Kolluption

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Als 1998 der Pekinger Parteisekretär Chen Xitong im Zusammenhang mit Chinas bis dahin größter Korruptionsaffäre vor Gericht gestellt wurde, lachte sich Staats- und Parteichef Jiang Zemin ins Fäustchen: Chen war einer der wenigen aus der obersten Parteiführung, die es gewagt hatten, Jiangs absolute Macht in Frage zu stellen. Man munkelt, dass es diese Tatsache war, die ihn Amt, Vermögen und Freiheit kostete, und nicht seine Beteiligung an dem allgegenwärtigen System der Bestechung. Trotzdem konnte sich Jiang als Kämpfer gegen die Korruption auch in den eigenen Reihen darstellen; ein Image, das er seitdem sorgfältig pflegt.

Das könnte ihm nun Leid tun: In den jüngsten Schmuggel-Skandal in der südchinesischen Provinz Xiamen soll auch Jia Qinglin verwickelt sein, der Chen an der Spitze der Pekinger Parteisektion ablöste. Jias Frau Lin Youfang soll vergangen Woche inhaftiert worden sein. Jia gilt als enger politischer Verbündeter und persönlicher Freund Jiangs, der ihn vor fünf Jahren als Geheimwaffe gegen die Korruption aus der Provinz in die Hauptstadt holte.

Doch die Korruptionsaffäre in der Südprovinz hat bereits ein Ausmaß erreicht, wo es fraglich scheint, ob selbst Jiang seinen Spezi wird retten können: Es geht um Güter im Wert von 20 bis 40 Milliarden Dollar, die in den letzten Jahren unter dem Schutz der Marine ins Land geschmuggelt wurden. Zahlreiche staatliche Stellen profitierten von dem Geschäft und deckten es. Unter den mehr als 200 Verhafteten - fast ausschließlich Funktionäre der Volksarmee, der Partei und der Polizei - sind unter anderem der Leiter der chinesischen Grenzpolizei sowie der Stellvertretende Polizeiminister.