Und es ward stockfinster

supermeldung

Als im August 2003 rund 50 Millionen Menschen in den USA und Kanada für Stunden, teilweise für Tage ohne Stromversorgung blieben, schmunzelte man von Lateinamerika bis Bagdad über die »Achse der Finsternis« (taz). Da lag der »muskelstrotzende Gulliver« (Spiegel) gefesselt am Boden, da gehörten (Außen-) Politik und Stromausfall zusammen wie Dose und Stecker. Hierzulande könne so etwas nicht passieren, denn in Deutschland »steht eben die Versorgungssicherheit an erster Stelle«, schrieb damals der Spiegel.

Am Samstagabend jedoch saßen mindestens zehn Millionen Menschen zwischen Österreich und Marokko für eine gute halbe Stunde nicht ganz so gut versorgt im Dunkeln herum. Der Energiekonzern Eon räumte die Verantwortung für den Blackout ein. Weil ein neues Kreuzfahrtschiff in die Nordsee auslaufen sollte, sei eine Hochspannungsleitung im Emsland abgeschaltet worden, was in einer Kettenreaktion zur Überlastung anderer Leitungen geführt habe.

Und die Reaktionen darauf? Die gierigen Stromkonzerne, die trotz hoher Gewinne nicht in ein leistungsfähiges Stromnetz investierten, seien schuld, lautete einvernehmlich die Kritik des Umweltministers Sigmar Gabriel (SPD) und vieler anderer Politiker. Oder gehört Deutschland auch schon zur »Achse der Finsternis« und hat es nur noch nicht bemerkt?

regina stötzel