Serie über Serien: »Nonstop Nonsens«

Pommes nur in Flaschen

Serie über Serien. Clemens Naujoks erinnert an die Schlagstock-Komik von Dieter Hallervorden in »Nonstop Nonsens«

Noch heute bin ich immer wieder überrascht, wie viel Fernsehen ich als Kind geguckt haben muss. Immer wieder stelle ich, wenn ich vor der Glotze hänge, staunend fest: »Das kenne ich schon!«, »Das habe ich schon mal gesehen!« und »Mein Gott, ist das schlecht – warum hat mir das früher eigentlich gefallen?« Womit wir bei »Nonstop Non­sens« angekommen wären. Bud-Spencer-Filme zählen im Vergleich dazu zur mehr­di­men­sio­na­len, sensiblen Hochkomik.
Bei meiner Recherche zu der Comedy-Serie bin ich dann allerdings auf den Sketch »Palim, Palim – Eine Flasche Pommes Frites« gestoßen und habe entgegen meiner Erwartung feststellen müssen, dass dieser Sketch durchaus erheiternd ist. Dieter Hallervorden und Gerhard Wollner sind in allerbester Laune, die sich auch sogleich auf den Zuschauer überträgt, so dass aus dem eigentlich nur passablen Witz ein brillanter Sketch wird: Die Sträflinge Hallervorden und Wollner spielen im Knast »Kaufmannsladen«, Kunde Haller­vorden imitiert beim Betreten des Ladens die Türklingel mit »Palim, Palim!« und ordert beim Verkäufer Wollner eine »Flasche Pommes Frites«, woraufhin Wollner ihm vorhält, das Spiel durch die unsinnige Bestellung kaputtzumachen. Man tauscht daraufhin die Rollen. Wollner: »Ich möch­te gern einmal Pommes Frites«, worauf Hallervorden antwortet: »Ja ham Se denn ’ne Flasche mit?«
Das eine Türglocke imitierende »Palim, Palim« ist fast schon zu einer festen Redewendung geworden. Ähnlich verhält es sich mit dem Aus­ruf »Hach, ist das aufregend!« und der Frage »Ins Hoteeeel?«
Nein, es ist nicht zu bestreiten, dass »Nonstop Nonsens« Fernsehgeschichte geschrieben hat. Neben »Palim, Palim« haben sich wohl auch »die Kuh Elsa« und das Lied »DBDDHKP – Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen« in das kollektive Gedächtnis derjenigen Menschen gebrannt, die in den siebziger Jahren einen Fernseh­apparat beses­sen haben.
Noch wichtiger ist jedoch, dass die­se Fernsehserie als die Mutter der deutschen Klamauk- und Radau-Komik zu betrachten ist. Mit seinen bunten Klamotten scheint Hallervorden auch die Ästhetik eines Wigald Boning vorwegzunehmen und mit der Vorhersehbarkeit der Sketche den sich im Minusbereich befindlichen Einfallsreichtum der deutschen Comedy-Sendungen. Schon mal gehörte Witze zu schlecht inszenierten Spielszenen aufzubauschen, gehört seit­dem zum Handwerkszeug ­eines jeden Comedian. Kein Kalauer ist seitdem zu lau, kein Tiefschlag wird ausgelassen.
Eines kann man Dieter »Didi« Hallervorden allerdings nicht vorwerfen: Nachdem »Nonstop Nonsens« eingestellt worden ist, ist er sich selbst stets treu geblieben. Mit Helga Feddersen singt er: »Du, die Wanne ist voll« (eine Eindeutschung von »You’re the One That I Want«), und aus »Santa Maria« wird bei ihm natürlich: »Punker Maria«. Einen Achtungserfolg landet er mit »Der Würger vom Finanzamt«. Das FDP-Mitglied Hallervorden ist sich mit dem gemeinen Deutschen darin einig, wer der Hauptfeind ist: der deutsche Bürokrat. Da kann ihm auch Reinhard Mey (»Einen Antrag auf Erteilung eines Antragformulars«) zustimmen, der zwar nicht in der FDP ist, aber immerhin – wie Didi – im »Verein Deutsche Sprache«. Dort können dann der Liedermacher Mey und der Schlagstock-Komiker Hallervorden über die Reinhaltung der deutschen Sprache philosophieren, gemeinsam mit dem Vorzeigespießer Bastian Sick, des­sen »Zwiebelfisch« … Aber ich komme wohl etwas vom Thema ab.