Ein General als Außenminister

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Eigentlich wollte Ariel Sharon nie mehr mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu reden. Denn der Premier, so äußerte Infrastrukturminister Sharon noch im vergangenen Jahr, sei "ein gefährlicher Mann für den Staat Israel", weil er den Truppenabzug aus Hebron zugelassen hatte. Seit Freitag letzter Woche hat der 70jährige allerdings wenig Grund, sich über Netanjahu zu beklagen, denn dieser hat ihn zum Außenminister ernannt. Sharon tritt damit die Nachfolge von David Levy an, der die Koalition verlassen hat. Im Gegensatz zu Levy gilt der ehemalige Armeegeneral Sharon als Hardliner gegenüber der palästinensischen Autonomiebehörde. Als "ein Mann mit sehr viel Palästinenserblut an seinen Händen" bezeichnet ihn der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat. Zudem sei die Ernennung Sharons ein Rückschlag für den Friedensprozeß, der mit Verhandlungen zwischen Netanjahu und Palästinenserpräsident Jassir Arafat in dieser Woche in Washington vorangebracht werden sollte.

Sharon mußte 1983 vom Amt des Verteidigungsministers zurücktreten, weil ein Untersuchungsausschuß ihn der indirekten Verantwortung für die Massaker christlicher Milizen an Palästinensern im Libanon beschuldigte. Auch hatte der neue Außenminister vor seiner Ernennung geäußert, mehr als neun Prozent der Westbank dürfe Israel nicht räumen. Der von US-Außenministerin Madeleine Albright vorgeschlagene Kompromiß, der eigentlich Gegenstand der Gespräche in Washington sein sollte, sieht einen Rückzug aus 13 Prozent der Westbank vor.