Der blanke Horror

in die presse

Migranten haben es nicht leicht in der Schweiz. »Es war schwer, mit den Schweizer Mitstudenten in Kontakt zu treten«, klagt Marc Beermann dem Manager-Magazin sein Leid. Die Schweizer wollen sich einfach nicht integrieren. »Selbst wenn ich darum bat, Hochdeutsch zu sprechen, fuhren viele in Schweizerdeutsch fort«, berichtet der Unternehmensberater Maximilian Fenske, der sogar »offene Ablehnung« erlebt hat. »Deutsche sind dort weniger beliebt, als sie selbst glauben«, fasst das Manager-Magazin die Aussichten für Auswanderer in der Schweiz zusammen.

Die meisten der etwa 166 000 Migranten aus dem Niedriglohnland Deutschland arbeiten in der Gastronomie, auf Baustellen und in der Pflege. Angelockt von den höheren Gehältern, fehlt ihnen meist der Sinn für den lieblichen Klang des Schwyzerdütsch, das den Einheimischen als schützenswertes Kulturgut gilt. Der besser integrierte deutsche IT-Spezialist Jens Wiese stellt fest, dass viele Deutsche das Schwyzerdütsch gar für »amüsant« halten, zudem reden sie zu laut und wissen nicht, dass es in der Schweiz »weniger hierarchisch« zugeht.

Die Folgen sind erschreckend. »Balkan-Deutsch ist auch bei unseren Schulkindern im Trend«, empört sich die Tageszeitung Blick. Denn nicht nur die Parallelgesellschaft der deutschen Migranten, auch die deutsche Comedy von »Mundstuhl« oder »Erkan und Stefan« bedroht die schwyzerdütsche Sprachkultur. »Für besorgte Lehrer und Eltern ist es der blanke Horror.« Der SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli will Abhilfe schaffen. Seine Ansichten präsentiert der Blick unter der Überschrift »Deutsche ab in Integrationskurse«. Denn die Deutschen hätten »Mühe, sich an unsere Gepflogenheiten anzupassen«. In der Schweiz seien »die Hierarchien halt flacher«.

Damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, bei einem Besuch in der Schweiz die antideutschen Ressentiments nicht verstärken, soll hier eine kleine Integrationshilfe gegeben werden. Ein frisch gezapftes Bier nennt man »Stange«. Wenn Sie mit einem Schweizer einen Joint rauchen wollen, sagen Sie: »Sölle mär go bluntä?« Und wenn Ihnen das Geld ausgegangen ist, lautet die korrekte Anrede an den Passanten: »Hey, häsch mär än Stutz?«

maxim kammerer