Die PC-Chinesen

Klick it!

von maik söhler

Die Angst der westlichen Welt vor China ist längst zum Klischee geworden. Fürchtete man sich in den fünfziger Jahren vor Chinas Militärmacht und in den Siebzigern vor der schieren Masse an Menschen, so herrscht seit den Neunzigern die Angst vor der wirtschaftlichen Entwicklung vor.

Nur ein Bereich kam bisher nur selten zur Sprache: Wie die Chinesen nach und nach das Internet übernehmen. Mehr als 170 Millionen Chinesen surfen regelmäßig im Netz. Statistiker zählten jüngst 100 Millionen in China registrierte Weblogs. Das erfolgreichste Weblog aller Zeiten wird von der chinesischen Schauspielerin Xu Jinglei betrieben. Sie knackte neulich die Rekordmarke von 100 Millionen Besuchern. Mandarin ist dabei, Englisch als Weltsprache des Internets abzulösen, obwohl es sich bei ihm nur um eine von etlichen chine­sischen Sprachen handelt. Die Online-Zuwachsraten sind so hoch wie in keinem anderen Land. Fast alle großen Computerfirmen drängen in den chinesischen Markt, Suchmaschinenanbieter und Software-Unternehmen un­terwerfen sich bereitwillig der staatlichen Zensur, um bloß nicht außen vor zu bleiben. Alle lieben den PC-Chinesen.

Das musste nun auch die deutsche Bookmark-Seite Mister Wong schmerzlich erfahren – ebenso wie die doppelte Bedeutung der Abkürzung PC. Denn nicht aus Gründen des Personal Computers, sondern aus solchen der Political Correctness forderten Blogger aus den USA und Kanada die Betreiber von Mister Wong auf, ihr Logo – einen grinsenden Chinesen – einzumotten. Prompt reagierten die Betreiber von Mister Wong. Das Logo wurde entfernt.

www.cnnic.net.cn/uploadfiles/pdf/2007/7/18/113918.pdf, http://blog.sina.com.cn/xujinglei, www.mister-wong.de/