Einsame Spitze

von regina stötzel

Sagt ein Manager zum anderen: »Du, lass uns mal über den Airbus 380 reden, ich hab’ da so ein komisches Gefühl.« So ungefähr musste man sich bisher die Entscheidungsfindung bei EADS, dem zweitgrößten Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsunternehmen vorstellen. Kein Wunder, dass das Ding nicht rechtzeitig fertig wurde! Aber damit ist Schluss. Vorbei die Zeit der »Doppelspitze«, als es bei EADS zuging wie bei den Grünen oder einer militanten Tierschutzvereinigung. Der deutsch-französisch-spanische Konzern wird künftig allein von dem Franzosen Louis Gallois geleitet.

Der soll das Unternehmen wieder flott machen, das, seit der Airbus 380 nicht rechtzeitig ausgeliefert werden und Boeing in der Sparte der Zivilflugzeuge wieder entscheidende Marktanteile gewinnen konnte, als »angeschlagen« gilt. Was zählen da schon knapp 40 Milliarden Euro Umsatz und beinahe 117 000 Mitarbeiter in 70 Fabriken und 35 Büros in der ganzen Welt, schwarze Zahlen und Aufträge satt? Ein harter Mann musste her, da es zwei harte Männer offensichtlich nicht gebracht hatten. Mit Gallois hat sich der allerhärteste durchgesetzt: Während sein bisheriger Kollege, der Deutsche Thomas Enders, lediglich täglich joggt, häufig ins Fitnessstudio geht und bisweilen »extreme Berg­wanderungen« (taz) unternimmt, kennt Gallois, der »asketische Vater von drei Kindern«, »jede Radlerstrecke in den Pyrenäen« und ruinierte sich vor Jahren beim »Gewaltjogging im Park von Saint-Cloud die Kniescheiben«, wie die Zeit berichtete.

Bevor er im vergangenen Jahr zu EADS wechselte, heizte Gallois schon der maroden französischen Staatseisenbahn SNCF ordentlich ein. Heutzutage erwirtschaftet der einst als »unreformierbar« geltende Betrieb eine Milliarde Euro Gewinn, und sogar die Belegschaft soll wesentlich zufriedener sein als früher. Und Gallois, ein guter Freund Jacques Chiracs, gilt nach wie vor als Linker, der »seit der Studentenbewegung radikalsozialistisch denkt« (Die Zeit). Das ist die Härte.