Nicht Doktor, nicht Minister

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Ob die 100-Tage-Schonfrist auch für einzelne Minister gilt, darüber kann man streiten. Eine gewisse Voreingenommenheit hätte im Falle Ali Kordans ohnehin bestanden, immerhin war er für ein Regime tätig, das die Juden vernichten will, Frauen und Regimegegner unterdrückt und sich auch ansonsten die eine oder andere Menschenrechtsverletzung zu schulden kommen lässt. Doch Kordan war bloß 90 Tage als iranischer Innenminister im Amt, und bekannt wurde er eigentlich nur dadurch, dass er sich akademische Titel erschummelt hatte. Insofern hat er alle Erwartungen weit übertroffen.
Nach Informationen der New York Times soll sich Kordan schon den Bachelor- und den Mastertitel einer iranischen Universität zusammenphantasiert haben. Damit nicht genug führte der findige Innenminister seit über acht Jahren einen Doktortitel der Universität Oxford. Das entsprechende Dokument ist offenbar nicht nur voller Fehler, sondern auch sehr komisch: Kordan habe ein »neues Kapitel der vergleichenden Rechtswissenschaft aufgeschlagen«, heißt es darin. Die renommierte englische Universität sah sich veranlasst, eine Stellungnahme abzugeben, in der es heißt, man wisse auch nichts von einer Ehrendoktorwürde. Kordans Urkunde sei kein Dokument der Universität und die angeblichen Unterzeichner weder Rechtswissenschaftler noch zum Unterzeichnen befugt.
Kordan soll sich keiner Schuld bewusst gewesen sein. Ein Unbekannter habe ihm in Teheran glaubhaft versichert, die Hochschule zu vertreten. Allerdings musste Kordan in einem Brief an Präsident Ahmadinejad vor ein paar Wochen zugegeben, nicht wirklich in Rechtswissenschaften promoviert zu haben.
Das iranische Parlament enthob ihn am 4. November seines Pos­tens als Innenminister. Damit muss sich, berichtete Spiegel online, das iranische Kabinett einem Vertrauensvotum des Parlaments stellen, da es sich bereits um den zehnten entlassenen Mi­nister in drei Jahren handelt.