Neue deutsche Arroganz

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"Ist Deutschland gefährlich?" fragte wenige Tage nach dem Besuch des deutschen Umweltministers Jürgen Trittin in Paris das französische Wochenmagazin L'Express. Die von Trittin und seiner französischen Kollegin besprochenen Themen Wiederaufarbeitung und Schadenersatzforderungen dienten dem Blatt dabei lediglich als Aufhänger dafür, daß das "neue" Deutschland den einstigen Partner Frankreich innerlich längst hinter sich gelassen habe und sich nunmehr als rücksichtlose Wirtschaftsnation geriere. Die Berliner Republik Fischers und Schröders stehe, so L'Express, für ein "natürliches Einflußgebiet von 180 Millionen Menschen", die allesamt an "germanische Befehlsgeber" gewohnt seien. Während Frankreichs Banken und Unternehmen unterkapitalisiert seien und die Politik in einer Entscheidungskrise stecke, habe Deutschland Osteuropa als politisches und ökonomisches Handlungsfeld hinzugewonnen.

In dieselbe antideutsche Kerbe wie L'Express schlug nach dem Trittin-Besuch auch der konservative Le Figaro: In Anspielung auf das Münchener Abkommen von 1938 faßte die Tageszeitung das linksnationale Auftreten Trittins bei den Rücknahmeverhandlunge deutschen Atommülls kurz und bündig als "le diktat" zusammen.