Sternstunden

Standortbeschreibung

Der Präsident als Repräsentant und Redner. Richard von Weizsäcker zum Achtzigsten.

Die Feiern zu Kohls Siebzigstem wurden aus den bekannten Gründen abgesagt, aber wem nach staatsoffiziellen Vergnügungen ist, dem bietet sich in der kommenden Woche ein nicht minder bedeutender Anlass: Richard von Weizsäcker wird achtzig.

Die Presse wird sein Lob singen, und es werden nur die Herausgeber und die Chefredakteure sein, die ihn loben dürfen. Denn er ist ein Glücksfall und eine Lichtgestalt, »ein Symbol der Integrität« (Jürgen Engert), er war während zweier Amtsperioden das aristokratische Sahnehäubchen der Demokratie und eigentlich viel zu gut für uns. Seine Erfolge als Politiker hat man zwar, wenn es sie denn gab, inzwischen vergessen, um so höher ragen seine Leistungen als Redner und Repräsentant.

Auch an jene Rede vom 8. Mai 1985 wird erinnert werden, in der er - es muss stimmen, denn es steht im Brockhaus - »40 Jahre nach der deutschen Kapitulation auf überzeugende Weise den geschichtlichen Standort der Deutschen beschrieb«. Sie ist in dreizehn Sprachen übersetzt, zahllose Zeitungen, unter ihnen die New York Times, druckten sie in ganzer Länge, allein die japanische Ausgabe wurde vierzigtausendmal verkauft, dreißigtausend Anfragen und Kommentare erreichten das Präsidialamt, heute findet man die Schallplatte und das Video in jeder Schule und in jeder Stadtbibliothek. Denn »die Sprache der Rede Weizsäckers war reich und einfach zugleich, schön, geistvoll, und drückte Gedanken aus, die von allen Menschen verstanden wurden« (Jitzhak Ben-Ari). Diese Rede war »ein Meisterwerk historischen Schrifttums« und »eine der wahrhaft großen Reden unseres Zeitalters« (Arthur F. Burns). Sie »war auch ein Meisterwerk der rhetorischen Kunst, wie alle Reden Weizsäckers. Aber mitreißend und überzeugend wirkt vor allem seine ungekünstelte Aufrichtigkeit« (Lew Kopelew).

Was Weizsäcker am vierzigsten Jahrestag des Kriegsendes in einer Gedenkstunde des Bundestages den Deutschen gab, empfand auch ziemlich kunstvoll Egon Bahr: »Die Rede hat eine innere politisch-seelische Aussöhnung mit uns selbst bewirkt. Wer

sie annimmt, braucht nicht mehr zu vergessen oder zu verdrängen, sondern die ungeschminkte Erinnerung verlangt nicht, den Blick zu senken. Vergessen und Versöhnung gehen nicht zusammen. Freundschaft wächst aus der Erinnerung. Diese Motive erklären wohl das außerordentliche Echo im Ausland, das einer Bundesrepublik applaudiert hat, die sich selbst, ihre Vergangenheit und Zukunft, so sieht. Es hat uns allen gut getan, so gesehen zu werden und uns selbst so sehen zu dürfen.« (1)

So wie Weizsäcker es sagte, glaubte man ein Jahr vorm Historikerstreit, war es wohl gewesen, und so sollte es auch in alle Zukunft gewesen sein. Selbst die Linke fand nichts zu bemäkeln: Die taz nannte diese Rede einen »Rückblick, ehrlich und einsichtsvoll«. (2) Günter Amendt schrieb in konkret, dass Weizsäcker »bei seiner Aufarbeitung der Geschichte wechselnde Perspektiven zuließ«, und was immer das bedeuten mochte - es war als Lob gemeint. (3) Der Historiker Ulrich Schneider entdeckt in der Auseinandersetzung, die damals zwischen verschiedenen Politikern der CDU um die Bewertung des 8. Mai geführt wurde, den Kampf dreier Linien. Die erste Linie heiße Dregger, die zweite Kohl. »Die dritte Linie des offiziellen Umgangs mit diesem Gedenktag spiegelte sich in der beeindruckenden Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker wider, in der dieser den 8. Mai als Tag der Befreiung bezeichnete und ihn in den historischen Kontext des 30. Januar einordnete.« (4)

Dasselbe hatten zehn Jahre zuvor schon Walter Scheel und Helmut Schmidt getan, ohne dass sie deshalb besonders gelobt worden wären oder eine besondere Linie des Umgangs mit der Geschichte begründet hätten: »Der 8. Mai brachte uns die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft«, hatte der eine gesagt. »Die deutsche Tragödie beginnt im Jahre 1933, nicht im Jahre 1945«, hatte der andere hinzugefügt. (5)

Unerfindlich bleibt, wodurch sich die Weizsäckersche Geschichtsbearbeitung vom Kohlschen Bedürfnis nach »Versöhnung über den Gräbern« unterschieden haben soll. Denn Kohl sprach im Februar 1985, wenige Monate bevor er den amerikanischen Präsidenten Reagan nötigte, auf dem Bitburger Soldatenfriedhof die Gefallenen der SS zu ehren, einen Satz, der, um fortan als bedeutend und zitierfähig zu gelten, nur von Weizsäcker wiederholt werden musste: »Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung.« (6)

Aber wer hörte schon auf den dicken Kohl? Erst als Weizsäcker es uns sagte, verstanden wir: »Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.« Nun könnte man zwar fragen, wer denn, wenn wir alle von ihr befreit wurden, die Herrschaft ausgeübt hatte. Die NSDAP war keine Selbsterfahrungsgruppe und der Zweite Weltkrieg keine Psychotherapie, in deren Verlauf die Nazis von ihrer eigenen Herrschaft befreit wurden. Vielleicht hätte man sich darauf einigen können, dass am 8. Mai 1945 die Nazis besiegt und alle anderen befreit worden waren und dass sich den passenden Schuh halt anziehen müsse, wer noch immer darauf besteht, nicht befreit, sondern besiegt worden zu sein. Doch Alfred Dregger saß in der ersten Reihe, und an ihm mussten Weizsäckers Bemühungen zerschellen, denn noch zehn Jahre später freute ihn die Freiheit weniger, als ihn die Niederlage wurmte.

Das literarische Genre der Präsidenten-Rede zum 8. Mai verlangt seit je die entschiedene Verurteilung des Nationalsozialismus und seines Krieges, die Klage um die Opfer, deren Zahl desto größer wurde, je länger sie tot waren, und drittens die Beteuerung, man habe aus der Geschichte gelernt. Richard von Weizsäcker fügte den bekannten Opfergruppen einige hinzu, denn die Zeit war reif, auch die Homosexuellen und sogar die Kommunisten zu betrauern. Einer der »Betroffenen«, die um einen Kommentar gebeten wurden, war Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, und er behauptete, dass »Richard von Weizsäcker als erster Bundespräsident der Verfolgung unserer Minderheit im Nationalsozialismus« gedacht habe. (7)

Das war nun allerdings falsch, denn auch Walter Scheel hatte diese Minderheit nicht vergessen. Es ist heute nicht mehr zu entscheiden, ob dieser Irrtum aus dem Umstand resultierte, dass Scheel ihn noch einen »Zigeuner« genannt hatte und Rose sich deshalb nicht gemeint glaubte, oder aus der Ahnung, es könnte dem Vorsitzenden eines Zentralrats übel ergehen, wenn er an Weizsäcker nichts Lobenswertes fände. Womöglich aber bestand die enorme Qualität der Rede überhaupt nur aus dem guten Willen ihrer Zuhörer.

Es ist nicht zu leugnen: Weizsäcker war der erste deutsche Staatsmann, der kein Opfer unbetrauert ließ. Beinahe hätte er sogar die Partisanen erwähnt. Doch um das böse Wort zu vermeiden, nannte er sie »die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten«. Dass nicht etwa Wehrmachtssoldaten gemeint waren, bewies der folgende Satz: »Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes.« Und weil ihm, wohl in seiner Zeit als Kirchentagspräsident, aufgefallen war, dass die Völker Frauen haben, musste auch ihrer noch gedacht werden: »Den vielleicht größten Teil dessen, was den Menschen aufgeladen war, haben die Frauen der Völker getragen. (...) Sie haben in den dunkelsten Jahren das Licht der Humanität vor dem Erlöschen bewahrt.« Man sollte ihm diesen Unfug nicht verübeln, Kirchenmänner müssen so sein.

Schwerer erträglich ist, dass er zuletzt noch den Frust der Nazis über den vergeigten Endsieg unter die Kriegsgräuel rechnete: »Neben dem unübersehbar großen Heer der Toten erhebt sich ein Gebirge menschlichen Leids. Leid um die Toten, Leid durch Verwundung und Verkrüppelung, Leid durch unmenschliche Zwangssterilisierung, Leid in Bombennächten, Leid durch Flucht und Vertreibung, durch Vergewaltigung und Plünderung, durch Zwangsarbeit, durch Unrecht und Folter, durch Hunger und Not, Leid durch Angst vor Verhaftung und Tod, Leid durch Verlust all dessen, woran man irrend geglaubt und wofür man gearbeitet hatte. Heute erinnern wir uns dieses menschlichen Leids und gedenken seiner in Trauer.« Fast alles, was über ihn und seine Jahrhundert-Rede gesagt wurde, war gelogen; eines aber bleibt doch unbestritten: Richard von Weizsäcker hat sich um den Trauerstandort Deutschland verdient gemacht.

Neben dem Heer der Toten ein Gebirge aus Leid - und daneben ein Maulwurfshügel an Schuld und eine Handvoll Täter. »Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Haß Hitlers gegen unsere jüdischen Mitmenschen gestanden.« Damit behauptete Weizsäcker zwar nicht, die Machtübernahme Hitlers sei der Anfang des Judenhasses gewesen, es klang aber doch beinahe so. Kein Wort davon, dass der Antisemitismus 1933 in Deutschland nicht eben eine Neuigkeit war; in dieser Rede ist Hitler der einzige Antisemit. »Am Anfang der Gewaltherrschaft hatte der abgrundtiefe Haß Hitlers gegen unsere jüdischen Mitmenschen gestanden. Hitler hatte ihn nie vor der Öffentlichkeit verschwiegen, sondern das ganze Volk zum Werkzeug dieses Hasses gemacht.«

Was fing er aber mit diesem Werkzeug an? Im Grunde nichts, denn zur Realisierung seiner Pläne wurde es offenbar kaum gebraucht. Nachdem Weizsäcker nun darauf hingewiesen hatte, es gebe keinen Staat, »der in seiner Geschichte immer frei blieb von schuldhafter Verstrickung in Krieg und Gewalt«, gleichwohl sei der Völkermord an den Juden beispiellos, musste er feststellen: »Die Ausführung der Verbrechen lag in der Hand weniger. Vor den Augen der Öffentlichkeit wurde es abgeschirmt.« Obwohl also das ganze Volk ein Werkzeug des Hasses war, wurden die Verbrechen heimlich und von wenigen begangen.

Die Deutschen kannten keinerlei Arg. Nicht gegen die Juden, aber leider auch nicht gegen das Regime. Doch »wer konnte arglos bleiben nach den Bränden der Synagogen, den Plünderungen, der Stigmatisierung mit dem Judenstern, dem Rechtsentzug, den unaufhörlichen Schändungen der menschlichen Würde? Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, daß Deportationszüge rollten.« Die Deutschen, und zwar alle Deutschen außer den wenigen, die mit der Ausführung der Verbrechen befasst waren, wurden nur deshalb schuldig, weil sie nicht wissen wollten, was sie ahnten und was sie hätten wissen können.

»Weizsäcker verhält sich gegenüber den Verbrechen unseres Landes in der NS-Zeit schonungslos«, urteilt sein Biograf Harald Steffahn. Es gebe in dieser Rede keine Gnade der späten Geburt: »Niemand kann sich dispensieren, weil sein Geburtsschein ihn entlastet.« (8) Auch das ist gelogen. Denn »in Wirklichkeit trat zu den Verbrechen selbst der Versuch allzu vieler, auch in meiner Generation, die wir jung und an der Planung und Ausführung der Ereignisse unbeteiligt waren, nicht zur Kenntnis zu nehmen, was geschah«. Und das sagte nun ausgerechnet einer, der als Wehrmachtsoffizier Leningrad belagert hatte.

Wenn schon die Wehrmacht, die in der ganzen Rede nicht vorkommt, an den Ereignissen unbeteiligt gewesen war, so wird doch wenigstens die SS nicht durchweg an Überalterung gelitten haben. Immerhin mussten jetzt auch die Fünfundsechzigjährigen bangen, die Helmut Schmidt noch freigesprochen hatte: »Diejenigen, die schon 1913 oder danach geboren sind und deshalb 1933 noch gar nicht wählen durften, könnte schon theoretisch nur ein geringer Vorwurf treffen. Unter ihnen waren aber viele, die der Diktatur Widerstand geleistet haben.« (9)

Was die Schuld am Zweiten Weltkrieg betrifft, so konnte Weizsäcker nicht umhin, den Hitler-Stalin-Pakt zu erwähnen. Die Sowjetunion habe den Krieg gegen Polen zwar nicht verschuldet, aber immerhin geduldet und zunächst von ihm profitiert. Doch der Bundespräsident war kein Geschichtsrevisionist, deshalb galt natürlich weiterhin: »Die Initiative zum Krieg aber ging von Deutschland aus, nicht von der Sowjetunion. Es war Hitler, der zur Gewalt griff. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bleibt mit dem deutschen Namen verbunden.« Hätte ein anderer als Weizsäcker diesen letzten Satz gesprochen, man hätte ihm wohl geraten, sich einmal gründlich untersuchen zu lassen.

Da Hitler an allem schuld war und die meisten Deutschen an fast nichts, konnte schließlich das deutsche Volk als Ganzes ins Heer der Opfer einrücken: »Während des Krieges hat das nationalsozialistische Regime viele Völker gequält und geschändet. Am Ende blieb nur noch ein Volk übrig, um gequält, geknechtet und geschändet zu werden: das eigene, das deutsche Volk. Immer wieder hat Hitler ausgesprochen: wenn das deutsche Volk schon nicht fähig sei, in diesem Krieg zu siegen, dann möge es eben untergehen. Die anderen Völker wurden zunächst Opfer eines von Deutschland ausgehenden Krieges, bevor wir selbst zu Opfern unseres eigenen Krieges wurden.« So weit wie Sebastian Haffner, der behauptet hatte, die Vernichtung der Deutschen sei Hitlers letztes Kriegsziel gewesen, mochte Weizsäcker aber nicht gehen. (10)

Wie konnte es eigentlich geschehen, dass Hitler die Deutschen unterwarf und zu Werkzeugen machte? Aufrichtig und gewissenhaft dachte Weizsäcker auch dieser Frage nach, und er fand die Antwort nicht in Deutschland, sondern in Europa: »Das alles hatte seine alten geschichtlichen Wurzeln. Großen, ja bestimmenden Einfluß hatten die Europäer in der Welt, aber ihr Zusammenleben auf dem eigenen Kontinent zu ordnen, das vermochten sie immer schlechter. Über hundert Jahre lang hatte Europa unter dem Zusammenprall nationalistischer Übersteigerungen gelitten. Am Ende des Ersten Weltkrieges war es zu Friedensverträgen gekommen. Aber ihnen hatte die Kraft gefehlt, Frieden zu stiften. Erneut waren nationalistische Leidenschaften aufgeflammt und hatten sich mit sozialen Notlagen verknüpft.« Martin Walser, ein Dichter zwar, aber dem ehemaligen Staatsoberhaupt an Sprachkraft weit unterlegen, fasste denselben Gedanken in die plumpen Worte: »Hitler ist ganz und gar eine Ausgeburt von Versailles.« (11)

Es muss aber neben Hitler noch ein paar Schuldige gegeben haben, denn »die Willkür der Zerstörung wirkte in der willkürlichen Verteilung der Lasten nach. Es gab Unschuldige, die verfolgt wurden, und Schuldige, die entkamen. Die einen hatten das Glück, zu Hause in vertrauter Umgebung ein neues Leben aufbauen zu können. Andere wurden aus der angestammten Heimat vertrieben.« Vielleicht gab es auch einige, die nur deshalb entkamen, weil sie vertrieben wurden. Wie immer erlaubt Weizsäckers Sprache allerhand sinnreiche Betrachtungen: Mancher entkam in höchste Staatsämter der Bundesrepublik. Andere entkamen nach Südamerika und mussten fern der angestammten Heimat ein neues Leben aufbauen; zählen deshalb nicht auch sie zu den Opfern der Hitlerdiktatur?

»Die Rede zum 8. Mai - nicht nur sie, aber diese besonders - gleicht dem kunstvollen Muster einer textilen Handarbeit«, findet Harald Steffahn. (12) In der Tat strickte Weizsäcker uns ein Wams aus Eigentlichkeit: »Die Willkür der Zuteilung unterschiedlicher Schicksale ertragen zu lernen, war die erste Aufgabe im Geistigen, die sich neben der Aufgabe des materiellen Wiederaufbaus stellte. An ihr mußte sich die menschliche Kraft erproben, die Lasten anderer zu erkennen, an ihnen dauerhaft mitzutragen, sie nicht zu vergessen. In ihr mußte die Fähigkeit zum Frieden und die Bereitschaft zur Versöhnung nach innen und außen wachsen, die nicht nur andere von uns forderten, sondern nach denen es uns selbst am allermeisten verlangte.« Damit war nun trefflich beschrieben, was die Adenauer-Republik umtrieb. Doch so sehr es uns auch im Geistigen nach der Fähigkeit verlangte, der Versöhnung zu bedürfen - sie wuchs vor allem nach Westen. Denn jenseits der Elbe standen die Soffjets, und während wir noch des anderen Last trugen, trugen sie bekanntlich den Marschbefehl längst im Tornister.

Am 8. Mai 1945 endeten der Krieg und die Herrschaft der Nazis, aber ein anderes Übel begann. »Die Spaltung Europas in zwei verschiedene politische Systeme nahm ihren Lauf. Es war erst die Nachkriegsentwicklung, die sie befestigte. Aber ohne den von Hitler begonnenen Krieg wäre sie nicht gekommen. Daran denken die betroffenen Völker zuerst, wenn sie sich des von der deutschen Führung ausgelösten Krieges erinnern.« Nun weiß man zwar nicht, ob Völker denken können. Wenn sie aber denken können, so denken sie, wenn sie an den Krieg denken, doch wohl zuerst an den Krieg und nicht an sein Ende. Noch weniger weiß man, ob Weizsäcker denken kann. Vermutlich ist doch wohl das Reden seine Stärke. Denn wenn er denken könnte, müsste ihm irgendwann auffallen, was er eigentlich immer so sagt: Das Schlimmste am Krieg war, dass er aufhörte? Das Schlimmste an den Deutschen war, dass nach ihnen die Russen kamen?

Natürlich gewann auch Weizsäcker, der demokratischen Gedenktradition folgend, aus übler Vergangenheit ein paar Lehren für die Gegenwart und die Zukunft, für uns alle, vor allem aber für die Jugend: Rechtsstaat, Friedenspolitik, Völkerverständigung, Entwicklungshilfe. »Wenn wir uns daran erinnern, daß Geisteskranke im Dritten Reich getötet wurden, werden wir die Zuwendung zu psychisch kranken Bürgern als unsere eigene Aufgabe verstehen. Wenn wir uns erinnern, wie rassisch, religiös und politisch Verfolgte, die vom sicheren Tod bedroht waren, oft vor geschlossenen Grenzen anderer Staaten standen, werden wir vor denen, die heute verfolgt sind und bei uns Schutz suchen, die Tür nicht verschließen.«

Das war edel gesprochen, und ausnahmsweise müsste man ihm zustimmen - wenn er es denn gesagt hätte. Leider begann soeben der Streit ums Asylrecht, und deshalb sagte er: »Wenn wir uns erinnern, wie rassisch, religiös und politisch Verfolgte, die vom sicheren Tod bedroht waren, oft vor geschlossenen Grenzen anderer Staaten standen, werden wir vor denen, die heute wirklich verfolgt sind und bei uns Schutz suchen, die Tür nicht verschließen.« Da wollte er nun in aller Wahrhaftigkeit ein Riesenfass Humanität aufmachen und mit erheblichem Pathos ein Gebot formulieren und überließ die Entscheidung, ob die Tür sich öffnet oder geschlossen bleibt, im Zweifelsfall dem Kreisverwaltungsreferat. Man könnte das schäbig finden, stünde es so ähnlich nicht schon in der Bergpredigt: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen wirklich verfolgt werden, denn sie werden eventuell Barmherzigkeit erlangen.

Wenn man sich heute fragt, was von dieser Rede bleiben sollte und was besser vergessen wird, so muss man sie wohl auf zwei Sätze zusammenstreichen: »Für uns kommt es auf ein Mahnmal des Denkens und Fühlens in unserem eigenen Inneren an.« Denn »wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet«.

Dreieinhalb Jahre nachdem Weizsäcker den Deutschen erklärt hatte, wie sie sich selbst sahen und wie sie gesehen werden wollten, am 10. November 1988, hielt Philipp Jenninger, der zweite Mann im Staat, auch eine Rede. Der Anlass war ein anderer, nämlich der fünfzigste Jahrestag der Reichspogromnacht, aber das Thema war dasselbe.

Jenninger wurde nicht gelobt, sondern zum Rücktritt von seinem Amt genötigt. Seitdem gilt er unter Linken als Antisemit und Kryptofaschist, unter Rechten als Opfer der Political correctness. Jenninger habe den Nationalsozialismus als ein »Faszinosum« geschildert und sein Verständnis für die Mitläufer dargetan. Das sei empörend, meinen die Linken; das müsse doch endlich möglich und erlaubt sein, meinen die Rechten. Und an alledem stimmt wieder einmal nichts.

Weizsäcker, so sieht es nicht nur Harald Steffahn, hatte »sich das Selbstverständnis der Opfer auf beiden Seiten einfühlsam zu eigen gemacht«. (13) Jenninger, so wird behauptet, habe sich auf ähnliche Weise den Tätern genähert. Dabei verweigerte er lediglich das Stück Trauerarbeit, das erhebt, nichts kostet, im Ausland bestens ankommt und das man von ihm erwartete. Und er verweigerte jede Anbiederung an die Opfer, »weil nicht die Opfer, sondern wir, in deren Mitte die Verbrechen geschahen, erinnern und Rechenschaft ablegen müssen. (...) Die Opfer - die Juden überall auf der Welt - wissen nur zu genau, was der November 1938 für ihren künftigen Leidensweg zu bedeuten hatte. Wissen auch wir es?«

Es gibt in dieser Rede neben manchem Unsinn nur einen üblen Satz: »Die Jahre von 1933 bis 1938 sind selbst aus der distanzierten Rückschau und in Kenntnis des Folgenden noch heute ein Faszinosum insofern, als es in der Geschichte kaum eine Parallele zu dem politischen Triumphzug Hitlers während der ersten Jahre gibt.« Dass der Hitlerfaschismus ein Faszinosum war, lässt sich kaum bestreiten, schließlich waren die Deutschen von ihm fasziniert. Schwer erträglich ist allerdings die Idee, er könne »noch heute« ein Faszinosum sein. Immerhin wird dieser Satz durch den vorhergehenden relativiert: »Für das Schicksal der deutschen und europäischen Juden noch verhängnisvoller als die Untaten und Verbrechen Hitlers waren vielleicht seine Erfolge.« Trotzdem stand am nächsten Tag in allen Zeitungen, Jenninger sei vom Faschismus fasziniert. (14)

Jenninger beschrieb das deutsche Syndrom mit dem Stilmittel der erlebten Rede und übersah dabei, dass die Öffentlichkeit ein großes Kind ist, dem man alles dreimal erklären muss und dem man keine Gelegenheit zum Missverständnis geben darf. »Was die Juden anging: Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemaßt - so schien es damals -, die ihnen nicht zukam? Mußten sie nicht endlich einmal Einschränkungen in Kauf nehmen? Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient, in ihre Schranken gewiesen zu werden? Und vor allem: Entsprach die Propaganda - abgesehen von wilden, nicht ernst zu nehmenden Übertreibungen - nicht doch in wesentlichen Punkten eigenen Mutmaßungen und Überzeugungen?«

Hätte er in platten Worten gesagt, was diese Sätze bedeuten, nämlich dass die meisten Deutschen Antisemiten waren und die Maßnahmen gegen die Juden für gerechtfertigt hielten, die im Bundestag zur Gedenkstunde Versammelten hätten es nicht lieber gehört, aber sie hätten größere Schwierigkeiten gehabt, ihn zu verurteilen.

Große Teile dieser Rede lesen sich, als habe ihr Verfasser, der bisher durch keine eigenständige intellektuelle Leistung aufgefallen war, dem Bundestag einen Anti-Weizsäcker vortragen wollen. Manche spekulierten, er habe sie wohl, bevor er sie vortrug, selbst nicht gekannt. Jenninger erklärte, er habe nur die Frage beantworten wollen, wie es zum Mord an den Juden Europas hatte kommen können. Zu seinem Pech wollte das aber so genau niemand wissen. Weizsäcker hatte von der Gewaltherrschaft gesprochen, die arglose Deutsche zu Werkzeugen machte, bei Jenninger klang es anders: »In freien Wahlen hätte Hitler niemals eine Mehrheit der Deutschen hinter sich gebracht. Aber wer wollte bezweifeln, daß 1938 eine große Mehrheit der Deutschen hinter ihm stand, sich mit ihm und seiner Politik identifizierte? (...) Die meisten Deutschen - und zwar aus allen Schichten: aus dem Bürgertum wie aus der Arbeiterschaft - dürften 1938 überzeugt gewesen sein, in Hitler den größten Staatsmann unserer Geschichte erblicken zu sollen.«

Am 9. November 1938 verhielt sich die Bevölkerung »in weiten Teilen passiv; das entsprach der Haltung gegenüber antijüdischen Aktionen und Maßnahmen in vorangegangenen Jahren. Nur wenige machten bei den Ausschreitungen mit - aber es gab auch keine Auflehnung, keinen nennenswerten Widerstand. Die Berichte sprechen von Betroffenheit und Beschämung, von Mitleid, ja, von Ekel und Entsetzen. Aber nur ganz vereinzelt gab es Teilnahme und praktische Solidarität, Beistand und Hilfeleistung. Alle sahen, was geschah, aber die allermeisten schauten weg und schwiegen. Auch die Kirchen schwiegen. (...) Antisemitismus hatte es in Deutschland - wie in vielen anderen Ländern auch - lange vor Hitler gegeben. Seit Jahrhunderten waren die Juden Gegenstand kirchlicher und staatlicher Verfolgung gewesen, der von theologischen Vorurteilen geprägte Antijudaismus der Kirchen konnte auf eine lange Tradition zurückblicken.«

Weizsäcker hingegen hatte von den Kirchen nur zu sagen gewusst: »Stärker als früher hat der letzte Krieg die Friedenssehnsucht im Herzen der Menschen geweckt. Die Versöhnungsarbeit von Kirchen fand eine tiefe Resonanz.«

»Eine über Jahrhunderte gewachsene Judenfeindschaft hatte den Nährboden bereitet für eine maßlose Propaganda und für die Überzeugung vieler Deutscher, daß die Existenz der Juden tatsächlich ein Problem darstellte, daß es so etwas wie eine 'Judenfrage' wirklich gab. Die zwangsweise Umsiedlung aller Juden - etwa nach Madagaskar, wie von den Nazi-Herrschern vorübergehend erwogen -, wäre damals vermutlich auf Zustimmung gestoßen.«

Und wie verhielt es sich mit den Verbrechen, deren Ausführung in den Händen weniger lag und an denen keine Wehrmachtssoldaten, jedenfalls nicht aus Weizsäckers Generation, beteiligt waren? »Viele Deutsche ließen sich vom Nationalsozialismus blenden und verführen. Viele ermöglichten durch ihre Gleichgültigkeit die Verbrechen. Viele wurden selbst zu Verbrechern. (...) Mit dem Überfall auf die Sowjetunion bot sich die Möglichkeit, beides miteinander zu verbinden: die Eroberung von 'Lebensraum' im Osten und die schon am 30. Januar 1939 öffentlich angedrohte 'Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa'. (...) Zu der entsetzlichen Wahrheit des Holocaust trat die bis heute nicht völlig verinnerlichte Erkenntnis, daß die Planung des Krieges im Osten und die Vernichtung der Juden unlösbar miteinander verbunden gewesen waren, daß das eine ohne das andere nicht möglich gewesen wäre. (...) Wahr ist, daß das millionenfache Verbrechen aus den Taten vieler einzelner bestand, daß das Wirken der Einsatzgruppen nicht nur in der Wehrmacht, sondern auch in der Heimat Gegenstand im Flüsterton geführter Gespräche war. Unser früherer Kollege Adolf Arndt hat 20 Jahre nach Kriegsende in diesem Haus den Satz gesprochen: 'Das Wesentliche wurde gewußt.'«

In den frühen Nachkriegsjahren entdeckte Jenninger keine besondere »Aufgabe im Geistigen«, sondern »Verdrängungsprozesse»: »Die Abkehr von Hitler erfolgte beinahe blitzartig; die zwölf Jahres des 'Tausendjährigen Reichs' erschienen bald wie ein Spuk. Darin äußerte sich gewiß nicht nur die vollständige Desillusionierung hinsichtlich der Methoden und Ziele des Nationalsozialismus, sondern auch die Abwehr von Trauer und Schuld, der Widerwille gegen eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. (...) Die rasche Identifizierung mit den westlichen Siegern förderte die Überzeugung, letzten Endes - ebenso wie andere Völker - von den NS-Herrschern mit mißbraucht, 'besetzt' und schließlich befreit worden zu sein.«

Diese Rede war eine grobe Taktlosigkeit. Jenninger verletzte die Gefühle der Deutschen und beschädigte das Bild ihrer selbst, das Weizsäcker ihnen gemalt hatte. Nicht deshalb aber verließen viele Abgeordnete, die ein stilvolles Trauerritual erwartet hatten, den Plenarsaal, während Jenninger sprach. Sie taten das in Vertretung der jüdischen Ehrengäste, die auf der Tribüne sitzen blieben. Denn in die Mikrofone sagten sie, Jenninger sei den Opfern des Holocaust zu nahe getreten bzw. eben nicht nahe genug, er habe es an Betroffenheit fehlen lassen, er habe den anwesenden Juden die ausführliche Schilderung einer Massenerschießung zugemutet und lange Zitate aus Himmlers berüchtigter Rede vom Oktober 1943.

Hans-Jochen Vogel, damals Vorsitzender der SPD-Fraktion, schrieb dem sehr geehrten Herrn Präsidenten des Bundestags einen Brief, in dem er ihm vorwarf, er habe »einen bestürzenden Mangel an Sensibilität und eine völlige Verkennung dessen erkennen lassen, was der besondere Anlaß von demjenigen an gedanklicher und sprachlicher Einfühlung und Sorgfalt erfordert, der in einer solchen Stunde für das gesamte Parlament spricht. Die Mitglieder meiner Fraktion sind mit mir von diesen Teilen Ihrer Rede tief betroffen. Diese Betroffenheit ist auch in anderen Fraktionen zu erkennen und reicht weit über das Parlament hinaus. In großer Betroffenheit und Sorge Ihr Hans-Jochen Vogel.« (15)

Weniger betroffen war seltsamerweise Michael Fürst, der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland: »Ich sehe die Sache etwas anders. Ich meine, daß der Präsident eine sehr deutliche - wenn auch in einer gewissen Brutalität - Bestandsaufnahme der damaligen Zeit gemacht hat. Er hat buchhalterisch aufgelistet, was man damals gedacht hat, wie man vorgegangen ist.« (16)

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bekundete noch am selben Tag, von den Agenturen informiert, sein »Erstaunen« und nannte die Rede »unglücklich«. (17) Tatsächlich betroffen, ja schockiert zeigte sich nur Schlomo Shamgar, ein israelischer Journalist: Aber »nicht Jenninger hat mich schockiert, was mich schockiert hat, war eine gewisse Diskussion im Fernsehen, die ich am Abend erlebt habe, wo Jenningers Vorgänger im Amt als Argument vorgebracht hat, nicht nur die Juden haben gelitten, sondern auch die Deutschen, und Hitler hat nicht nur die Juden gehaßt, er hat letzten Endes auchdie Deutschen gehaßt. Die Taktlosigkeit, die stört mich!« (18) Gemeint war Rainer Barzel. (19)

Worum es den deutschen Kritikern Jenningers wirklich ging, das erleuchteten Walter Jens und die Gräfin Dönhoff. Was er gesagt hatte, war kaum zu kritisieren, deshalb kritisierten sie, was er nicht gesagt hatte. »Der deutschen Juden gedenkend hätte Philipp Jenninger eine Rede halten können, die in den Schulbüchern an die Seite der Rede Richard von Weizsäckers zum 8. Mai gerückt worden wäre«, wenn er nur die guten Deutschen nicht vergessen hätte: »Es gab (...) viele in unserem Land, viele Nichtjuden, die, unter Lebensgefahr, Flüchtlinge in ihrer Wohnung versteckten, verfolgte Menschen mit dem Judenstern, die sie nachts durch die Straßen führten, damit die Eingesperrten, jedenfalls ein paar Minuten lang, frische Luft atmen konnten.« (20)

Schrieb der Rhetoriker. Und die »hoch herausragende Feder« (Helmut Schmidt) fügte hinzu, die Rede habe weniger Emotionen ausgelöst als Jenninger, der keine Empfindung vermittelte: »Jenninger wirkte als Redner gänzlich unbeteiligt und ohne jede Wärme. Er vermittele keinerlei Empfindung. Da nützt es denn auch nichts, daß die Rede im Nachlesen weniger Emotionen auslöst. Es bleibt die Frage: Wie kann ein Politiker, der doch weiß, wie heikel dieses Thema ist, so bar jeden menschlichen Gefühls reden? Und noch eins: Wenn Philipp Jenninger sagt, 1938 hätten die meisten Deutschen in Hitler den größten Staatsmann ihrer Geschichte gesehen, vergißt er, daß der Widerstand gegen Hitler sich sehr früh formierte.« (21)

»Schon ein flüchtiger Vergleich der beiden Reden macht deutlich, daß Weizsäcker (...) Wahrheiten nannte, die Jenninger verschwieg«, meinte Günter Amendt. Und so war es wohl auch. Nur halt gerade umgekehrt.

Anmerkungen

(1) Alle Zitate nach Ulrich Gill / Winfried Steffani (Hg.): Eine Rede und ihre Wirkung. Betroffene nehmen Stellung. Berlin 1986

(2) »Mit Filbinger als Ehrengast«, taz, 9. Mai 1985

(3) Günter Amendt: »Herr Jemminger«, konkret Nr. 12/1988

(4) Ulrich Schneider: »Rolle rückwärts - vom politischen Gebrauch der Geschichte«, in: Johannes Klotz/Ulrich Schneider (Hg.): »Die selbstbewußte Nation und ihr Geschichtsbild. Geschichtslegenden der Neuen Rechten«. Köln 1997, S. 9

(5) »30 Jahre danach«. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 1975. S. 10 und 19

(6) »Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation im geteilten Deutschland«, 27. Februar 1985. Zitiert nach Gill / Steffani, a.a.O. S. 85

(7) Romani Rose: »Erinnerung an die Vergangenheit - Verantwortung für die Gegenwart«, in: Gill / Steffani a.a.O. S. 27

(8) Harald Steffahn: Richard von Weizsäcker. Reinbek 1991, S. 102f

(9) »30 Jahre danach«, a.a.O. S. 21

(10) Sebastian Haffner: Anmerkungen zu Hitler. München 1978, S. 183ff

(11) Martin Walser: »Tartuffe weiß, wer er ist«, in ders.: Deutsche Sorgen. Frankfurt a. M. 1997, S. 250

(12) Steffahn a.a.O. S. 103

(13) ebenda S. 103

(14) Dass er ein Antisemit sei, wird immer wieder kolportiert. Aber wer weiß schon, was Jenninger sonst noch ist: »Auch behindertenfeindliche Sentenzen ersparte Jenninger dem Publikum nicht, als er Himmlers Rassenwahn zu charakterisieren versuchte: 'Diese an Idiotie grenzenden Vorstellungen verkündete er mit der ermüdenden Eintönigkeit von Geisteskranken.'« (Oliver Tolmein, »Jenninger vom Faschismus fasziniert«, taz, 11.November 1988)

(15) zitiert nach Armin Laschet (Hg.): Philipp Jenninger. Rede und Reaktion. Aachen 1989, S. 33

(16) ebenda S. 34

(17) ebenda S. 35

(18) ebenda S. 57

(19) vgl. Hermann L. Gremliza, »Jenninger und / oder / statt Weizsäcker«, konkret, Nr. 12/1988

(20) Walter Jens, »Ungehaltene Worte über eine gehaltene Rede«, Die Zeit, 18. November 1988

(21) Marion Gräfin Dönhoff, »Ein verfehltes Kolleg«, Die Zeit 18. November 1988 (Die beiden Reden sind im Internet abgelegt unter www.firemail.de. Name: Weizsaecker. Passwort: Jenninger.)