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Erinnern Sie sich an den 1. Mai 2001? Autos gingen in Flammen auf, und plötzlich brannte auch der Stand der Jungle World auf dem Kreuzberger Mariannenplatz. Dieses Jahr wollen wir vorsorgen. Wie, wissen wir aber noch nicht.

Eines ist jedoch sicher: Der 1. Mai ist in diesem Jahr umstritten wie nie. Seit Wochen schon wird darüber diskutiert, gestritten und palavert. »Palaver« kommt bekanntlich aus der Umgangssprache und bedeutet so viel wie »endloses Gerede«. Endlos lässt sich ganz bestimmt auch über die Frage debattieren, ob die Revolution und die Zivilgesellschaft am 1. Mai nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind.

Um diese und um andere Fragen geht es am Donnerstag dieser Woche bei der Jungle World-Podiumsdiskussion im Kreuzberger SO 36. Peter Grottian, Angela Marquardt, Thomas Lecorte und ein Vertreter der AAB haben bereits zugesagt. Jutta Ditfurth bleibt lieber zu Hause.

Ein Thema wird ganz bestimmt nicht ausgespart: der Nahost-Konflikt. Man kommt inzwischen kaum noch daran vorbei. WGs spalten sich an diesem Thema, und nicht nur abends in der Kneipe, sondern selbst frühmorgens beim Arzt wird man gefragt, auf welcher Seite man steht.

Vorige Woche wollte sich ein Redakteur bloß den Fuß verbinden lassen. Der Orthopäde verwickelte ihn rasch in eine Diskussion über Israel und ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Israel sei »faschistisch«, Selbstmordattentäter seien eigentlich nur nette, aber verzweifelte Jungs usf.

Der Arzt wurde immer lauter, und der Redakteur wusste nicht, wie ihm geschah. Am Ende versicherte der Mediziner, er sei kein Extremist, denn schließlich habe er als Palästinenser auch schon Juden in seiner Kreuzberger Praxis behandelt. Das hielt er für besonders nett.

Und was bedeutet das für den 1. Mai? Vielleicht kann man es verhindern, dass der Jungle-Stand abgefackelt wird. Aber den Diskussionen über Israel dürfte man an diesem Tag nur schwer aus dem Weg gehen können. Man sollte bloß darauf achten, dass die Knochen ganz bleiben. Sonst muss man zum Orthopäden. Und das nervt gewaltig.