»Unter Putzfrauen kann man sich was vorstellen«

Seit fünf Monaten gibt es einen Mindestlohn für Gebäude­reiniger: 7,87 Euro im Westen, 6,36 im Osten. Darauf wies die IG BAU in der vorigen Woche mit einem Informationstag hin. Ein Gespräch mit der Pressesprecherin Sigrun Heil. Small Talk von Stefan Wirner

Wie sind die Erfahrungen mit dem Mindestlohn?

Gut. Ich habe von Gebäudereinigerinnen, die in der IG BAU organisiert sind, gehört, dass die Frauen sehr froh sind, weil sie nicht mehr darauf angewiesen sind, selbst ihren Lohn geltend zu machen. Der Unternehmer macht sich strafbar, wenn er den Mindestlohn unterschreitet. Von daher ist die Sache leichter geworden.

Wer hat denn den Mindestlohn festgelegt?

Die IG BAU zusammen mit dem Bundesinnungsverband Gebäude­reinigung.

Gibt es in diesem Metier nicht auch eine große Grauzone? Wie viele Unternehmer halten sich wirklich an den Mindestlohn?

Ich weiß nicht, ob es da eine Grauzone gibt. Die Schwierigkeit liegt darin, dass in den meisten Arbeitsverträgen der Mindestlohn drin steht. De facto sind aber die Flächen, die in einer bestimmten Zeit zu reinigen sind, oft nicht zu schaffen. Hier stehen die Arbeitgeber unter Druck, klar zu machen, dass das Pensum zu schaffen ist. Ansonsten wird der Mindestlohn durch die Hintertür umgangen.

Sie nannten Ihre Aktion: »Turbo-Putzen in Deutschland«. Der Fotowettbewerb hatte das Motto: »Ich putze Deutschland.« Haben Sie sich bewusst an Kampagnentitel wie »Du bist Deutschland« angelehnt? War das ironisch gemeint?

Nein. Wir haben nur etwas Griffiges gesucht, das sich einprägt.

Sie sprechen in Ihrer Presseerklärung von »Putzfrauen«. Vor Jahren hat man mal damit begonnen, von »Raumpflegerinnen« zu sprechen. Lehnen Sie das ab?

In der Regel sprechen wir auch nicht von Putzfrauen. Das Dilemma ist: Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Gebäudereiniger und Raumpflegerinnen sind schwierige Begriffe.