Neues aus dem Hunzinger-Archiv

ich-ag der woche

Wie rar große Skandale und Affären derzeit in der deutschen Politik sind, fällt immer dann auf, wenn es von einem Protagonisten aus einer vergnüglicheren Zeit Neues zu berichten gibt.

»Es ist alles in Ordnung – außer bei Ihnen, deswegen sitzen wir hier«, zitierte die FAZ den forschen PR-Berater Moritz Hunzinger an seinem ersten Prozesstag vor dem Stuttgarter Amtsgericht. So sprach er zur Staatsanwältin, welche die Frechheit besessen hatte, ihn der Falschaussage vor einem Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags im Jahr 2004 zu verdächtigen. Der Ausschuss, der ins Leben gerufen worden war, um den Handel der Firma Flow-Tex mit nicht existierenden Bohrsystemen aufzudecken, kam, man kennt das ja, vom Hölzchen aufs Stöckchen. Die Staatsanwaltschaft steckte ihre Nase in die Angelegenheit und heraus kam eine verdeckte Parteispende. Hunzinger, der damalige baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) und seine Büroleiterin sollen eine Meinungsumfrage Gewinn bringend für alle Beteiligten in die Wege geleitet haben.

Döring ließ sich die Vorwürfe gefallen und schied vorbestraft aus der Politik aus. Nicht so Hunzinger. »Von Moritz Hunzinger lernen heißt, dem Leben stets das Positive abzuringen«, schrieb der Spiegel, noch bevor die Ausmaße seiner Kundenkartei der Öffentlichkeit bekannt geworden waren. »Ich habe in 25 Jahren ein paar tausend Kunden glücklich gemacht«, sagte er später dem stern und machte deutlich, dass es nun wirklich nicht seine Schuld sei, wenn das nicht auf alle zutreffe. Über ein privates Darlehen für Cem Özdemir (Grüne) etwa sagte er lapidar: »Da hätt’ er halt hinterher net drüber schwätzen sollen.«

Aus der Hunzinger Information AG schied der Namensgeber im Jahr 2004 als Vorstandsvorsitzender aus und hat nunmehr Zeit, seine Stuhlsammlung zu katalogisieren und der Welt seine Version der Dinge kundzutun.

regina stötzel