Böse Welt, Teil I

Pocher macht Ohrensausen

Das »Jahr der schlechten Nachrichten« (Angela Merkel) hat begonnen. Böse Welt, Teil I

Neben der in diesem Jahr auf die Bundesbürger zukommenden Rezession, der drohenden Massenarbeitslosigkeit, der massiven Staatsverschul­dung und dem noch immer nicht gelösten Problem der dauerhaften Entsorgung Horst Köhlers kündigt sich mit Beginn des neuen Jahres bereits eine neue Katastrophe an.
Ein enormes Problem sind die gewaltigen Mengen Stumpfsinn, die seit Jahren die deutschen Fernsehgeräte verstopfen und deren Rückstände, wie sich nun herausgestellt hat, sich dauerhaft in den Fernsehzuschauern ablagern. Betroffene Haushalte berichten von einem extremen Schwund der Denkfähigkeit und fortwährendem Ohrensausen.
Umweltverbände protestieren schon seit Jahren ergebnislos gegen die wachsende Verseuchung der deutschen Fernsehlandschaft und fordern eine sofortige Abschaltung aller Sendeanlagen so­wie eine Sendepause nicht unter 30 Jahren.
Die Bundesregierung hat es jedoch bislang mit Ver­weis auf die in Deutschland geltenden Grenzwerte vehement abgelehnt, drastische Maßnahmen zur Reduktion der hierzulande gehäuft anfallenden und stark umweltbelastenden Fernsehprogramme zu ergreifen. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD): »Scheißegal, Alter. Fick dich ins Knie.«
So soll zwar angeblich langfristig die Zahl der Talkshowgäste und anderer so genannter stark strahlender fernsehaktiver P-Substanzen, bei denen in den vergangenen Jahren besonders hohe Emissionswerte gemessen wurden (Pilawa, Pocher, Paris Hilton), massiv reduziert werden.
Doch statt einer Endlagerung ist vorgesehen, in Fragen des Recyclings und der Wiederaufberei­tung völlig neue Wege zu beschreiten. Ausgebrannte und kontaminierte Fernsehwracks sollen in der Wiederaufbereitungsanlage RTL 2 rückstandsfrei wiederaufbereitet und dem Sendebetrieb erneut zugeführt werden.
Geplant ist überdies unter anderem eine Zusammenlegung der deutschen Fernsehsender zu einem einzigen, in dem rund um die Uhr Marcel Reich-Ranicki, Johannes B. Kerner, Boris Becker und Guido Westerwelle sich gegenseitig interviewen. Aus dem Ausland sind bereits besorgte Anfragen eingegangen, in denen auf das internationale Abkommen des Verbots der Herstellung von Massenvernichtungswaffen verwiesen wird.
Der in nach wie vor nicht geringen Mengen anfallende Sondermüll (deutsche Comedy-Shows, Silvesterstadl, Uta Ranke-Heinemann) soll künftig, eingeschweißt in zu diesem Zweck hergestellte Spezialcontainer mit 20 Meter dicken Bleiwänden, sicher in nicht begehbaren Schächten des unterirdischen Vormittagsprogramms endgelagert werden. Wer wissentlich und/oder in heimtückischer Weise Interviews mit Wolfgang Joop produziert und/oder sendet, soll einem derzeit vorbereiteten Gesetzentwurf zufolge stand­rechtlich erschossen werden. Dennoch kann die Bundesregierung eine Gefährdung der Bevölkerung derzeit nicht völlig ausschließen.
Engpässe in der Versorgung der Bevölkerung mit auszustrahlendem Material sollen künftig allerdings der Vergangenheit angehören. Eventuell auf­tretende Versorgungslücken (Bildstörungen, Sendepausen, Testbilder etc.) sollen mit Ausschnit­ten aus deutschen Autorenfilmen der siebziger Jahre, alten Neujahrsansprachen von Politikern und Szenen von frenetisch applaudierendem Studiopublikum gefüllt werden. Die einschlägigen Umweltschutzorganisationen haben leider noch keinen Widerstand angekündigt.