Ei-ei, wauwau, ei-ei!

Von Bov Bjerg

Eva Herman wünschte sich die Frauen zurück an den Herd. Dabei liegt der Hund ganz woanders begraben. von bov bjerg

Wie jeden Tag sitze ich auf dem Spielplatz auf der Bank, beobachte die Rutsche und meditiere. Unter der Rutsche liegt ein toter Hund. Auf der Rutsche steht meine Tochter Lara. Die heißt in Wirklichkeit nicht Lara, aber wegen dem Persönlichkeitsschutz nenne ich sie in der Öffentlichkeit Lara. »Lara, jetzt rutsch doch! Setz dich hin und dann hui!«

Ich kann meine Tochter nicht bei ihrem echten Namen rufen, denn sie macht manchmal ziemlich abgefahrene Sachen, von denen ich annehme, dass sie wenigstens zum Teil am Rande der Legalität angesiedelt sind. Zum Beispiel, manchmal rutscht sie auf dem Bauch.

Ich möchte jedenfalls nicht, dass eines Tages Wolfgang Schäuble bei uns an der Wohnungstür klingelt. Wir wohnen im vierten Stock, ohne Aufzug. Ich dachte immer, wir hätten von Wolfgang Schäuble nichts zu befürchten. Aber in letzter Zeit bin ich mir da nicht mehr so sicher. Die haben bestimmt Hubsteiger.

Unter der Rutsche liegt ein toter Hund. Ein Kind bohrt seine kleine Faust in das Fell. Ein anderes zieht an den Zotteln. Lara ruft: »Wauwau!« »Ja«, rufe ich, »genau! Wauwau. Hund. Ha – U – eN – De. Ein Hund, zwei Hunde. Synonyme: Töle, Köter, Kläffer.«

Frühkindliche Förderung ist wichtig. Das Kind ist jetzt anderthalb, da muss man das Deutsch noch ein bisschen polieren, bevor es in zwei Wochen mit Englisch anfängt. Ich will, dass mein Produkt konkurrenz­fähig ist! »Lara, jetzt rutsch! Setz dich hin und dann hui!«

Ein Mann kommt auf den Spielplatz. Er geht zu der toten Töle und verscheucht die Kinder. Erst tritt er dem Hund in die Seite, und dann beginnt er, auf ihn einzuschlagen. Er prügelt tatsächlich einen toten Hund!

Ich muss an Eva Herman und ihre Kritiker denken. Eva Herman sagt, ich soll gefälligst arbeiten gehen, damit meine Freundin zuhause bleiben kann. Ulkige Idee. Dabei kann meine Freundin auch von zuhause arbeiten. Und mir ist es ganz egal, von wo aus ich nicht arbeite. Demnächst kommt das Kind in die Kita, dann kann ich endlich auch mal wieder von zuhause aus nicht arbeiten.

Das Kind muss langsam mal Sozialverhalten lernen. Sozialverhalten ist wichtig. »Ei-ei« sagen, wenn es einem anderen Kind eine reingehauen hat, solche Sachen.

Unter der Rutsche steht ein Kind und ruft: »Wanwan! Wanwan!« »Ja«, ruft die Mutter. »Genau! Wanwan. Inu wa, inu no. Der Hund, des Hundes.« Mist, die sind schon bei Japanisch. Die Konkurrenz schläft nicht.

»Lara! Rutschen! Hinsetzen und hui!« Lara legt sich auf den Bauch und rutscht runter. Unten zieht sie sich den Schal vors Gesicht und winkt in die Überwachungskamera.

Sie nimmt den Eimer und das Schäufelchen und rennt zum Hund. Der Mann ist weg, aber der Hund liegt immer noch unter der Rutsche. »Guck mal, Lara«, sag ich. Ich nehm das Schäufelchen und hau dem Hund auf den Kopf. »Und jetzt du!« Lara klopft mit ihrem Schäufelchen auf den Kadaver. Eine Mutter: »Ihr Kind prügelt einen toten Hund!«

Ich: »Kann schon sein. Aber ab und zu muss man sich doch vergewissern, dass das Vieh auch wirklich tot ist. Komm, Lara, und jetzt mach ei-ei. Ei-ei, wauwau, ei-ei.«