IRA gibt Waffen ab

Trimbles Stunde

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Für David Trimble, den Vorsitzenden der loyalistischen Ulster Unionist Party (UUP), war es eine der Sternstunden seiner politischen Karriere. Er sei sofort bereit, in das Amt des Ersten Ministers der nordirischen Selbstverwaltung zurückzukehren, erklärte er am vergangenen Samstag. Kurz zuvor hatte die republikanische Untergrundorganisation IRA bekannt gegeben, dass sie einen Teil ihrer Waffen vernichten werde.

»Dies ist der Tag, von dem gesagt wurde, er würde niemals kommen«, jubelte Trimble, nachdem der Vorsitzende der unabhängigen Entwaffnungskommission, John de Chastelain, die Waffenabgabe der Republikaner bestätigt hatte. Die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, so Trimble, dass sowohl seine unnachgiebige Haltung gegenüber der IRA als auch seine Verteidigung des Friedensprozesses gegenüber den Hardlinern unter den Unionisten richtig gewesen sei.

Bereits zwei Tage zuvor nahmen die von der UUP und den loyalistischen Hardlinern der Democratic Unionist Party (DUP) gestellten Minister ihre Arbeit wieder auf, die sie vor zwei Wochen aus Protest gegen die ausbleibende Entwaffnung eingestellt hatten. Peter Robinson, der stellvertretende Vorsitzende der DUP, bezeichnete de Chastelains Erklärung zwar als »Schall und Rauch« und forderte Beweise für die Entwaffnung der IRA. Bei allem Säbelrasseln zogen es aber auch die radikalen Unionisten vor, in ihre Ämter zurückzukehren, anstatt sie anderen Parteien zu überlassen.

Die britische Regierung wiederum begann in der vergangenen Woche mit der von der IRA geforderten Entmilitarisierung republikanischer Hochburgen in Nordirland. Besonders der Abbau der umstrittenen Wachttürme in der Region von South Armagh hat herausragende Bedeutung. Sie galten bei der katholischen Bevölkerung als Symbole für die britische Dominanz.

Die Entwaffnung der republikanischen Untergrundbewegung wird in allen britischen Medien als historischer Schritt im Friedensprozess in Nordirland gewertet. Zumindest die Parole »Not a bullet - not an ounce«, mit der die IRA frühere Forderungen nach einer Waffenabgabe zurückgewiesen hatte, ist damit Geschichte.

Der Beginn der Selbstentwaffnung wird dabei als Folge der Anschläge vom 11. September und der Festnahme mutmaßlicher IRA-Veteranen in Kolumbien dargestellt. Nur durch den Druck der USA, etwa des US-Sonderbeauftragten Richard Haas, sei die Untergrundorganisation dazu bewogen worden, ihre angekündigte Entwaffnung in Angriff zu nehmen, schrieb die britische Sonntagszeitung The Observer.

Dieser Schluss ist naheliegend, ignoriert aber die Entwicklung, die es in den letzten Monaten innerhalb des republikanischen Lagers gegeben hat. Den Plan, der nun umgesetzt wird, hatten IRA-Führer schon Anfang August mit der Entwaffnungskommission vereinbart. Veteranen des republikanischen Kampfes erklärten damals, der siebenköpfige Armeerat der IRA hätte einem solchen Plan niemals zugestimmt, wenn er nicht vorgehabt hätte, ihn auch zu realisieren.

Die Ursprünge der Entscheidung gehen noch weiter zurück. Bereits im Juni 2000 hatte die IRA ihre Waffendepots den internationalen Inspekteuren geöffnet. Es war klar, dass die präsentierten Waffen danach nicht mehr benutzt würden. Vorausgegangen war die im Mai 2000 abgegebene Erklärung der IRA, ihre Waffen »vollständig und nachweislich vernichten zu wollen«.