwitz sich wiederholt, zum Kriterium der Urteilskraft zu machen. Im Bewusstsein dieser Möglichkeit führt Améry die ganze Auseinandersetzung: Es gebe »schlimme Anzeichen« für eine »Katastrophe von Auschwitz-Ausmaßen«, »denn irgend einmal würde die immense, heute zum Teil noch potenzielle, morgen oder übermorgen aber manifeste Überlegenheit der arabischen Staaten, ihr wirtschaftlicher, militärischer und, wer weiß, technologischer Vorsprung totalitär historische Gestalt annehmen (…).«

Solange die Linke jedoch den kategorischen Imperativ nach Auschwitz nicht zu ihrer Selbstbestimmung gemacht hat, leistet sie selber immer nur der »Rehabilitierung der Barbarei« Vorschub – ob sie nun aus der Besonderheit des jüdischen Staats dessen Verpflichtung ableitet, besser zu sein als alle anderen Staaten, oder gleich offen gegen diesen Staat vorgeht und mit den »arabischen Freikorps« gemeinsame Sache macht.

Améry wusste bereits Mitte der Siebziger, wo die Linke 30 Jahre später enden wird – und dabei tritt besonders prägnant hervor, dass der Antisemitismus die Avantgarde allgemeiner Barbarei ist: »Schon sind wir ja Zeugen, wie die sich als ›links‹ ver­stehenden politischen Gruppen kein Wort verlieren, wenn ein Despot und Paranoiker in Uganda sich abscheulicher Morde schuldig macht; wie sie nicht protestieren, wenn der absolute Herrscher Libyens Gesetze erlässt, nach denen ehebrecherische Frauen gesteinigt werden (…) Die Linke hält den Mund. Und soferne sie redet, ist ihr Vokabu­lar im eigentlichen Wortsinne verrückt. Die Gewaltregime Libyens und Iraks, wo gelegentlich auch Kommunisten in den Kerker geworfen werden, nennt sie hartnäckig ›progressistisch‹. Israel aber, kein Musterstaat, gewiss nicht, aber doch ein Gemeinwesen, wo Opposition, auch antinationale, sich regen darf, ist in der linken Mythologie ein ›reaktionäres‹ Land.«

Améry wusste damit auch, was die Alternative wäre. Noch 1969 meinte er, niemand fordere »von der Jungen Linken, dass sie sich selbst in ihrem Bezug zum ›Weltjudentum‹ definiere«. Einige Jahre später jedoch, belehrt durch seine ständige Auseinandersetzung mit dieser »Jungen Linken« – durch deren stets neu ausstaffierter »Werwolfromantik« und schließlich praktisch gewordener Kollaboration mit den palästinensischen »Freikorps«, die man Terroristen nennt –, heißt es bei Améry ganz im Gegenteil: »Ich glaube allen Ernstes, dass die Linke sich am israelischen, id est: am jüdischen Problem neu zu definieren hat.«

Jean Améry: Aufsätze zur Politik und Zeitgeschichte. Hg. v. Stephan Steiner. Hg. v. Irene Heidelberger-Leonard. Werke Bd. 7. Stuttgart: Klett-Cotta 2005

Jean Améry: Jenseits von Schuld und Sühne / Unmeisterliche Wanderjahre / Örtlichkeiten. Hg. v. Gerhard Scheit. Werke Bd. 2. Stuttgart: Klett-Cotta 2002