Montesinos kehrt nach Peru zurück

In der Klemme

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Das Duo infernal, das Peru in den letzten zehn Jahren mit Folter, Mord und Totschlag regierte, scheint sich gespalten zu haben. Präsident gegen ehemaligen De-facto-Geheimdienstchef, Alberto Fujimori contra Vladimiro Montesinos - ist das das neue Spiel in dem Andenland?

Alles schien in Butter, als Montesinos sich im September nach Panama absetzte - weitab von den Turbulenzen in Peru. Zuvor hatte nach Angaben der New York Times die Clinton-Regierung mit ihm gebrochen: Peruanische Militärs hatten russische Gewehre an die kolumbianische Guerilla Farc geliefert. Montesinos war nach Angaben ehemaliger peruanischer Geheimdienstler entweder in den Deal verwickelt oder schwieg zumindest darüber - ganz schlecht für einen Mann wie Montesinos, der auch mit der CIA zusammenarbeitete.

Unmittelbarer Auslöser für seine Flucht aber war ein Video, das ihn bei der Bestechung eines Abgeordneten zeigte, um ihn für Fujimoris Bündnis Peru 2000 zu gewinnen. Das Video veranlasste zudem Fujimori, der seit dem Wahlschwindel vom Frühjahr unter wachsendem Druck der peruanischen Opposition und internationaler Organisationen stand, Neuwahlen vier Jahre vor Ende seiner dritten Amtszeit anzukündigen und zu versprechen, sein Amt im Juli aufzugeben. Außerdem, so Fujimori, sollte der Geheimdienst Sin aufgelöst werden.

Anfang vergangener Woche kehrte Montesinos nun überraschend nach Peru zurück - offenbar, weil er in Panama kein permanentes Asyl erlangen konnte. In Peru aber platzte er in eine äußerst heikle Situation. Fujimoris Regierung hatte kurz zuvor eine überaus weitreichende# Amnestie für die Sicherheitsorgane vorgeschlagen - nicht nur für die bei der Repression gegen Oppositionelle verübten Verbrechen, sondern auch für Waffen- und Drogenhandel.

Die Opposition vermutete sofort, Montesinos wolle sie mit seiner Rückkehr nötigen, damit sie dieser Amnestie die erforderliche Mehrheit im Kongress zu verschaffen, um so einen Putsch zu vermeiden, den Montesinos mit dem Oberkommando der Armee plane. Ein Sprecher des Weißen Hauses warnte, jede Störung der verfassungsmäßigen Ordnung werde zu Perus Isolierung führen. Und Fujimori sah sich genötigt, vor Hunderten von TV-Kameras eine spektakuläre Jagd auf Montesinos zu kommandieren - mit dem Ziel, seinen Ex-Berater zu »lokalisieren, aber nicht (zu) verhaften«, wie er sagte. Montesinos' Aufenthalt war seit seiner Landung auf einer Luftwaffenbasis geheim, und Kritiker beschuldigten die Armee, ihn zu schützen.

Bis zum Wochenende blieb die Jagd erfolglos. Zwei Versionen über das Geschehen machten die Runde: Entweder sei die Jagd eine Simulation, oder Fujimori habe vollständig die Kontrolle über die Armee verloren. Beides konnte sich der Präsident nicht nachsagen lassen, ohne weitere empfindliche Schäden an seinem ohnehin ramponierten Image hinzunehmen. Seine Reaktion: Am Wochenende feuerte er die - Montesinos eng verbundenen - Oberkommandierenden von Heer, Luftwaffe und Marine. Er ersetzte sie durch Militärs, die Montesinos kaum ferner stehen als die Geschassten.

Damit aber machte Fujimori nur eines klar: Er steckt gewaltig in der Klemme. Einerseits muss er dem nationalen und internationalen Druck zumindest scheinbar nachgeben und sich so als Mann der transición, des Übergangs zur Demokratie, präsentieren. Andererseits kann er dies nicht gegen die Kräfte durchführen, auf denen seine Macht bislang beruhte - das Militär und insbesondere seine langjährige Geheimwaffe Montesinos. Der wiederum steht mit dem Rücken zur Wand und kann daher umso gefährlicher werden.