Nichthören ist besser

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Man kennt das ja selbst. Mit Vorurteilen und vor­gefertigten Meinungen bewegt man sich durch eine Welt aus Popmusik. Man braucht ein Filterungssytem, um nicht jeden Unsinn und jede Status-Quo-Platte an sich heranzulassen. Man hört dann von angeblichen Meisterwerk des Neo-Progressiv-Rocks, ist sich selbst aber hundertprozentig sicher, nichts weniger zu brauchen als einen Meilenstein des Neo-Progressiv-Rocks. Die so gepriesene Platte wird man sich auf keinen Fall jemals anhören, sei der Wille zu Masochismus noch so groß. Man kann es auch einfacher ausdrücken, so wie auf dem Klappentext dieses hübschen Experiments in Buchform. Dort heißt es: »Man muss Phil Col­lins nicht gehört haben, um zu wissen, dass er scheiße klingt.« Wer, außer Patrick Bateman, möchte dem widersprechen?
Voreingenommen, unseriös und anmaßend schreiben dementsprechend verschiedene Autoren aus dem Pop- und Kulturbetrieb über Platten, angeblich wichtige oder weniger wichtige, die sie erklärtermaßen nie gehört haben. Allein mit Hilfe von Halbwissen und Angelesenem macht man sich über Werke von Madonna bis Blumfeld her. Und urteilt. Das zu lesen, ist teilweise großer Spaß und immer wieder großer Quatsch, wie das in derartigen Anthologien eben so ist. Aber was soll ich sonst noch sagen: Ich hab’ das Buch ja gar nicht gelesen.

S. Müller/M. Nuscheler (Hrsg.): Kopfhörer – Kritik der ungehörten Platten. Salon Alter Hammer, Fulda 2008, 184 Seiten, 11,90 Euro